Reverend Sun Myung Moon
Ansprache des Gründers bei der 14. Weltmedienkonferenz
Marriott Hotel, Washington DC.
26. November 1997
Ins Deutsche übertragen von Johannes Stampf
Verehrter Vorsitzender, Verehrte Referenten und Teilnehmer, meine Damen und Herrn!
Ich möchte meinen tiefempfundenen Dank für Ihre Teilnahme an dieser 14. Weltmedienkonferenz, die heuer als Teil des 3. Welt Kultur und Sportfestes abgehalten wird, zum Ausdruck bringen.
Ich finde es besonders bedeutungsvoll, dass Sie sich bei dieser Konferenz mit der Frage beschäftigen, welche Aufgaben auf die Medien im Zuge der Globalisierung im 21. Jahrhundert, das in wenigen Jahren angebrochen sein wird, zukommen werden.
Wir leben in einer Zeit, in der die globale Umgebung auf sehr schnell wechselnde Veränderungen zu reagieren hat. Es obliegt den Medien mehr als anderen Bereichen der Gesellschaft, auf diese Veränderungen schnell und korrekt zu reagieren. Ansonsten wird die Zukunft noch größerer Verwirrung und Instabilität gegenüber stehen.
Zur Zeit bringt der immer schneller werdende Kommunikations- und Datenaustausch, der schon auf die Lichtgeschwindigkeit zugeht, die größten Veränderungen mit sich. Täglich werden neue Technologien entwickelt, die Zeit und Raum zu übersteigen scheinen und über die sekundenschnell Informationen an die entferntesten Winkel der Welt gelangen.
In der Vergangenheit forderten die Zeitungsherausgeber, dass ihre Reporter lokale Ereignisse schneller veröffentlichen als andere Zeitungen das tun. Wie aber sieht die Lage heute, drei Jahre vor dem Jahrtausendwechsel aus?
Betrachten Reporter heute ihr Lokalgeschehen, so denken sie dabei nicht nur an die physische oder geografische Region, in der sie leben. Sie denken dabei auch an ihre Verbündeten und Nachbarn überall auf der ganzen Welt, mit denen sie über e-mail in Kontakt stehen.
Sammelt ein Reporter zu bestimmten Themen Informationen, so macht er vom Internet Gebrauch, um relevantes Material aus aller Welt zusammenzutragen. Für solche Reporter gilt als lokales Geschehen nicht nur die unmittelbare Umgebung, sondern die ganze Welt.
Wenn wir nur hundert Jahre, an den Beginn des 20. Jahrhunderts, zurückdenken, so sehen wir, dass damals Neuigkeiten und Berichte über Zug oder Schiff oder über Brieftauben transportiert wurden. Die Empfänger mussten sich Tage und Wochen gedulden, um wichtige Berichte, wie die Lage auf den Kampffeldern des ersten Weltkrieges, erhalten zu können.
In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre machte es die Telekommunikation möglich, Neuigkeiten innerhalb von Sekunden überall zu verbreiten. Die ganze Welt kann wichtige Berichte fast simultan empfangen. So kann gesagt werden, dass heute die Welt zunehmend zu einer lokalen Gesellschaft wird und Lokalnachrichten werden im Gegenzug zu Neuigkeiten für die ganze Welt.
Da die elektronische Kommunikationstechnologie die Welt auf diese Weise zusammenführt, haben wirtschaftlicher und kultureller Austausch fast ein Zeitalter ohne Grenzen erreicht.
Die Zeit ist gekommen, in der die Bewohner der Welt einander bis in ihr eigenes Leben hinein beeinflussen. Die Wirtschaft eines Landes oder einer Region kann sich dem Einfluß der Weltwirtschaft nicht entziehen.
Das alles legt nahe, unsere Welt als eine einzige Gesellschaft zu betrachten. Wir stehen nun vor der Frage: Wie sollten Form und Inhalt der modernen Mediengesellschaft aussehen?
Ich hoffe, dass Sie im Laufe dieser Konferenz eine Reihe von Themen in Bezug auf diese Fragestellung behandeln und dabei brauchbare Resultate erzielen werden.
Auch möchte ich diese Gelegenheit dazu nutzen, einige meiner Ansichten über Globalisierung und Medien darzulegen.
Als erstes denke ich, dass sich die Medien in einem globalen Zeitalter über einen "funktionellen Journalismus" hinaus zu einem "Werte Journalismus" hin entwickeln sollten. Die Nachrichtenberichterstattung erfüllt ihre Aufgabe nicht, indem sie bloß trockene Fakten weitergibt. Sie sollte vielmehr Mittels Kommentaren und Kritiken ihre Leser und Seher in tiefere Zusammenhänge der Wahrheit einführe, und sie so in spirituellen und moralischen Wertebenen höher heben.
Im globalen Informationszeitalter des 21. Jahrhunderts werden die Völker verschiedener Länder einander gegenseitig über internationale Grenzen hinweg zunehmend beeinflussen. So können die unmoralischen Aspekte eines einflußreichen Landes leicht ihren negativen Einfluß auf andere Länder ausweiten. Das kommende Informationszeitalter, das ein Resultat der Fortschritte in der Kommunikationsindustrie sein wird, ist ein grundlegender Faktor, der uns in eine Welt treibt, in der die Information mit der ganzen Menschheit geteilt wird. In einer solchen Welt wird die rein faktische Berichterstattung zu rudimentär sein. Den Medien wird die wichtige Rolle zufallen, diese Fakten zu interpretieren und zu evaluieren, um so den Lesern und Sehern eine Richtung geben zu können.
Hier ist es wichtig, die Weltsicht, die Philosophie und den geschichtlichen Ausblick einer Medienorganisation und deren Journalisten mit einzubeziehen. Anders ausgedrückt wird es für Journalisten notwendig sein, positive und idealistische Werte in Bezug auf die Menschheit, den Weltfrieden und den Wohlstand zu verbreiten.
Daher sollten wir uns eine globale Perspektive aneignen.
Wenn die Medien, die nur die grundlegenden Bedürfnisse und Interessen der Menschen vom kommerziellen Standpunkt aus befriedigen, den Trend setzen, so wird die Welt im 21. Jahrhundert zu einem noch düstereren und freudloseren Ort werden.
Wir gingen im 20 Jahrhundert bereits durch einen sehr schwierigen ideologischen Krieg. Ist es nicht so, dass während dieses ideologischen Kampfes des kalten Krieges der Dialektische Materialismus der kommunistischen Gesellschaft in vielen Gesellschaftsschichten ganz hoch hinauf stieg?
Noch vor einigen Jahren standen zahlreiche Intellektuelle und Journalisten aus der freien Welt unter diesem Einfluß, der große Verwirrung stiftete.
Ich begegnete der Herausforderung dieser Zeit sehr ernsthaft, mit dem Ergebnis, dass ich vielen Missverständnissen und harscher Kritik ausgesetzt war. Auf der einen Seite führte ich die Vereinigungsbewegung und die Campaign zur Verwirklichung des Familienideals an. Auf der anderen Seite arbeitete ich daran, den kommunistischen Block zu befreien und die Studenten und Intellektuellen dieser Länder mit einem Wertesystem auszustatten, um sie so auf die Welt nach dem Kommunismus vorzubereiten.
1982, in einer Zeit, in der die freie Welt die größten Herausforderungen des kalten Krieges zu meistern hatte, gründetet ich die Washington Times. Es war eine Zeit, in der Washington DC, das auf vielerlei Weise die Hauptstadt der Welt ist, nur eine einzige Zeitung hatte - die Washington Post.
In dieser Zeit betrachtete ich die Welt nicht bloß vom Standpunkt internationaler Machtverhältnisse im kalten Krieg aus, sondern vom Standpunkt der Geschichte von Gottes Vorsehung der Erlösung. Ich habe damals bereits über das nahe Ende der kommunistischen Sowjetunion gesprochen. Während der Vorbereitungen auf die 2. Internationale PWPA (Professors World Peace Academy) Konferenz 1985 in Genf sagte ich den Gelehrten aus aller Welt, dass die Konferenz unter das Thema: "Der Zerfall des Sowjetkommunismus" gestellt werden sollte.
Die Gelehrten, die die Lage aus der Perspektive der Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion betrachteten, waren darüber sehr erstaunt und auch ziemlich verwirrt. Am Ende stimmten sie aber zu und die Konferenz wurde unter mein vorgeschlagenes Thema gestellt.
Im Zuge der 11. Weltmedienkonferenz im April 1990 in Moskau traf ich dann Michail Gorbatchow, umringt von einer Gruppe von Journalisten aus der freien Welt, die ich hauptsächlich von der Washington Times her kannte.
In meinem Treffen mit dem Präsidenten Gorbatchow sagte ich ihm, dass die Zukunft des atheistischen Materialismus keine andere als die der Selbstzerstörung sein kann, und dass er den Materialismus zurückweisen und eine Neubelebung spiritueller, auf die Religion ausgerichteter Werte versuchen sollte.
Innerhalb der folgenden zwei Jahre kollabierte das kommunistische Sowjetreich. Meine Vorhersage von 1985 in Bezug auf das Ende der Sowjetunion wurde wahr und viele Gelehrte, die meine Vorhersagen kannten, waren abermals sehr erstaunt.
Woher, glauben Sie, hat Reverend Moon diese Fähigkeit historische Veränderungen vorherzusehen? Ich möchte Ihnen ganz ernsthaft den Grund dafür sagen. Ohne Zweifel stehe ich als religiöser Führer in enger Kommunikation mit Gott. Ich habe mich absolut darauf festgelegt, Gottes Plan und Gottes Willen für die Zukunft der Menschheit Wirklichkeit werden zu lassen.
Ich habe fortwährend an die Leiter aus allen Lebensbereichen, die von Gott mit einer Verantwortung betraut wurden die Errichtung der zukünftigen Welt vorzubereiten, apelliert, ihre Verantwortung zu erfüllen.
Das Zeitalter des kalten Krieges geht dem Ende zu. Die Menschheit befindet sich an einem äußerst kritischen Punkt. Wir haben uns auf ein neues Millennium vorzubereiten, in dem wir, basierend auf den Prinzipien gegenseitiger Abhängigkeit, gemeinsamen Wohlstandes und universell gültiger Werte, auf Erden als Brüder und Schwestern unter Gott zusammen leben werden.
Wir müssen sicherstellen, dass die Welt des 21. Jahrhunderts und darüber hinaus, eine Welt des Friedens sein wird, in der die Menschheit gemeinsam in Freiheit und Wohlergehen, in Liebe und Freude leben kann.
Die ideologische Konfrontation von Ost und West geht ihrem Abschluß entgegen und wir haben nun die Unterschiede der wirtschaftlichen Standards zwischen Nord und Süd in Angriff zu nehmen. Ich habe bereits vor einiger Zeit den Austausch wissenschaftlicher Technologie und die Errichtung einer internationalen Friedensautobahn angeregt. Das entspringt meiner Sicht, dass die Menschheit zu einer Menschheitsfamilie in einem Status gegenseitiger Abhängigkeit hin geführt werden muss.
Nun, da der kalte Krieg zwischen Ost und West geendet hat und die Kommunikationstechnologie Tag für Tag Neues hervorbringt, damit die Welt zu einer einzigen Gesellschaft zusammenwachsen kann, glauben Sie, dass die Menschheit automatisch dadurch in Frieden und Freude zusammenleben wird? Absolut nicht. Im Laufe des 21. Jahrhunderts wird die Menschheit noch fundamentalere und sogar gefährlichere Situationen zu meistern haben, als in der Zeit des kalten Krieges.
In Übereinstimmung mit dem, was ich empfangen habe, wird die Menschheit in der Zukunft von Verdorbenheit, Zügellosigkeit, moralischem Zerfall und dem Zusammenbruch der Familienwerte geplagt werden. Moralische Dekadenz steht wahrlich in direktem Zusammenhang mit der Entstehung der Sünde, die den Menschen in abgrundtiefes Leid und zermürbende Verzweiflung stößt.
Ob die zukünftige Welt dem Himmel oder der Hölle gleicht wird davon bestimmt, ob wir einen Moralkodex der Reinheit der Familie etablieren können, mithilfe dessen die Familienwerte geschützt werden, oder nicht.
Ist es denkbar oder möglich, dass der Zerfall der Moral junger Menschen, die Ausweitung der Kriminalität aufgrund von Drogenmissbrauch, die Zunahme von Egoismus und Ehescheidungen, der Zusammenbruch der Familie, AIDS und sexueller Mißbrauch mit politischer Spitzfindigkeit oder mit Macht beendet werden kann? Bis heute waren wir unfähig, diese Probleme zu lösen, trotz der Aufklärung in den Schulen und der Instruktionen der Religionen.
Was nützen einer Gesellschaft wirtschaftlicher Wohlstand und politische Freiheit, solange sie der Agonie sterbender Familien hilflos gegenübersteht? Die Menschheit ist an einem Punkt angelangt, an dem sie eine Lehre finden muss, die die Familienwerte schützt und hoch hält und einen Weg, diese Lehre in die Tat umzusetzen.
Im Nachkriegszeitalter des kalten Krieges müssen wir die Familienwerte hochhalten und schützen.
Das ist die wichtigste Botschaft, die Reverend Moon Ihnen, als teilnehmende Journalisten, die die Journalisten der Welt repräsentieren, heute geben möchte.
Zur Zeit wird das 3. Welt Kultur und Sportfest in Washington DC abgehalten und die internationale Ehesegnungszeremonie wird am 29. November im Robert F. Kennedy Stadion und überall auf der Welt stattfinden. Ursprünglich war geplant, dass 3.6 Millionen Paare daran teilnehmen werden. Überraschender Weise jedoch, wird die Zahl 36 Millionen, das Zehnfache der ursprünglichen Zahl, sogar noch um einige Millionen Paare übersteigen. Diese Feier, die die ganze Menschheit umschließen wird, wird wahrlich einen majestätischen Beginn darstellen und alle Menschen und Völker der Welt inspirieren, die Familienwerte hoch zu halten und zu beschützen.
Ich bitte Sie, die Journalisten und die Gelehrten und Führer aus aller Welt, die Sie hier an diesem Festival teilnehmen, auf nationaler Ebene in enthusiastischer Kooperation zusammenzuarbeiten, damit dieses Ereignis, zu einem globalen Fest werden kann.
Die Ausweitung und Festigung dieser Bewegung für wahre Familien zu einem weltweiten Phänomen, ist ganz gewiss die wichtigste geistige und kulturelle Revolution für die Menschheit im 21. Jahrhundert.
Im vergangenen Juni kündigte ich im Rahmen der Feiern des 15jährigen Bestehens der Washington Times an, in 185 Ländern auf allen Erdteilen einen Nachrichtendienst einzurichten und so die ganze Welt zu einer Gesellschaft zu verbinden.
Dieses riesige Projekt wurzelt in meiner Überzeugung von einer Zukunft, wie ich sie eben beschrieben habe. Aus dieser Überzeugung hervorkommend, wird es ein Geschenk an die Menschen zukünftiger Generationen sein. Ich möchte die Teilnahme und die Kooperation in diesem Projekt den hier versammelten Journalisten aus aller Welt anbieten.
Ihren Diskussionen und Debatten während dieser Konferenz wünsche ich, dass sie großartige Früchte zeitigen mögen.
Ich danke Ihnen für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit.