Gründungsansprache
Reverend Sun Myung Moon
6. Februar 1999
Lotte Hotel, Seoul, Korea
(Deutsche Übersetzung: Johannes Stampf)
Verehrte leitende Persönlichkeiten aus allen Lebensbereichen!
Ich fühle mich geehrt, daß ich diese Gründungsversammlung der "Interreligiösen und Internationalen Föderation für den Weltfrieden" (IIFWF) hier einberufen durfte. Es war bereits im vergangenen Jahr, daß ich einen öffentlichen Vorschlag für eine derartige Organisation gemacht habe. In meinem Herzen jedoch, bereitete ich mich bereits seit Jahrzehnten auf dieses Ereignis vor.
Der Zweck der verschiedenen ökonomischen und interreligiösen Aktivitäten und Organisationen, die ich in den vergangenen vierzig Jahren ins Leben gerufen habe, war immer die Verwirklichung des Weltfriedens, den Gott und Mensch so sehr herbeisehnen. Eine Friedensvision liegt jeder interreligiösen Aktivität zugrunde.
Im zwanzigsten Jahrhundert mußte die Menschheit zwei verheerende Weltkriege und 70 Jahre der Unterdrückung und des Konfliktes unter der atheistischen Ideologie des Kommunismus in der Ära des kalten Krieges erfahren. Als diese Ära zu Ende war feierte die Welt und erhob ihr Glas auf den Frieden. Allzuschnell aber mußten wir feststellen, daß das Ende des kalten Krieges nicht automatisch die Zeit des Friedens einleitete. Gewalttätige Konflikte setzten sich überall auf der Welt fort. Auch heute werden wir über grausamste Verbrechen in Jugoslawien, dem Mittleren Osten, im Sudan und anderswo informiert. Es ist allgemein bekannt, daß viele dieser Auseinandersetzungen in tiefgreifenden religiösen Konflikten ihren Ursprung haben. Das sind nur einige Beispiele, die uns auf die Wichtigkeit eines Dialoges und einer Kooperation zwischen den Religionen aufmerksam machen.
In unserer Zeit ist es oft so, daß Religionen die Verwirklichung ihrer Ideale distanziert von weltlicher Macht anstreben. Das wird weitgehend als generelle Norm anerkannt. Ich jedoch glaube, daß die Zeit für die internationalen Organisationen gekommen ist, die im Dienste des Weltfriedens ihre Beziehung zu den großartigen religiösen Traditionen der Welt neu überdenken.
Vielleicht dienen die Vereinten Nationen mehr als jede andere internationale Organisation als gutes Beispiel. Viele sehen in den Vereinten Nationen eine institutionalisierte Organisation des menschlichen Ideals des Weltfriedens und setzen ihre Hoffnungen in sie. In den Vereinten Nationen suchen Repräsentanten aller Nationen gemeinsam nach Lösungen für die Probleme der Welt und arbeiten für den Frieden und das Wohl der gesamten Menschheit.
Dennoch werden den Anstrengungen der Vereinten Nationen, den Weltfrieden herbeizuführen, viele ernste Hindernisse in den Weg gelegt. Während ihre Erfolge nicht verneint werden können ist es ersichtlich, daß an zahlreichen Stellen noch Verbesserungen angebracht sind. Die Zeit ist reif dafür, daß gute und unterstützende Beziehungen zwischen Staatsmännern aus aller Welt und Vertretern der Religionen der Welt dringend gebraucht werden.
Ursprünglich sollte der Mensch so leben, daß Geist und Körper eine Einheit bilden, die die vollständige Liebe Gottes erwidert. Da die Menschen als Söhne und Töchter und zum Ebenbild Gottes geschaffen wurden, sollten sich ihr Geist und ihr Körper nicht bekämpfen. Im Gegenteil, sie sollten eine wahre Einheit bilden. In Gott sind Geist und Körper nicht in Konflikt: der allmächtige Gott kann niemals einen Konflikt in sich haben.
Das menschliche Ideal der Geist-Körper Einheit erreicht der einzelne dann, wenn er voll von der Liebe Gottes eingenommen ist. Die Worte: Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Söhne heißen (Matt 5:9) weist darauf hin, daß das Ideal der Geist-Körper Einigkeit auf der Basis der Beziehung zu unserem Himmlischen Vater erreicht werden kann.
Es ist auf den Sündenfall zurückzuführen, daß die Menschen den Standard der Einheit und Harmonie zwischen ihrem Geist und ihrem Körper verloren haben und seitdem in Selbstzwiespalt und Konflikt leben. Darüber hinaus weitete sich der Kampf zwischen Geist und Körper von der Einzelperson auf die Familie, die Gesellschaft, die Nation und die Welt aus. Der Mord Kains an seinem Bruder Abel hatte in diesem Konflikt seinen Ursprung. Alle Konflikte und Kriege seit dem Beginn der Menschheit waren im Grunde Kämpfe zwischen einer Kain-Seite, die im Vergleich das Böse repräsentiert und einer Abel-Seite, die mehr die Seite des Guten einnimmt. Der Kampf zwischen Kain- und Abelseiten sollte ein Ende finden und alles sollte in den ursprünglichen Zustand wiederhergestellt werden. In gleicher Weise sollte auch die Konfrontation zwischen unserem Geist und unseren Körper aufgelöst und die Harmonie und Einheit wiedererlangt werden.
Es ist angebracht das Prinzip der Geist-Körper-Einheit im Individuum auf globaler Ebene anzuwenden. Für diesen Zweck gründete ich die Interreligiöse Föderation für den Weltfrieden, damit sie die Welt des Geistes repräsentiert und die Föderation für den Weltfrieden, damit sie die Welt des Körpers repräsentiert. Erst gemeinsam umfassen sie das gesamte Konzept des Weltfriedens.
Da die Wurzel der Probleme nicht allein politischer Natur ist, werden soziale und politische Lösungen allein immer unzureichend sein. Während die meisten Gesellschaften politisch regiert werden, liegt an der Wurzel der meisten nationalen und kulturellen Identitäten eine Religion. In der Tat übersteigt die religiöse Treue in den Herzen der Menschen bei weitem ihr politisches Zugehörigkeitsgefühl.
Für die Religionen ist die Zeit gekommen ihre echten Führerqualitäten in der Welt geltend zu machen. Ich glaube, daß religiöse Menschen sich für die heutige Situation der Menschheit und die Lösung der Ungerechtigkeiten unseres Zeitalters verantwortlich fühlen sollten. Profunde Selbstreflexion ist sicherlich eine wesentliche Voraussetzung dafür. Den religiösen Menschen ist es bis heute zu wenig gelungen ein Vorbild von praktizierter Liebe zu setzen. Heute ist die Zeit dafür zu bereuen, daß sie nicht voll für die Erlösung der Welt gearbeitet haben. Statt dessen waren sie nur mit ihrer eigenen Erlösung und den Interessen ihres eigenen Bekenntnisses beschäftigt. Nur der Glaube an die Liebe genügt nicht. Er muß von der praktischen Durchführung ergänzt werden.
Gott ruft heute die Verantwortlichen unserer Gesellschaft, insbesondere die religiösen Führer. Er möchte, daß wir die Ungerechtigkeiten und die Sünden der Welt herausfordern und statt ihnen die wahre Liebe errichten. Alle religiösen Menschen sollten sich zusammenschließen und als Repräsentanten Gottes an der Verwirklichung seiner Wünsche und Ziele arbeiten.
Weltfrieden kann verwirklicht werden durch ein Zusammenwirken von staatsmännischen Maßnahmen, die von Politikern gesetzt werden, welche den Körper und die sekulare Welt repräsentieren und der Weisheit und den Anstrengungen der religiösen Führer der Welt, die den Geist und die Welt des Geistes repräsentieren. Die Zeit ist gekommen, uns selbst über solche Dinge wie die Umstrukturierung der Vereinten Nationen ernsthafte Gedanken zu machen. Ist es nicht möglich, sich vorzustellen, daß die Vereinten Nationen eine zwei-Häuser-Struktur annehmen?
Was, wenn die Vereinten Nationen, die sich heute aus nationalen Vertretern zusammensetzen, die ihre nationalen Anliegen vertreten, in einem Haus zusammengefaßt werden und eine Ratsversammlung oder ein UN Senat, bestehend aus ausgewählten Vertretern der Religionen der Welt und hervorstechenden Persönlichkeiten auf diesem Gebiet, die sich mehr den Angelegenheiten des Herzens, beispielsweise den Fragen der Kultur und der Bildung widmen. Als eine Körperschaft, welche die globale Perspektive vertritt, würde diese religiöse Ratsversammlung die Interessen des Menschseins vertreten, die regionale und nationale Grenzen übersteigen.
Durch gegenseitige Achtung und respektvolle Zusammenarbeit, würden diese beiden Häuser einen großartigen Beitrag zur Verwirklichung des Weltfriedens leisten. Die politische Weisheit erfahrener Staatsmänner weltweit könnte sehr effektiv ergänzt werden von der Weisheit und der Vision der prominentesten Persönlichkeiten der Religionen der Welt.
Ich bin zuversichtlich, daß die moralische Vision und der vorbildliche Lebesstil der religiösen Führer ein Licht für die Menschheit ist, nicht nur indem sie eine Welt in den Vordergrund rückt, die diese Welt übersteigt, sondern auch, indem sie den Weg zum wahren Glück und Frieden auf dieser Welt aufzeigt.
Religiöse Führer sollten zu idealen Führern werden, welche nicht nur die wertvollen heiligen Weisheiten ihrer Tradition ererben und weitergeben, sondern auch ein Leben der selbstlosen Hingabe und des Dienstes führen. Der oberste Disqualifikationsgrund für einen solchen Leiter - sowohl einen politischen als auch einen religiösen - wäre die Selbstsucht (Selbstbezogenheit)
Indem ich regelmäßge Konferenzen abhielt, um die religiösen Führer zusammen zu führen, war mein Bestreben immer die Ausbildung zur wahren Liebe, die religiöse Bekenntnisse und nationale Interessen übersteigt.
Im vergangenen Jahr unternahmen religiöse Führer der Welt einen Vorstoß und regten an, daß religiöse Menschen eine Geldspende basierend auf der Zahl 7 leisten sollten, um damit einen Fond zur Errichtung des Weltfriedens zu stiften. Einzelpersonen und Nationen haben unterschiedliche Möglichkeiten. Für einige sind 7 Rubel eine Riesensumme, aber für andere wiederum wären 7 Millionen Dollar durchaus eine angemessene Spende. Würden alle religiösen Menschen dieser Welt im Herzen vereint für eine Sache arbeiten, so wären sie nicht nur fähig Geldmittel aufzutreiben, sondern sie könnten diese auch dazu verwenden die Weisheit und die Vision des Friedens zu lehren und weiterzugeben. Sie könnten effektiv zusammenarbeiten und die Ideale der wahren Liebe sowie den Wert der Errichtung vorbildlicher Familien hervorheben und fördern.
Verehrte Führer, wir sollten zusammenarbeiten und ein System implimentieren, das es uns ermöglicht, den höchsten Ausdruck religiöser Weisheiten an den Tisch zu bringen, an dem auch die dringendsten und einschneidendsten Probleme der Welt vorgebracht werden. Solch ein System kann durch die Schaffung eines Weisenrates, der sich aus den religiösen Führern der Welt zusammensetzt, im Rahmen der Vereinten Nationen geschaffen werden. Ich ersuche Sie heute, die IIFWF, als ersten Schritt zu diesem Ziel hin, zu gründen. Dazu hoffe ich ernsthaft, daß Sie großzügig Ihre eigenen Erfahrungen, Ihre Weisheit und Ihre Bemühungen einbringen, um dieses höchste aller Ideale Wirklichkeit werden zu lassen.
Ich bin zuversichtlich, daß die IIFWF einen entscheidenden Beitrag zur Verwirklichung des Weltfriedens leisten wird, und ich bete, daß Gott Sie alle, Ihre Familien und Ihre Arbeit segnen möge.
Danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.