Das Ultimatum des Hl. Stuhls im Vatikan an Erzbischof Milingo im Volltext

Bekanntmachung

von Rev. Phillip Schanker

Dienstag, 17. Juli 2001

Deutsche Übersetzung Heinrich Krcek und Johannes Stampf

Im Anschluss an diese Einleitung folgt der Volltext der Erklärung des Vatikan, die heute, am 17. Juli 2001, Erzbischof Milingo betreffend veröffentlicht wurde. Beachten Sie, dass das Dokument von Kardinal Ratzinger im Namen des Papstes unterzeichnet ist.

Das Dokument enthält in Punkt 2 eine schwerwiegende Verzerrung der Tatsachen, wenn davon die Rede ist, dass Mangels der Möglichkeit einer Kontaktaufnahme mit dem Erzbischof die Bekanntmachung öffentlich erfolgt.

Wahr ist dagegen, dass der Erzbischof mehrere Briefe an den Vatikan gesandt hat, in denen er seine Lage darlegte und Lösungen anstrebte, die es ihm möglich machen würden in der katholischen Kirche zu verbleiben, und in denen er noch vor dem Vollzug seiner Ehe auch um ein Gespräch mit dem Heiligen Vater bat. Der erste dieser Briefe wurde am 10. Juni als Brief an das päpstliche Sekretariat und als Fax unter anderem an den Staatssekretär des Vatikans übermittelt. Der Empfang der Briefe wurde bestätigt. Fax- und Telefonnummern und auch eine Rückantwortadresse in New York wurden mitgeteilt. Der Brief aber wurde nie beantwortet.

Zusätzlich hat der Erzbischof Organisationen, Büros, Mitarbeiter und Kollegen in Rom, von denen die meisten mit ihm in Kontakt geblieben sind und die auch in Verbindung mit dem Vatikan stehen. Er hat auch einen legalen Vertreter, der in den vergangenen Jahren an seiner Stelle mehr als 200 Mal mit dem Vatikan Verbindung aufgenommen hat. Keine dieser Personen wurde jemals danach gefragt, wie der Erzbischof zu erreichen wäre. Wenn andererseits aber der Erzbischof versuchte, mit jemandem aus seiner Gemeinde Kontakt aufzunehmen, so fand er diese Personen eingeschüchtert und Angesichts der Androhung von Sanktionen, wenn sie es wagen sollten mit ihm sprechen, von Zweifeln und Verwirrung geplagt. Sogar seine Versuche, sie finanziell zu unterstützen, wurden abgeblockt.

Erzbischof Milingo wandte sich in gutem Glauben an diese Vertrauten und Mitarbeiter, der aber nicht erwidert wurde. Ungeachtet des Versprechens den Erzbischof zuerst persönlich zu informieren (ZENIT News, 28. Mai 2001) wurde fortwährend eine Propagandamaschinerie in Bewegung gesetzt. Heute gab der Erzbischof seinen ersten Brief an den Vatikan vom 10. Juni zur Veröffentlichung frei. Alle weiteren Berichte an den Vatikan werden zu gegebener Zeit in Kopie an die Medien gesandt werden. Ungeachtet der Bemühungen der Kirchen diesen stechenden "Dorn" zu beseitigen, zeichnet sich jedoch der Beginn einer sehr kraftvollen Bewegung ab.

Als Seine Exzellenz die Eröffnungssitzung der halbjährlich stattfindenden CORPUS Konferenz (Amerikanische Organisation verheirateter Priester und Nonnen) besuchte, riefen die Teilnehmer laut heraus: "Lasst ihn sprechen!" Sie baten ihn auf die Bühne und ehrten ihn mit "standing ovations", für die er sich mit einem kurzen und sehr direkten Zeugnis über seine Ehesegnung bedankte. Er wurde von zahlreichen Kirchen im ganzen Land (USA) eingeladen und plant nun eine Ansprachentour, um einerseits interreligiöse Unterstützung für seine auf die Familie ausgerichtete Mission in Afrika zu bekommen, andererseits um eine bessere Einheit zwischen den Afrikanern und den Afro-Amerikanern in Amerika zu fördern.

 

Die Erklärung des Vatikan vom 17. Juli 2001

NOTIFICA DELLA CONGREGAZIONE PER LA DOTTRINA DELLA FEDE, 17.07.2001
TESTO IN LINGUA INGLESE

Die Glaubenskongregation sieht sich nach reiflicher Überlegung und mit dem Auftrag des Pontifex Maximus und in ihrer Funktion zum Schutze des Glaubens und der Moral im Leben der Kirche in Übereinstimmung mit dem Codex iuris canonici, canon 1347 § 1 verpflichtet zu handeln und die Gläubigen vor ernsthaften Schäden durch das jüngste Verhalten des hochverehrten Emmanuel Milingo, Erzbischof emeritus von Lusaka, zu schützen.

Die erwähnte Glaubenskongregation, die

1. in Kenntnis der schwerwiegenden öffentlichen Handlung und Stellungnahmen, in denen der Erzbischof versucht auf einer "ehelichen Verbindung" mit der Koreanerin Maria Sung zu beharren und dadurch der Sekte von Reverend Sun Myung Moon, genannt die Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung anhaftet und dadurch weiters gegen die Einheit mit dem Nachfolger Petri und dem Bischofskollegium verfehlt hat und für die es

2. nachgewiesener Maßen unmöglich war, mit dem Erzbischof Kontakt aufzunehmen, um ihn einzuladen über die schwerwiegenden Folgen seiner Vorhaben und seiner Handlungsweisen nachzudenken und Genugtuung für das öffentliche Ärgernis zu leisten, teilt

3. dem Erzbischof Milingo in Übereinstimmung mit dem oben genannten Kanon 1347§1 des Codex iuris canonici die folgende öffentliche kirchenrechtliche Ermahung mit:

a. sich von Maria Sung zu trennen;

b. alle Bande mit der Sekte "Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung" zu lösen,

c. öffentlich seine Treue zu Lehre und Kirchenzucht hinsichtlich des Zölibats zu erklären und seinen Gehorsam dem Pontifex Maximus gegenüber in einem klaren und unzweideutigen Akt kund zu tun.

Sollte Erzbischof Milingo bis zum 20. August 2001 keine formellen Schritte unternehmen um das in die Tat umzusetzen, was von ihm gefordert ist, wird die dem Heiligen Stuhl vorbehaltene Exkommunikation auferlegt. Die Kirche, die sich zu diesem schmerzlichen Schritt zum Wohle der Gläubigen verpflichtet fühlt, wird nicht aufhören zum Herrn, dem guten Hirten, für die ersehnte Rückkehr des Erzbischofs in die geöffneten Arme der Kirche und des gemeinsamen Vaters zu beten.

Rom, Sekretariat der Glaubenskongregation, am 16. Juli 2001

Josef Kardinal Ratzinger,
Präfekt

Tarcisio Bertone, S.D.B.
Erzbischof emeritus von Vercelli,
Sekretär