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Kapitel 1 - Die 12
Jünger Jesu
Kapitel 2 - Zentrale Persönlichkeiten
des Alten Testamentzeitalters
Kapitel
3 - Persönlichkeiten, die das Christentum repräsentieren
Kapitel
4 - Repräsentanten einzelner Kirchen und christlicher Religionsgemeinschaften
Kapitel 1 - Die 12 Jünger Jesu
1) Petrus, aramäisch Kephas
[beides heißt "Fels"], Jünger und Apostel Jesu, von Haus
aus Simon, Sohn des Jona, Fischer am See Genezareth. In der Überlieferung
der Evangelisten ragt er aus dem Kreis der Jünger Jesu schon früh
hervor. Nach Ostern erschien er neben Jakobus und Johannes als Führer
der Urgemeinde in Jerusalem, unternahm aber auch selbständige (Missions-)Reisen,
die ihn bis nach Rom führten. Hier fand er nach kirchlicher Überlieferung
64 oder 67 unter Nero den Märtyrertod (Kreuzigung mit dem Kopf nach
unten); man vermutet sein Grab unter der Peterskirche. Unter seinem Namen
sind die Petrusbriefe überliefert. Nach römisch-katholischer
Lehre war Petrus der erste Bischof von Rom; sein durch Jesu Verheißung
(Evangelium des Matthäus 16,19) begründeter Vorrang im Kreis
der Apostel ging auf seine Nachfolger in diesem Amt über (Papst).
- Heiliger (Fest: 29. 6. "Peter und Paul").
2) Andreas,
Apostel, Bruder des Petrus, Fischer, nach der Überlieferung
von Jesus berufen, soll in Skythien gewirkt und den Kreuzestod (Andreaskreuz)
erlitten haben. Patron Russlands; Fest: 30. 11.
3) Jakobus
Jünger Jesu, Sohn des Zebedäus und Bruder des Jüngers
Jesu Johannes. Um 44 n. Chr. wurde er von Herodes Agrippa hingerichtet.
Sein Grabmal in der Kirche von Santiago de Compostela (Spanien) wurde
ein bedeutender Wallfahrtsort des Mittelalters.
4) Judas
Jünger Jesu, Sohn des Jakobus, vielleicht mit Thaddäus oder
Lebbäus identisch (Evangelium des Lukas 6,16).
5) Johannes, Sohn des Zebedäus, Bruder des Jakobus des Älteren, Jünger Jesu, spielte in der Urgemeinde eine hervorragende Rolle, soll später in Ephesos gewirkt haben und nach Patmos verbannt gewesen sein; gilt nach der Überlieferung als Verfasser des Johannesevangeliums, der Johannesbriefe und der Apokalypse. Heiliger (Fest: 27. 12.).
6) Philippus
einer der Jünger Jesu, Apostel; vielleicht aus Bethsaida und aus
Täuferkreisen; wird als Märtyrer verehrt (Fest: 3. 5.).
7) Matthäus,
im Neuen Testament in allen Apostellisten genannter Jünger Jesu,
der nach der Überlieferung mit dem Zöllner Levi identisch ist.
In frühchristlicher Zeit galt Matthäus als Verfasser des Matthäusevangeliums
. Als Symbol für Matthäus ist ein Engel verbreitet. Fest: 21.
9.
8) Simon Kananäus,
Simon der Eiferer, Simon der Zelot, Jünger und Apostel Jesu, nach
der Legende Märtyrer in Persien. Heiliger (Fest: 28. 10.).
9) Thomas,
einer der zwölf Jünger und Apostel Jesu; zweifelte zuerst
an der Auferstehung Jesu ("ungläubiger Thomas"); gilt als Apostel
Indiens und in gnostischen Kreisen als Verfasser eines Thomasevangeliums.
Heiliger (Fest: 3. 7.).
10) Bartholomäus, einer der 12 Apostel Jesu, der nach der Legende in Indien u. a. Ländern des Ostens missioniert hat und als Märtyrer gestorben sein soll; Heiliger; Fest: 24. 8.
11) Thaddäus,
Lebbäus, Jünger und Apostel Jesu; Judas.
12) Jakobus Bruder Jesu,
Apostel und Haupt der Gemeinde in Jerusalem. Er trug den Beinamen "der
Gerechte". Jakobus gehörte zu den Vertretern eines strengen Judenchristentums.
62 n. Chr. ist Jakobus gesteinigt worden.
Jakobusbrief, Epistel des Neuen Testaments, nach der Tradition
von Jakobus dem Jüngeren, dem Bruder Jesu, verfasst. Die Verfasserschaft
ist umstritten.
Kapitel 2 - Zentrale Persönlichkeiten des Alten Testamentzeitalters
1) Abraham, der dem Stammvater Israels von Jahwe verliehene Ehrenname
(1. Buch Mose 17); der erste der 3 Erzväter, wanderte nach dem Alten
Testament von seinem Wohnsitz in Ur (Babylonien) oder Haran (Nordwestmesopotamien)
nach Kanaan (1. Buch Mose 12-25).
(Abraham [hebräisch, "Vater der Menge", aus Abram, "hochwürdiger
Vater"], männlicher Vorname; arabisch Ibrahim.)
2) Isaak, im Alten Testament Sohn Abrahams und Saras, einer der israelitischen Patriarchen, Vater Jakobs und Esaus.
3) Jakob,
im Alten Testament zweiter Sohn Isaaks; zählt zu den Patriarchen. Sein Beiname Israel, den er aufgrund seines Ringens am Jabbok erhielt (1. Buch Mose 32), dient im Alten Testament als Gesamtbezeichnung für die Glieder des 12-Stämme-Verbands, die sich damit als seine Nachkommen ausgeben.
4) Joseph
im Alten Testament Sohn des Patriarchen Jakob, von seinen Brüdern
nach Ägypten verkauft, rettete das Land vor der Hungersnot, zog seine
Familie nach und begründete damit den Aufenthalt Israels in Ägypten.
5) Mose
[ägyptisch], Moses, im Alten Testament der Empfänger der
Offenbarung Gottes (Jahwes) am Sinai, der Vermittler des Gesetzes (10 Gebote)
und der von Gott beauftragte Führer des Volkes Israel beim Zug von
Ägypten bis ins Ostjordanland (um 1225 v. Chr.). Die geschichtliche
Überlieferung im Alten Testament ist weithin von alten Sagenstoffen
durchsetzt. Die 5 Bücher Mose (Pentateuch) sind nach ihm benannt,
aber nicht von ihm verfasst.
6) Josua,
Sohn des Nun, Nachfolger des Moses in der Führung der israelitischen
Stämme nach Palästina. Das biblische Buch Josua berichtet über
die Landnahme Israels; die Geschichtlichkeit des Berichts ist umstritten.
7) Samuel,
biblische Gestalt, im Alten Testament dargestellt 1. als Prophet, Seher
oder Gottesmann (1. Buch Samuel 9; 10; 15; 19,18-24); 2. als Richter Israels,
d. h. als Träger des obersten Amts der Rechtsprechung vor der Einführung
des Königtums in Israel (1. Buch Samuel 7,15-17; 8,1-3; 12,1-5); 3.
als ein wirkungsvoller Prediger, der die Philister durch ein Gotteswunder
besiegte (1. Buch Samuel 7); 4. als Priestergehilfe am Zentralheiligtum
des israelitischen Stämmeverbands, der Lade (1. Buch Samuel 1; 3);
5. als Initiator des Königtums in Israel (1. Buch Samuel 8-12; 13;
15; 16,1-13). Diese Häufung von verschiedenartigen Ämtern und
Funktionen auf Samuel ist von der historisch-kritischen Forschung als das
Ergebnis eines überlieferungsgeschichtlichen Wachstumsprozesses erkannt
worden. Dass Samuel kurz vor dem Aufkommen des Königtums in Israel
(ausgehendes 11. Jahrhundert v. Chr.) als Verfechter der Jahwe-Religion
eine bedeutende Rolle gespielt hat, wird historisch wohl zutreffen. Wahrscheinlich
hat Samuel auch am sakralen Akt der Königsproklamation Sauls mitgewirkt.
- Nach Samuel als dem angeblichen Verfasser sind das 1. und 2. Buch Samuel
des Alten Testaments benannt (historisch unhaltbare jüdische Tradition).
8) David,
israelitischer König, * um 1040 v. Chr., † um 965/64 v. Chr.;
Schwiegersohn und Nachfolger Sauls, zuerst Truppenführer unter Saul
(Sage von David und Goliath), nach dem Tod Sauls König von Juda, später
auch von Israel; unterwarf die Philister, eroberte Jerusalem und machte
es zur Hauptstadt der durch Personalunion geeinten Reiche. Das von ihm
gegründete Großreich umfasste Syrien und Palästina. Die
sich an seine Dynastie knüpfenden messianischen Hoffnungen haben die
jüdische Religion bis ins Neue Testament stark beeinflusst. David
gilt als Verfasser vieler Psalmen.
9) Salomo
[hebräisch schelomo, von schanlôm, "Friede"], Salomon, König
von Israel und Juda 965-926 v. Chr., Sohn Davids und der Bathseba; konnte
das von seinem Vater geschaffene Großreich im Wesentlichen erhalten.
Der Modernisierung der Verwaltung diente die Einteilung des Reichs in 12
Verwaltungsbezirke oder Gaue. Fronarbeit wurde nicht nur von den unterworfenen
Völkern, sondern auch von den Israeliten verlangt, was zusammen mit
den alten Spannungen zwischen den Nord- und Südstämmen den Anlass
zur Reichsspaltung nach dem Tod Salomos (926 v. Chr.) gab. - Salomo erweiterte
und befestigte Jerusalem und erbaute den Jerusalemer Tempel. Hand in Hand
mit dem Ausbau der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zum Ausland
ging die Öffnung gegenüber fremden Kulturen und Religionen. Von
besonders nachhaltiger Wirkung war die Übernahme der altorientalischen
Weisheit, die wahrscheinlich zu Recht Salomo zugeschrieben wird (Sprüche
Salomos; Prediger Salomo und Weisheit Salomos).
Im Alten Testament spiegelt sich eine zwiespältige Haltung gegenüber der Regierung Salomos: einerseits Stolz auf Wohlstand, gesicherten Frieden und internationales Ansehen, andererseits offene Kritik an seiner Religionspolitik und versteckte Kritik an der brutalen Verfolgung der Gegner sowie an der Verpflichtung der Israeliten zum Frondienst.
10) Elias
[hebräisch, "Jahwe ist Gott"], Elia, alttestamentlicher Prophet,
um 870 v. Chr., stand mit Elisa (Elisäus), seinem Schüler, als
Bindeglied zwischen den frühisraelitischen Prophetenbruderschaften
und den späteren Schriftpropheten, gewann im Frühjudentum als
Vorläufer des Messias besondere Bedeutung.
11) Nehemia,
jüdischer Hofbeamter des persischen Königs Artaxerxes I.,
von ihm zweimal (445 und 430 v. Chr.) zur Organisation der jüdischen
Kultgemeinde nach Jerusalem entsandt. Das Buch Nehemia stammt vom Verfasser
der Chronikbücher, enthält aber u. a. eine Denkschrift Nehemias.
12) Hesekiel [-kiel], Ezechiel,
der letzte der sog. großen Propheten, der wahrscheinlich nur
im Babylonischen Exil wirkte (593-571 v. Chr.).
13) Jesajas, Jesaja, Isaias,
einer der vier sog. großen Propheten im Alten Testament; wurde
735 v. Chr. oder 746 v. Chr. berufen und wirkte bis kurz nach 701 v. Chr.;
griff stark in die politischen Ereignisse seiner Zeit ein, indem er sich
warnend und beratend an die Könige von Juda wandte. - Vom Buch Jesajas
gehen die Kapitel 1-39 auf Jesajas zurück; in Kapitel 40-55 ist das
Buch eines zweiten Propheten angefügt, der um 550 v. Chr. am Ende
des Exils in Babylonien wirkte (Deutero-Jesajas); er verkündete vor
allem den Messias als König. Die Kapitel 56-66 enthalten die Sammlung
von Worten eines anonymen Prophetenkreises (Trito-Jesajas) aus der Zeit
um 530 v. Chr. nach der Rückkehr des Volkes aus dem Babylonischen
Exil.
14) Jeremias,
Jeremia, einer der sog. großen Propheten des Alten Testamentes,
* um 645 v. Chr.; wirkte in Jerusalem von rund 627 bis 585 v. Chr., verkündete
den Untergang Judas als Strafgericht Gottes, deswegen während der
Belagerung als Hochverräter gefangen gehalten. Nach der Eroberung
Jerusalems durch die Babylonier von den Deportationen (597 und 587 v. Chr.)
verschont, wurde Jeremias nach der Ermordung des mit ihm befreundeten Statthalters
Gedalja nach Ägypten verschleppt.
Das Buch Jeremias bietet in seinen Sprüchen und Bekenntnissen
den innigsten und persönlichsten Ausdruck prophetischer Frömmigkeit.
- Die fünf sog. Klagelieder Jeremiä über den Untergang des
jüdischen Staates und Jerusalems stammen nicht von Jeremias.
15) Daniel
[hebräisch, "Gott ist Richter"], Held der Erzählung des Buches
Daniel (Kap. 1-6) und Seher der 4 Gesichte (Kap. 7-12); soll um 540 v.
Chr. in Babylon gelebt und das Buch Daniel verfasst haben, das aber erst
zwischen 170 und 164 v. Chr. entstanden ist.
3. Kapitel - Persönlichkeiten, die das Christentum repräsentieren
1) Paulus,
hebräisch Saulus, Apostel, der bedeutendste Missionar des Urchristentums,
* um 10 n. Chr. Tarsus in Kilikien, † um 64 als Märtyrer in Rom; aus
jüdischer Familie, aber schon von Geburt an römischer Bürger.
Wahrscheinlich in Jerusalem im Gesetz unterwiesen, war Paulus ein leidenschaftlicher
Verfechter des jüdischen Gesetzes und verfolgte die Christen. Um 33-35
kam er, wohl aufgrund einer Vision (Damaskuserlebnis), zum christlichen
Glauben. Unmittelbar nach seiner Bekehrung begann Paulus mit seiner Missionstätigkeit.
Erste Station war das Gebiet südöstlich von Damaskus (Arabien).
Nach zwei Jahren unternahm er eine Reise nach Jerusalem; eine mehrjährige
Missionstätigkeit in Syrien und Kilikien folgte; 13 Jahre nach der
1. Jerusalemreise war Paulus mit Barnabas beim "Apostelkonvent" wieder
in Jerusalem. Durch seine kompromisslose Verkündigung eines Evangeliums
frei von Gesetzesbedingungen an die Adresse von Nichtjuden war Paulus in
scharfen Gegensatz zum Judenchristentum der Urgemeinde gekommen. In Jerusalem
gelang es Paulus, Petrus, den Herrnbruder Jakobus und die Gemeinde von
der Richtigkeit seiner Botschaft und Haltung zu überzeugen und damit
die Einheit des frühen Christentums zu bewahren. Zypern, Kleinasien,
Syrien, Kilikien, Makedonien und Achaia sind weitere Stationen seiner Missionstätigkeit.
Längere Zeit verbrachte er in Korinth und Ephesos. Zahlreiche Gemeinden
aus Juden und Heiden waren das Ergebnis. Die letzte Phase seiner Wirksamkeit
führte ihn wieder nach Jerusalem. Dort erfolgte seine Verhaftung durch
die römischen Behörden. Prozesse in Jerusalem und Caesarea führten
nach 2 Jahren zur Deportation nach Rom und zur Verurteilung. Dort erlitt
er wahrscheinlich unter Nero den Märtyrertod.
Die Bedeutung des Paulus für Kirche und Christentum ist kaum zu überschätzen. Ihm ist es zu verdanken, dass die Übersetzung der Botschaft von Jesus, seinem Kreuz und seiner Auferstehung in Vorstellungs- und Denkformen des Hellenismus gelang. Die Traditionen aus Jerusalem, die er an vielen Stellen zitiert, sind für ihn nicht unveränderliche Norm. Norm ist das Evangelium von der die Verlorenheit des Menschen beendenden freien Gnade Gottes, die in Jesus offenbar geworden ist und den Menschen von Sünde, Gesetz und Tod (Römer 5 ff.) zur Liebe befreit, in der sich der Glaube bewährt. - Fest: 29. 6.
2) Calvin Caulvin, Cauvin, Johannes,
Reformator der französischen Schweiz, * 10. 7. 1509 Noyon, Picardie,
† 27. 5. 1564 Genf; Studien in Paris, Orléans und Bourges, nach
Bekanntschaft mit reformatorischen Gedanken hatte er 1533 oder 1534 ein
Bekehrungserlebnis und musste 1534 nach Basel auswandern. Auf einer Reise
gewann ihn 1536 in Genf G. Farel als Helfer bei der Durchführung der
Reformation. 1538 zusammen mit Farel verbannt, wandte sich Calvin nach
Straßburg. 1541 kehrte er nach Genf zurück, schuf eine neue
kirchliche Ordnung und Verfassung mit 4 Gemeindeämtern (Reformierte
Kirche), wobei er besonders über die Kirchenzucht wachte. Entscheidender
Ausgangspunkt seiner Theologie ist das Bekenntnis zur Allmacht Gottes,
dem in unbedingtem Gehorsam die Ehre gegeben werden muss. Daraus ergibt
sich Calvins Lehre von der doppelten Prädestination. In der Abendmahlslehre,
in der er die Gegenwart Christi im Geist vertrat, unterscheidet er sich
von H. Zwingli und M. Luther.
Calvinismus,
durch Persönlichkeit und Lehre J. Calvins geprägte Form reformatorischen
Christentums; fasst die Vielzahl reformierter Kirchen zusammen, die schon
zu Lebzeiten Calvins in zahlreichen europäischen Gebieten entstanden
(Schweiz, Frankreich, Niederlande, England u. a.); auch Puritaner, Presbyterianer.
Unter den - nicht allen reformierten Kirchen gemeinsamen - Bekenntnisschriften
besitzen die Confessio Helvetica posterior und der Heidelberger Katechismus
besonderen Rang. Theologisch betont der Calvinismus die Ehre Gottes, für
die sich der Christ aus Dankbarkeit unermüdlich in der Welt einsetzt.
3) Luther Martin,
deutscher Reformator, * 10. 11. 1483 Eisleben, † 18. 2. 1546 Eisleben;
Sohn des Bergmanns Hans Luther, trat infolge eines bei einem heftigen Gewitter
abgelegten Gelübdes am 17. 7. 1505 in den Orden der Augustiner-Eremiten
zu Erfurt ein, wo er 1507 zum Priester geweiht wurde. 1512 wurde er in
Wittenberg zum Doktor der Theologie promoviert. Seine erste Vorlesung über
die Psalmen hielt Luther 1513-1515, 1515/16 folgten Vorlesungen über
den Römerbrief und 1516-1518 über Galater- und Hebräerbrief.
Die Verkündigung des Ablasses zugunsten des Neubaus der Peterskirche in Rom durch den Dominikaner J. Tetzel in marktschreierischer Weise rief bei Luther Widerspruch hervor. Luther formulierte seine Bedenken in 95 Thesen , die er am 31. 10. 1517 zum Zweck einer Disputation mit Gelehrten in Wittenberg anschlagen ließ und dem Mainzer Erzbischof und dem Bischof von Brandenburg zusandte mit der Aufforderung zu einer schriftlichen Gegenäußerung. Luthers Thesen fanden, ihm selbst unerwartet, eine ungeahnt weite Verbreitung. Schon 1518 erhoben der Erzbischof von Mainz und die Dominikaner Klage in Rom. Im Verhör durch den Kardinallegaten T. Cajetan de Vio im Oktober 1518 zu Augsburg lehnte Luther einen Widerruf ab. Auf der Leipziger Disputation im Juli 1519 zwischen J. Eck und A. Karlstadt lehnte Luther die Irrtumslosigkeit der allgemeinen Konzilien ab. Aus seiner Rechtfertigungsverkündigung ergab sich notwendig die Kritik am Papsttum, das sich nach Luthers Auffassung über den klaren Wortlaut der Schrift hinwegsetzte. Die Bulle "Exsurge Domine" vom 15. 6. 1520 forderte seine Unterwerfung. Luther antwortete mit der Veröffentlichung seiner 3 großen Programmschriften "An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung" (August 1520), "Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche" (Oktober 1520) und "Von der Freiheit eines Christenmenschen" (November 1520), durch die er den größten Teil des deutschen Volkes für sich gewann. Die päpstliche Bulle seiner Verurteilung übergab er am 10. 12. 1520 feierlich der Verbrennung.
Am 3. 1. 1521 wurde Luther von Papst Leo X. exkommuniziert. Auf dem Reichstag zu Worms im April 1521 lehnte Luther den Widerruf und die stumme Unterwerfung unter ein allgemeines Konzil ab; Kaiser Karl V. verhängte darauf über Luther die Reichsacht. Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen ließ Luther nach einem Scheinüberfall auf die Wartburg bringen, wo die Übersetzung des Neuen Testaments entstand, die 1522 im Druck erschien und 1534 durch die Übersetzung des Alten Testaments ergänzt wurde. Während des Wartburgaufenthalts hatten sich vielerorts lutherische Gemeinden gebildet. Seine Schrift gegen die Mönchgelübde bewog zahlreiche Mönche und Nonnen, die Klöster zu verlassen. Die 1524/25 allenthalben im Reich ausbrechenden Bauernaufstände beriefen sich vielfach auf Luthers Lehren, doch die verübten Gräuel veranlassten ihn nach anfänglichem Verständnis für die Anliegen der unter Rechtsunsicherheit leidenden Bauern, die Fürsten "wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern" aufzurufen. Am 13. 6. 1525 heiratete Luther die ehemalige Zisterziensernonne Katharina von Bora.
Der Gegensatz zu H. Zwingli und den Wiedertäufern trat nun schärfer hervor. Das Marburger Religionsgespräch (1529) mit Zwingli führte nur zu teilweiser Übereinstimmung, weil Luther an der wirklichen Gegenwart Christi im Abendmahl festhielt. Zur Belehrung für das Volk verfasste Luther 1529 den "Kleinen Katechismus", für die Pfarrer den "Großen Katechismus". Auf dem Augsburger Reichstag 1530 legten mehrere evangelische Reichsstände ihre hauptsächlich von Melanchthon verfasste Bekenntnisschrift ("Confessio Augustana", "Augsburger Bekenntnis") vor. 1539 legte er in der Schrift "Von den Conciliis und Kirchen" seinen Kirchenbegriff dar. Er leugnete nicht die Heilsmöglichkeit für den römisch-katholischen Christen innerhalb einer vom Papst geleiteten Kirche, zeigte aber den Ursprung der Kirche in Wort und Sakrament, ohne menschliche Zusätze, auf. In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Luther dem Ausbau seiner Gemeinden. Luthers Schriften und Bibelübersetzungen haben zur Verbreitung und Durchsetzung einer allgemeinen deutschen Hochsprache wesentlich beigetragen. Seine Sprache war geprägt vom Stil der meißnischen Kanzleien und der mittelalterlichen Prosaliteratur.
Luthers Theologie hat ihr Zentrum in der Rechtfertigungsverkündigung, die christozentrisch interpretiert werden muss. In seiner genialen Bibelauslegung ist ein Reichtum theologischer Neuansätze angelegt, der sich schlecht in ein System einfangen lässt. In unerbittlichem Ringen um die Wahrheit der Offenbarung Gottes in Christus bereitete Luther auch der neuzeitlichen Problematik (Welt- und Menschenbild) die Bahn. Im politischen und sozialethischen Bereich keineswegs prinzipiell konservativ, ordnete sich Luther doch dem Rahmen des 16. Jahrhunderts in mancher Hinsicht ein (Dreiständelehre). Er verstand sich als Lehrer der Heiligen Schrift, nicht als Reformator der Kirche oder des Staats im Rahmen der damaligen Gesellschaftsordnung.
4) Wesley [-li], John,
englischer Kirchenstifter, * 17. 6. 1703 Epworth, Lincolnshire, † 2.
3. 1791 London; begann nach seiner 1738 in London unter dem Einfluss der
Herrnhuter Brüdergemeine erfolgten Bekehrung Predigt- und Seelsorgetätigkeit
(der sich sein Bruder Charles Wesley, * 1707, † 1788, anschloss) und gründete
Gemeinschaften innerhalb der anglikanischen Kirche, aus denen die Erweckungsbewegung
der Methodisten hervorging.
5) Augustinus, Aurelius,
Kirchenlehrer und Heiliger, * 13. 11. 354 Tagaste, Numidien, † 28.
8. 430 Hippo; zunächst Rhetor in Karthago, Rom und Mailand, wo er
unter dem Einfluss des Ambrosius und seiner christlichen Mutter Monika
Christ wurde (387 getauft), nachdem er zuvor den Manichäismus und
die neuplatonische Skepsis innerlich überwunden hatte; Rückkehr
nach Nordafrika 388; 395 Bischof von Hippo. Hauptwerke: "Confessiones"
("Bekenntnisse", Biografie seines inneren Werdegangs); "De trinitate" ("Über
die Dreieinigkeit"); "De civitate Dei" ("Vom Gottesstaat"); "Enchiridion".
Als Theologe war Augustinus richtungweisend für die Trinitäts-, Gnaden- und Kirchenlehre (Kampf gegen Pelagius), für die theologische Schau der Geschichte, für die Stellung der Kirche zum Staat und für die Entwicklung des westlichen Mönchtums. Durch seine zahlreichen Schriften beeinflusste er die christliche Theologie bis in die Gegenwart. Fest: 28.8
6) Polykarp
der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts Bischof von Smyrna, gilt
als Schüler des Apostels Johannes. Er stand in Verbindung mit bekannten
Leuten wie Ignatius von Antiochien, mit dem er 116 zusammentraf und von
dem er Briefe empfing. Irenäus von Lyon war sein Schüler. Er
vertrat die Kirchen Kleinasiens auf Zusammenkünften mit dem römischen
Bischof Anicetus, wobei ergebnislos über den Zeitpunkt des Osterfestes
verhandelt wurde.
Zeitgenossen sahen in Polykarp "einen Fels in der Brandung", einen
glaubensfesten Mann, wie er in den damals unruhigen Zeiten gebraucht wurde.
Deshalb zählt er zu den Apostolischen Vätern, den Säulen
der Kirchengeschichte. Sein Hauptanliegen war, die junge Gemeinde mit all
ihren suchenden, auch auseinander strebenden Tendenzen zusammenzuhalten
und zu einen. Er ermutigte seine Gemeinde, am Glauben festzuhalten auch
um den Preis eines Martyriums.
Diesen Preis musste Polykarp selbst zahlen: auf Verlangen der Menge
wurde er im Circus vorgeführt und ihm der Prozess gemacht. Der Proconsul
weigerte sich, Polycarp von Tieren zerfleischen zu lassen, weil dieser
Programmpunkt bereits beendet sei, aber er erlaubte, Polycarp zu verbrennen.
Das Volk nahm dies umgehend in die Hand; inmitten der johlenden Menge wurde
er auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Als die Flammen ihn nicht töten
können, wurde mit einem Dolch nachgeholfen.
Christen bestatteten Polykarp und begingen von da an den Gedenktag
an seinem Grab.
7) Tertullian, Quintus Septimius Florens,
Gedenktag evangelisch: 26. April
Name bedeutet: der dreimal im Gewölbe
des römischen Stattsgefängnisses war (latein.)
Theologe
* um 160 in Karthago beim heutigen Tunis
+ nach 220 daselbst
Quintus Septimius Florens wurde als Sohn eines römischen Offiziers
geboren und war nach seiner Ausbildung als Rechtsanwalt tätig. Zwischen
190 und 195 trat er zum Christentum über. 197 kehrte er von Rom nach
Karthago zurück und wurde Presbyter der Kirche. Er schloss sich dem
Montanismus an, der strenge ethische Regeln und Askese lehrte, und stieg
bis um 207 zu einem seiner führenden Vertreter auf.
Tertullian verfasste zahlreiche theologische Abhandlungen zur Verteidigung
das Christentums, dabei bekämpfte er das Heidentum ebenso wie die
Gnosis. Er vertrat einen rigorosen ethischen Standpunkt und setzte sich
für strenge Kirchendisziplin ein. Tertullian übte nachhaltigen
Einfluss auf die späteren Kirchenväter aus, insbesondere auf
Cyprianus. Viele seiner Werke wurden in die Sammlung der Schriften der
Kirchenväter aufgenommen. Mehr als 30 seiner Werke sind erhalten geblieben.
Das bedeutendste, "Apologeticus", schrieb er um 197.
Tertullian war der erste Lehrer der Kirche, der auf lateinisch schrieb.
Seine Begriffe prägten die Kirchensprache, so das von ihm eingeführte
Wort "trinitas" für die Dreieinigkeit Gottes. Als erster formulierte
er eine Theologie, die prägend für die Auffassungen der Frühkirche
wurden. Er äußerte sich zur Christologie, zu den Sakramenten
und zum Wesen der Trinität. Da ihm keine Vorbilder zur Verfügung
standen, entwickelte er eine Terminologie, die er aus vielen Quellen ableitete,
insbesondere aus dem Griechischen und der römischen Rechtssprache.
8) Origenes,
altchristlicher Kirchenschriftsteller, * um 185 Alexandria, † 253/54
Tyrus; Haupt der alexandrinischen Katechetenschule (bis 231), etwa seit
232 in Caesarea, wo er wiederum eine Schule gründete; hier unter Decius
gefoltert. Origenes beeinflusste stark Theologie und Frömmigkeit (Mönchtum),
bemühte sich als Erster um einen wissenschaftlich geklärten Bibeltext
in seiner Hexapla, in der in 6 Spalten synoptisch hebräische und griechische
Texte zusammengestellt sind, und stellte der Gnosis das erste christliche
Lehrsystem gegenüber; Hauptwerk: "Von den ersten Dingen" (lateinisch
"De principiis"). Bekannt ist seine Lehre von der Wiederherstellung aller
Dinge (Apokatastasis), nach der das "Weltende" nur ein vorläufiger
Abschluss ist (Leugnung der Ewigkeit der Hölle). Im 4. und 6. Jahrhundert
kam es zu den sog. Origenistischen Streitigkeiten, die 553 mit der Verurteilung
des Origenismus endeten.
9) Konstantin I., Konstantin der Große,
Flavius Valerius Constantinus, römischer Kaiser 306-337, * nach
280 Naissus, † 22. 5. 337 Nikomedia; Sohn des Constantius Chlorus und der
Christin Flavia Helena, 306 vom Heer zum Kaiser ausgerufen; 307 von Maximian,
dem ehemaligen Mitkaiser des Diocletian, im Kampf gegen den Augustus von
Italien, Maxentius, zum Augustus erhoben. Der Sieg über Maxentius
an der Milvischen Brücke bei Rom 312 machte Konstantin zum Herrscher
über den Westteil des Reichs. In bewusster Anlehnung an Augustus ließ
Konstantin den Konstantinsbogen (Rom) errichten (312-315). Mit Licinius,
dem Herrscher des Ostens, einigte sich Konstantin 313 in Mailand (Mailänder
Edikt) auf ein religionspolitisches Programm, das dem Christentum wie den
heidnischen Kulten Religionsfreiheit zusicherte. Zwischen Konstantin und
Licinius kam es zu Konflikten. Nach zwei Siegen 324 über Licinius
war Konstantin Alleinherrscher und kehrte durch Ernennung seiner Söhne
zu Caesaren zur Erbmonarchie zurück. Das Reich wurde gegen die die
Grenzen bedrohenden germanischen Franken (328) und Goten (332) gesichert,
indem man diese als Verbündete ins Heer eintreten und den Grenzschutz
übernehmen ließ. Trotzdem konnte Konstantin die ständige
Bedrohung der Grenzen nicht beseitigen (335 Aufgabe des obergermanisch-rätischen
Limes). Innenpolitisch führte er die Verfassung, Verwaltung und Verteidigung
nach den Richtlinien Diocletians weiter, verstärkte den Absolutismus
mit strengem Hofzeremoniell und Betonung der Heiligkeit des Kaisers, untersagte
aber die Darbringung von Opfern. Er errichtete einen betont militärisch
organisierten Beamtenstaat. 321 führte Konstantin offiziell den Sonntag
(dies solis) ein, ab 330 eröffnete er den Kampf gegen das Heidentum
unter Schonung Roms und dessen heidnischer Tradition (Kaiserkult). Zur
Beilegung innerkirchlicher Streitigkeiten über die Natur Christi berief
Konstantin 325 das Konzil von Nicäa. Konstantin förderte die
Bautätigkeit u. a. in Rom (Peterskirche), Palästina (Grabeskirche
in Jerusalem), Trier und Byzanz. Rom trat als Hauptstadt zurück, und
330 wurde Byzanz unter dem Namen Konstantinopel zur neuen Hauptstadt des
Reiches erhoben. Trotz seiner Bemühungen um die Kirche ließ
sich Konstantin erst kurz vor seinem Tod taufen.
10) Athanasius,
griechischer Kirchenlehrer, Patriarch von Alexandria, Heiliger, *
295 Alexandria, † 2. 5. 373 Alexandria; Hauptverteidiger der Wesensgleichheit
Christi mit dem Vater gegen die Arianer und der Lehre von den zwei Naturen
(göttlich und menschlich) in Christus; trug zur Verbreitung der Mönchsidee
im Abendland bei. Fest: 2. 5.
***************
ATHANASIUS der Große, Bischof von Alexandrien, der »Vater
der Orthodoxie«, * um 295 in Alexandrien, † daselbst 2.5. 373. -
A. wurde 319 Diakon und Sekretär des Bischofs Alexander von Alexandrien,
den er 325 nach Nicäa in Bithynien zur ersten ökumenischen Synode
(s. Arius) begleitete. Am 17.4. 328 starb Alexander. A. wurde einstimmig
zu seinem Nachfolger gewählt und empfing am 8.6. 328 die Bischofsweihe.
Er war der hervorragendste Theologe des Nicänums, der Führer
der kirchlichen Orthodoxie im Kampf um die Geltung des Nicänums. Sein
eigener Einfluß in Nicäa ist von der Nachwelt überschätzt
worden. An den synodalen Beratungen der Bischöfe hat A. nicht teilgenommen,
wohl aber in außersynodalen Debatten »freimütig gegen
die Arianer polemisiert«. Seine antiarianischen Hauptschriften sind
mindestens 13 bis 14 Jahre jünger als das Nicänum. Mit allem
Nachdruck betonte A. die ewige Zeugung des Logos. Bis zu seiner zweiten
Verbannung (339) verwandte er mit Vorliebe die Termini »dem Wesen
nach ähnlich« und »ähnlich in jeder Beziehung«.
Später wurde seine Terminologie eine andere und er ein entschiedener
Verfechter der nicänischen Formel »dem Vater wesenseins«.
Sein Anliegen war es, die Gottheit Christi gegen alle Irrlehren zu verteidigen.
An dem philosophischen Logosbegriff hatte A. kein Interesse; ihm ging es
vielmehr um die Verbindung von Christologie und Erlösungslehre. Ein
Geschöpf oder Halbgott kann uns nicht erlösen; darum bekämpfte
er den Arianismus. Nur der Logos, der wesentlich Gott ist, kann die Unvergänglichkeit
in die der Vergänglichkeit verfallene Menschheit bringen. Nur die
volle Gottheit Christi verbürgt uns die Erlösung, die in der
Erlangung des göttlichen Wesens, in der Vergottung des Menschen besteht:
»Er wurde Mensch, damit wir vergottet würden.« Durchdrungen
von der Heilsbedeutung des nicänischen Glaubens, hat A. für das
Bekenntnis zur Wesenseinheit des Sohnes mit dem Vater gekämpft und
gelitten. Eusebius von Nikomedien bemühte sich um die kirchliche Rehabilitation
seines Freundes Arius und erreichte, daß der Kaiser A. aufforderte,
Arius wieder in sein Amt als Presbyter in Alexandrien einzusetzen. Da sich
aber A. weigerte, wurde Eusebius sein Todfeind. Die Gegner des A. verbanden
sich mit den Anhängern des Meletius von Lykopolis, die verleumderische
Anklagen lieferten, so daß Konstantin I. A. 331 zum Verhör nach
Nikomedien lud. A. konnte sich glänzend rechtfertigen, so daß
ihm der Kaiser ein Schreiben an die Alexandriner mitgab, in dem er ihm
sein Wohlwollen bezeugte. Als A. auf Grund neuer Beschuldigungen und Verleumdungen
334 vor eine Synode nach Cäsarea geladen wurde, reiste er nicht dorthin,
sondern überzeugte Konstantin I. brieflich von der Grundlosigkeit
der Anklagen. Aber seine Gegner ruhten nicht. Sie redeten dem Kaiser ein,
A. sei der Störenfried und müsse darum beseitigt werden. So willigte
Konstantin I. ein, daß auf einer Synode gegen A. verhandelt würde,
bevor man in Jerusalem zur Einweihung der Grabeskirche zusammenkäme,
und forderte A. auf, vor der Synode zu Tyrus zu erscheinen, falls er nicht
mit Gewalt herbeigeholt werden wolle. A. reiste am 11.7. 335 aus Alexandrien
zur Synode nach Tyrus ab. Die Meletianer waren seine Kläger, die Eusebianer
seine Richter. Da die Verhandlungen der Synode für A. ungünstig
verliefen, verließ er heimlich Tyrus und reiste nach Konstantinopel,
damit der Kaiser ihm sein Recht verschaffe. Die Synodalen begaben sich
von Tyrus nach Jerusalem, wo sie ihre Beratungen fortsetzten und die Wiederaufnahme
des Arius in die Kirchengemeinschaft beschlossen. A. traf am 30.10. in
Konstantinopel ein und erreichte von Konstantin I., daß die Synodalen
an den Hof geladen wurden. Eusebius von Nikomedien, Eusebius von Cäsarea,
Theognos von Nicäa, Patrophilus von Skythopolis und die Führer
der abendländischen Arianer Ursacius von Singinduum (jetzt: Belgrad)
in Mösien und Valens von Mursa in Pannonien leisteten der Vorladung
Folge. Sie klagten A. politischer Umtriebe an und erreichten, daß
Konstantin I. ihn ohne Verhör Ende 335 nach Trier verbannte. Der Kaiser
starb am 22.5. 337, und alle Verbannten wurden zurückgerufen. A. zog
am 23. 11. 337 in Alexandrien wieder ein. Die drei Söhne Konstantins
I. teilten das Reich so unter sich, daß Konstantius den Orient, Konstantin
II. Gallien, Britannien und Spanien und Konstans Italien, Illyrien und
Afrika erhielt. Eusebius von Nikomedien erneuerte seine Bemühungen,
A. zu stürzen, und gewann Konstantius für seine antinicänische
Kirchenpolitik. Anfang 339 wurde A. auf einer Synode zu Antiochien abgesetzt
und der Kappadozier Gregor zum Bischof von Alexandrien geweiht. Am 18.3.
erschien der Exarch von Ägypten in Alexandrien und gab bekannt, daß
laut kaiserlichem Erlaß Gregor zum Nachfolger des A. bestellt sei.
In der darauffolgenden Nacht wurde A. verfolgt und flüchtete, während
die Kirche des Theonas brannte. Vier Tage später zog Gregor unter
militärischem Schutz in Alexandrien ein. Die Unruhen und Parteikämpfe
dauerten an. Als A. in der außerhalb der Stadt gelegenen Nachbarkirche
seines Lebens nicht mehr sicher war, reiste er nach Rom. Einige Zeit später
trafen dort auch andere verbannte Nicäner ein, u. a. Marcellus von
Ancyra. Das Abendland wurde dadurch in den Arianischen Streit hineingezogen
und stellte sich entschlossen auf die Seite des A. Die Herbst 340 von Julius
I. einberufene römische Synode sprach A. und Marcellus von allen gegen
sie erhobenen Beschuldigungen frei und erklärte ihre Absetzung für
rechtswidrig. Im Auftrag der Synode teilte der Papst den Orientalen das
mit. Anläßlich der Einweihung der von Konstantin I. begonnenen
und von Konstantius vollendeten sog. goldenen Basilika in Antiochien tagte
dort Sommer 341 eine Synode, die die Lehre des Marcellus verurteilte und
das Nicänum durch drei verschiedene Formeln ersetzte, die sowohl das
»mit dem Vater wesenseins« als auch die arianischen Schlagworte
vermieden. Auf einer neuen Synode Herbst 341 einigte man sich auf eine
4. antiochenische Formel. Konstantin II. fiel 340 im Kampf gegen Konstans,
der nun das ganze Abendland beherrschte. Er beschied Spätherbst 342
A. zu sich nach Mailand und teilte ihm mit, er habe auf Bitten einiger
Bischöfe bei seinem Bruder die Einberufung einer Reichssynode angeregt.
A. blieb in Mailand, bis Konstans nach seinem britischen Feldzug ihn Sommer
343 nach Trier kommen ließ. Von dort reiste A. mit Hosius von Corduba
nach Sardica oder Serdica, dem heutigen Sofia, wo Spätherbst 343 (oder
342?) die Synode zusammentrat. Die etwa 80 orientalischen Eusebianer verlangten
von den etwa 90 bis 100 abendländischen Bischöfen und den zu
ihnen haltenden homousianischen Orientalen den Ausschluß der anwesenden
gebannten Bischöfe A., Marcellus von Ancyra und Asklepas von Gaza.
Als das abgelehnt wurde, zogen sich die Eusebianer zu einer Sondersynode
zurück. Die Mehrheitssynode erklärte nach erneuter Untersuchung
A., Marcellus und Asklepas für unschuldig und ihre Nachfolger für
Eindringlinge. Jede Partei verhängte über die andere den Bann.
Damit war die Kirchengemeinschaft zwischen dem Morgen- und dem Abendland
aufgehoben. Der Versuch des Konstantius, die Synodalbeschlüsse der
Eusebianer im Osten mit Gewalt durchzuführen, kam durch die steigende
Bedrängnis des Perserkrieges zum Stillstand. Gregor von Alexandrien
starb am 26.6. 345. Nun erlaubte Konstantius A. die Rückkehr aus der
Verbannung. Am 22.10. 346 traf er in Alexandrien ein. Durch den Tod seines
Bruders Konstans, der 350 auf der Flucht vor dem Usurpator Magnentius in
Elno am Fuß der Pyrenäen ermordet wurde, bzw. durch die siegreiche
Schlacht bei Mursa in Pannonien im September 351 und den Selbstmord des
Magnentius und seines Bruders im August 353 wurde Konstantius Alleinherrscher.
Die Eusebianer stellten 351 auf der 2. Synode zu Sirmium in Pannonien ein
allgemein gehaltenes Glaubensbekenntnis auf, das das Nicänum verdrängen
sollte, die sog. 1. sirmische Formel, die mit dem Symbol der Synode zu
Antiochien von 341 übereinstimmt. Unter dem Einfluß der Hofbischöfe
Ursacius und Valens wurde des Kaisers arianische Politik aggressiv. Auf
der Synode zu Arles 353 und besonders auf der zu Mailand 355, die von mehr
als 300 aus dem Westen, aber nur von wenigen aus dem Osten besucht wurde,
verlangte Konstantius vom abendländischen Episkopat die Verurteilung
des A. und die Preisgabe des Nicänums, die Anerkennung der 1. sirmischen
Formel von 351 und somit Kirchengemeinschaft mit den Orientalen. Der Kaiser
setzte sich durch. Wer sich weigerte, diesen Forderungen zuzustimmen, wurde
verbannt. So wanderten Eusebius von Vercelli, Lucifer von Calaris, Dionysius
von Mailand, Liberius von Rom, Hilarius von Poitiers und Paulinus von Trier
in die Verbannung. Nun galt es, A. zu verdrängen. Sommer 355 traf
in Alexandrien ein Beamter der Reichskanzlei ein, der aber nach vier Monaten
die Stadt verließ, weil er sah, wie treu die Bevölkerung zu
ihrem Bischof stand, und darum nichts gegen ihn zu unternehmen wagte. Dem
Chef der Militärverwaltung in Ägypten, der im Januar 356 in Alexandrien
erschien, erklärte A., er werde nur einem schriftlichen Ausweisungsbefehl
Folge leisten. Am 9.2. 356 drang während des nächtlichen Gottesdienstes
Militär in die Kirche des Theonas ein; es kam zu Tumult und Blutvergießen.
A. konnte im Gedränge der Verhaftung entrinnen und floh zu den Mönchen
der ägyptischen Wüste. Am 24.2. 357 zog der Kappadozier Georg
als Nachfolger des A. in Alexandrien ein. Die Einheit unter den Gegnern
des Nicänums war nur eine scheinbare. Das zeigte sich bald nach ihrem
Sieg. Sie spalteten sich in drei Parteien: 1. die radikalen Arianer unter
Führung des Aëtius und des Eunomius, die man nach ihren Stichworten
Exukontianer, Anhomöer und Heterusiasten nannte; 2. die Homöusianer,
ein großer Teil der origenistischen Mittelpartei unter Führung
des Basilius von Ancyra, der 358 auf der Synode zu Ancyra die Formel aufstellte,
der Sohn sei »dem Vater ähnlich dem Wesen nach«; 3. die
Homöer, die Hofpartei unter Ursacius und Valens, die 357 auf der 3.
Synode zu Sirmium in der sog. 2. sirmischen Formel die »unbiblischen
Ausdrücke« »wesenseins« und »wesensgleich«
mied und an der Unterordnung des Sohnes unter den Vater festhielt. Mai
359 kam es auf der 5. Synode zu Sirmium in Gegenwart des Kaisers zu einer
Verständigung zwischen den Homöern und den Homöusianern
auf Grund der sog. 4. sirmischen Formel, die den Sohn als »dem Vater
ähnlich entsprechend der Heiligen Schrift« bezeichnete und am
Schluß wiederholte: »dem Vater ähnlich in jeder Hinsicht«.
Konstantius berief 359 zwei getrennte Synoden, die eine nach Rimini (Ariminum)
in Italien für den Westen, die andere nach Seleucia in Isaurien für
den Osten. Jede Synode sollte für sich ohne Rücksicht auf die
andere verhandeln und dann je 10 Abgeordnete nach Konstantinopel an den
Hof schicken, damit sich dort der Westen und der Osten verständige.
Mai 359 trat die abendländische Synode zusammen. Anwesend waren 300
bis 400 Bischöfe, darunter etwa 80 Arianer. Die Mehrheit erklärte
sich für das Nicänum und belegte am 21.7. Valens und Ursacius
mit dem Bann, sandte 10 Abgeordnete an den Kaiser und bat, nach Hause zurückkehren
zu dürfen. Auch die Gegenpartei schickte ihre Legaten nach Konstantinopel.
Konstantius teilte der Synode mit, daß die Abgeordneten in Adrianopel
auf ihn warten müßten, weil er »kriegerischer Unternehmungen
wegen« sie jetzt nicht empfangen könnte. Den Synodalen, die
ihre Bitte um Entlassung wiederholten, gebot der Kaiser, in Rimini zu bleiben.
Inzwischen verständigten sich die Abgeordneten der Mehrheit mit denen
der Minderheit und nahmen bei Verhandlungen zu Nice in Thrazien am 10.10.
die von Valens veränderte 4. sirmische Formel an: das »in jeder
Hinsicht« ist gestrichen. Nach ihrer Rückkehr erkannte die Mehrheit
in Rimini die Formel an und bat den Kaiser um Auflösung der Synode.
Da aber noch etwa 20 ihre Zustimmung zu dieser Formel verweigerten, mußten
alle bleiben, bis schließlich im Dezember auch die letzten nachgaben.
Valens reiste mit den Abgeordneten der geeinten Synode nach Konstantinopel
zum Kaiser. Im September 359 begann in Seleucia die Synode für den
Osten. Die Homöusianer bildeten die Mehrheit. Acacius von Cäsarea,
der Führer der Minderheit, legte eine Formel vor, die mit der 4. sirmischen
Formel inhaltlich übereinstimmte, nur das »unähnlich«
verurteilte und das »in jeder Hinsicht« strich. Die Synode
spaltete sich. Die Homöusianer verhandelten unter sich weiter, setzten
Acacius und andere Hauptvertreter der Gegenpartei ab und sandten gemäß
der kaiserlichen Weisung 10 Abgeordnete nach Konstantinopel. Dort warteten
schon die Vertreter der Acacianer auf sie. Der Kampf der Parteien wurde
fortgesetzt. Die Homöusianer erreichten die Verurteilung des Aëtius.
Mit den Acacianern verbündeten sich Valens und die Abgeordneten der
Synode von Rimini, die im Dezember in Konstantinopel eintrafen. Unter dem
Druck des Kaisers nahmen auch die Abgeordneten von Seleucia am 31.12. 359
die Formel von Nice an, und Acacius feierte 360 mit seinen Anhängern
auf der Synode zu Konstantinopel den Sieg der Homöer. Am 3.11. 361
starb Konstantius, und mit dem Regierungsantritt des Kaisers Julian begann
der letzte Abschnitt des Arianischen Streites (361-381). Alle Verbannten
durften zurückkehren. A. traf am 21.2. 362 in Alexandrien ein und
konnte sofort seinen Bischofssitz wieder einnehmen, weil der Gegenbischof
Georg in einem Volksaufstand am 30.11. 361 eingekerkert und am 24.12. ermordet
worden war. A. erstrebte den Zusammenschluß aller Gegner des Arianismus
und verlangte darum 362 auf der Synode zu Alexandrien nur die allgemeine
Anerkennung des Nicänums, während er die spezielle Auslegung
dem einzelnen unter Ausschluß des Arianismus überließ.
Es kam zu einer bedeutsamen Annäherung der beiden Gruppen, der Homöusianer
und der Homousianer, der »Altnicäner«. So entstand die
dogmatische Richtung der »Neuorthodoxie« oder der »Jungnicäner«.
Das altnicänische »wesenseins« wurde neunicänisch
als »wesensgleich« verstanden. Um eine weitere Einigung der
Alt- und Jungnicäner waren die »drei großen Kappadozier«
Basilius der Große, Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa bemüht.
Nach kurzer Wirksamkeit wurde A. von Julian des Landes verwiesen. Am 24.10.
362 verließ er Alexandrien und begab sich nach der Thebais. Als ihn
die Kunde von Julians Tod († 26.6. 363) erreichte, reiste A. zum Kaiser
Jovian, der ihn in Antiochien ehrenvoll aufnahm, und traf am 20.2. 364
in Alexandrien ein. Nach Jovian († 17.2. 364) regierte im Westen Valentinian
I. (364-375), im Osten sein arianischgesinnter Bruder Valens (364 bis 378).
Die homöusianische Synode zu Lampsacus im Herbst 364 erklärte
die Beschlüsse der Synode zu Konstantinopel von 360 für ungültig
und die bald nach jener Synode durch die Homöer erfolgte Absetzung
der homöusianischen Bischöfe für unrechtmäßig.
Valens gebot Frühjahr 365, alle unter Konstantius abgesetzten Bischöfe,
die unter Julian ihre Sitze wieder eingenommen hätten, wiederum zu
verjagen. A. floh am 5.10. 365 heimlich aus der Stadt nach der »Villa
am neuen Fluß« in der Nähe von Alexandrien, bevor die
vom Präfekten erbetene kaiserliche Entscheidung eintraf, ob auch A.
unter dieses Edikt falle. Auf kaiserlichen Befehl wurde er am 1.2. 366
wieder in sein Amt eingesetzt und blieb die letzten 7 Jahre seines Lebens
unangefochten. A. hat das Ende des Arianischen Streites nicht mehr miterlebt,
aber den endgültigen Sieg der nicänischen Theologie kommen sehen.
Er wurde herbeigeführt durch das Religionsedikt von Thessalonich vom
28.2. 380, das alle römischen Untertanen zur Annahme des Christentums
verpflichtete und das von Damasus I. von Rom und Petrus II. von Alexandrien
vertretene Bekenntnis für alleinberechtigt erklärte. Es wurde
von Theodosius I. erlassen und als Reichsgesetz auch von Gratian und Valentinian
II. unterzeichnet. Die »zweite ökumenische« Synode zu
Konstantinopel beendete 381 im Osten den Arianischen Streit. Sie bestätigte
das Nicänum und erkannte die jungnicänische Trinitätslehre
an. Im weströmischen Reich fand der Arianische Streit 388 sein Ende
durch den Tod der Justina, der Mutter Valentinians II., gegen deren Versuch,
das homöische Bekenntnis zu erneuern, Ambrosius erfolgreichen Widerstand
leistete. Bei den ostgermanischen Stämmen, zu denen das Christentum
durch die arianischen Westgoten und ihren Bischof Wulfila (Ulfilas) gelangte,
hielt sich der Arianismus bis ins 7. Jahrhundert. - A. entfaltete eine
reiche schriftstellerische Tätigkeit, um den nicänischen Glauben
zu verteidigen und den Arianismus zu bekämpfen. Seine Streitschriften
sind wichtige Quellen für die Erforschung des Arianischen Streites
und der neualexandrinischen Theologie. Als Freund und Förderer des
Mönchtums warb A. mit seinem »Leben des Antonius« erfolgreich
für das mönchische Ideal. Seine Osterbriefe fanden weit über
seinen Sprengel hinaus Verbreitung. - Fest: 2. Mai.
11) Benedikt von Nursia,
BENEDIKT von Nursia, Gründer des Klosters Monte Cassino,
Verfasser der »Regula Benedicti«, Heiliger, um 480 in Nursia
(Norcia) in Umbrien, † um 547 in Monte Cassino. - B. erhielt seine Erziehung
und Schulbildung in Rom, beschloß aber mit 14 Jahren, dem sittenlosen
Treiben seiner Umgebung zu entfliehen und in harter Askese der Welt zu
entsagen. Er zog zunächst nach Effide (Affile im Sabinergebirge),
wählte dann aber zu seinem Aufenthalt die Höhle einer Bergschlucht
am Anio bei Subiaco. Ein Mönch verschaffte ihm ein Mönchsgewand
und versorgte ihn notdürftig mit Nahrung. In dieser schauerlichen
Einsamkeit verbrachte B. drei Jahre als Eremit. Da entdeckten ihn Hirten
und verbreiteten den Ruf seiner Heiligkeit. So kamen die Mönche des
nahen Klosters Vicovaro zu ihm und baten ihn, der Nachfolger ihres verstorbenen
Abtes zu werden. B. siedelte nach Vicovaro über. Die Mönche fügten
sich nur widerwillig der klösterlichen Zucht und Strenge ihres neuen
Abtes. Darum beschlossen sie, seiner Tyrannei ein Ende zu setzen. Nach
einem vereitelten Giftmordversuch der Mönche kehrte B. in die Höhle
bei Subiaco zurück. Da die Schar der Eremiten, die sich um ihn sammelte,
immer größer wurde, gründete er kleine Klostergemeinden
von je 12 Mönchen unter einem »pater«, die ihn als ihren
Abt anerkannten und verehrten. Mit nur wenigen Getreuen zog B. 529 nach
Kampanien und baute auf dem Monte Cassino (nordöstlich von Capua)
ein Kloster, das zur Hochburg des abendländischen Mönchtums und
zum Stammkloster des Benediktinerordens wurde. B. arbeitete für sein
Kloster eine »Regula« aus, die militärische Disziplin
mit christlichem Geist vereinigte und alle älteren Regeln übertraf.
Sie forderte von den Mönchen: stabilitas loci: dauerndes Verbleiben
im Kloster im Gegensatz zum Vagabundieren so vieler Asketen; conversatio
morum: Abkehr vom Weltleben, Verzicht auf persönliches Eigentum, Keuschheit,
Demut, Schweigsamkeit; oboedientia sub abbate: unbedingten Gehorsam gegen
den von den Mönchen gewählten Abt. B.s asketische Forderungen
waren maßvoll. Der Grundsatz »Ora et labora« beherrschte
den Tageslauf. »Septies in die laudem dixi tibi. Media nocte surgebam
ad confitendum tibi« (Psalm 119, 164. 62). Darum sollten die Mönche
siebenmal während des Tages und einmal in der Nacht sich zum Chorgebet
in der Kirche versammeln. Auch die Arbeits- und Freizeit war durch die
»Regula« genau festgelegt: »Der Müßiggang
ist ein Feind der Seele. Deshalb müssen sich die Brüder zu gewissen
Zeiten mit Handarbeit beschäftigen, zu anderen Stunden mit dem Lesen
heiliger Bücher.« Das ganze Leben im Kloster sollte so verlaufen,
»ut in omnibus glorificetur Deus«. »Wenn einer neu zum
mönchischen Leben hinzukommt, so werde ihm kein leichter Eintritt
gewährt«, schreibt die »Regula« vor; erst nach einjährigem
Noviziat »werde er der Kongregation zugezählt«. Eltern
können schon ihre Knaben dem Kloster zur Erziehung für das Mönchsleben
übergeben. Für diese pueri oblati muß darum das Kloster
eine Schule unterhalten. Die »Regula Benedicti« verdankte ihre
Verbreitung Gregor I., Gregor II., Wynfrith Bonifatius, Alkuin und Karl
dem Großen. Sie verdrängte die alten Mönchsregeln und wurde
fast die alleinige Regel des abendländischen Mönchtums. - Fest:
21. März.
(aus http://www.bautz.de/bbkl/b/benedikt_v_n.shtml)
Benediktiner, lateinisch Ordo Sancti Benedicti, Abkürzung
OSB, ältester katholischer Mönchsorden im Abendland, gegründet
im 6. Jahrhundert. Die Benediktiner leben nach der von Benedikt von Nursia
verfassten Regel, die eine ständige Anwesenheit im Kloster (stabilitas)
verlangt. Die regelmäßige Arbeit wird zur Pflicht gemacht; Grundsatz:
ora et labora (lateinisch, "bete und arbeite"). Die Arbeit, Handarbeit
und geistige Tätigkeit, steht gleichberechtigt neben dem Chordienst.
Eine Neubelebung erfuhr das Benediktiner-Mönchtum durch die Cluniazensische
Reform. Ursprünglich bestanden die einzelnen Benediktinerklöster
unverbunden nebeneinander; seit dem 14./15. Jahrhundert schlossen sie sich
zu Kongregationen zusammen; 1893 wurde daraus die benediktinische Konföderation
unter einem Abtprimas gebildet. Tracht: schwarz, meistens mit Kapuze, ledernes
Cingulum und beim Chordienst schwarze Kukulle.
12) Thomas von Aquin,
Theologe und Philosoph, "Doctor communis", "Doctor angelicus" genannt,
Heiliger, * um 1225 Roccasecca bei Aquino, † 7. 3. 1274 Fossanova; Grafensohn,
Dominikaner, studierte u. a. bei Albertus Magnus in Köln; lehrte 1252-1259
in Paris, 1259-1268 in Italien, 1269-1272 erneut in Paris, seit 1272 in
Neapel.
Thomas von Aquin war in erster Linie Theologe. In der Bibelerklärung bemühte er sich um ein sachliches Verständnis der Hl. Schrift unter Einbeziehung der Überlieferung der Kirchenväter. In der systematischen Theologie versuchte er, zur Klärung der Glaubensgeheimnisse die natürliche Vernunft, insbesondere das philosophische Denken des Aristoteles, heranzuziehen und der Theologie den Charakter einer Wissenschaft zu geben: Die Offenbarung ist nicht wider-, sondern übervernünftig. Die Verteidigung dieses Versuchs zwang ihn zur Auseinandersetzung mit einem gewissen "unweltlichen" Augustinismus einerseits und dem naturalistisch orientierten lateinischen Averroismus andererseits. Diese Diskussionen nötigten ihn, das gesamte vielschichtige theologische wie philosophische Gedankengut der antiken und christlichen Vorzeit aufzunehmen und neu zu durchdenken. Grundlegend ist das Verhältnis von Form und Materie: Die Einzeldinge entstehen, indem die Formen von Raum und Zeit bis hinauf zur Gottheit die Materie bestimmen. Gott ist absolute Form, seine Wesenheit und sein Dasein sind eins; bei den endlichen Wesen tritt das Dasein zu ihrem Wesen im Schöpfungsakt hinzu. Natur und Vernunft sind hingeordnet auf Gott. Das sittliche Ziel des Menschen liegt in der Entwicklung seiner vernünftigen Natur. Sein freier Wille muss sich von seiner Vernunft leiten lassen (Intellektualismus). Als politisches Wesen ist der Mensch von Natur aus auf Geselligkeit und Verbindung in Familie, Gemeinde und Staat angelegt. Der Staat ist eine rein weltliche Einrichtung. Die beste Staatsform ist die durch aristokratisch-demokratische Garantien gegen Despotismus geschützte Monarchie. Jedoch ist der weltliche Staat nur Vorbereitung auf den in der Kirche bereits sinnbildlich gegenwärtigen himmlischen Staat.
Hauptwerke: "Summa contra gentiles" 1258-1264 (Auseinandersetzung mit dem nichtchristlichen, besonders islamischen Denken); "Summa theologica" 3 Teile 1266-1274 (System der Theologie und Philosophie); "Quaestiones disputatae" (Niederschriften der akademischen Disputationen); Kommentare zur Bibel, zu Aristoteles und den Sentenzen des Petrus Lombardus. - Erhebung zum Kirchenlehrer 1567. Fest: 28. 1.
13) Franz von Assisi, Franziskus, eigentlich Giovanni Bernardone,
FRANZ von Assisi (Taufname: Giovanni; von seinem Vater Francesco
genannt), Stifter der Franziskaner, Klarissen und Terziaren, Heiliger,
* 1181 oder 1182 in Assisi (der am Berg gelagerten Stadt des schönen
Tals von Spoleto) als Sohn des wohlhabenden Tuchhändlers Pietro Bernardone
und seiner aus der Provence (Südfrankreich) stammenden Gattin Pica,
† daselbst 3.10. 1226. - F. verlebte eine sorglose und fröhliche Kindheit
und Jugend. Er besuchte die Pfarrschule bei S. Giorgio und blieb bis 1202
im väterlichen Geschäft. F. hatte Freude an Festen und heiterer
Geselligkeit und war im Kreis seiner Altersgenossen "princeps iuventutis";
doch zeigten sich in seinem Wesen auch Züge liebevoller Hinwendung
zu den Armen. Sein Sinn war nicht auf Gewinn und Reichtum gerichtet, sondern
auf den Glanz irdischer Ehren. So nahm er 1204 an dem Städtekrieg
zwischen Perugia und Assisi teil und verbrachte ein Jahr in harter Gefangenschaft,
der eine schwere Krankheit folgte. Es war eine Zeit der Einkehr und Besinnung.
Ein Kriegszug nach Apulien sollte ihm Ruhm und Ritterschlag bringen. Eine
Vision und eine Stimme vom Himmel geboten ihm aber die Rückkehr. Nun
kam es zu einer vollkommenen Lebenswende. F. sonderte sich von der Welt
ab und lebte dem Gebet und den Werken der Buße und Liebe. Sein Vater
enterbte und verstieß ihn; aber F. verzichtete freudig auf alles.
Er verbrachte die Jahre 1206-08 als Eremit und widmete sich der Baureparatur
zerfallener Kirchen in und um Assisi, vor allem seiner Lieblingskapelle
Santa Maria degli angeli, Portiuncula genannt, eine halbe Stunde unterhalb
Assisi. Als er am 24.2. 1209 dort der Messe beiwohnte, hörte F. die
Worte des Herrn verlesen (Mt 10, 7 ff.), mit denen er seine Jünger
aussandte: sie sollten hinausgehen und das Evangelium verkünden, kein
Gold und Silber, kein Geld im Gürtel, keine Reisetasche, keine Schuhe
noch Reisestab haben. Diese Worte erschienen ihm als ein an ihn persönlich
gerichteter Befehl und offenbarten ihm seinen Beruf und die Idee seines
Ordens. F. entschloß sich zu einem Leben in völliger apostolischer
Armut und begann das an Mühen und Entbehrungen so reiche Leben eines
Wanderpredigers. Ihm schlossen sich Gefährten an, die er zu zweit
aussandte als arme Bußprediger und als Pfleger der Kranken und Elenden.
Für ihr Zusammenleben schrieb F. die erste - aber verlorene - Regel,
die nur aus einigen Worten der Schrift bestand. 1209/10 reiste er mit seinen
Gefährten nach Rom zum Papst. Innozenz III. (s. d.) bestätigte
mündlich die Regel der Armen von Assisi, die sich "Fratres minores"
"Minderbrüder" nannten. 1212 gründete F. mit der 18jährigen
adligen Klara von Assisi (s. d.) seinen 2. Orden, den Klarissenorden. Er
hatte sie durch seine Predigt für das Armutsideal gewonnen. Darum
floh sie 18./19.3. 1212 aus dem Elternhaus zu F. und legte in der Portiunculakapelle
in seine Hände die drei Ordensgelübde ab. Klara wurde von ihm
zuerst im Benediktinerinnenkloster S. Paolo untergebracht, dann wegen der
Verfolgung ihrer Verwandten im Kloster St. Angelo de Panso (beide außerhalb
der Stadt), endlich mit ihrer jüngeren Schwester Agnes in einem Häuschen
bei der von ihm wiederhergestellten Kapelle S. Damiano. Der klösterlichen
Gemeinschaft traten später die 3. Schwester, Beatrix, und ihre verwitwete
Mutter Hortulana bei. F. durchzog Italien 1214-15, Südfrankreich und
Spanien auf einer Missionsreise nach Marokko zur Bekehrung der Mauren;
doch eine Krankheit hinderte ihn, nach Afrika überzusetzen. 1219 kam
er auf dem 5. Kreuzzug nach Ägypten und predigte vor dem Sultan. 1220
übernahm die Ordensleitung als Vertreter des erkrankten, fast erblindeten
F. Petrus Cataneo und nach dessen Tod 1221 Elias v. Cortona (s. d.). F.
zog sich in die Einsamkeit der Alverner Berge bei Arezzo zurück. Für
die Männer und Frauen, die in ihrer Familie und ihrem Beruf bleiben,
aber nach den Grundsätzen des F. leben wollten, gründete er 1221
den "Dritten Orden", den Orden der "Terziaren", und gab ihnen eine "Lebensform"
unter Mitwirkung des Kardinals Ugolino von Segni, des späteren Papstes
Gregor IX. (s. d.), dessen organisatorische Begabung als Protektor der
Minoriten für die Gestaltung des Franziskanerordens von größter
Bedeutung war. F. entwarf 1221 für seinen Orden eine ausführlichere
Regel als die erste; sie wurde umgestaltet und am 29.11. 1223 von Honorius
III. (s. d.) endgültig bestätigt. Am 17.9. 1224 empfing F. in
mystischer Verzückung die Wundmale Christi. Es ist die erste geschichtlich
feststehende Stigmatisation der Kirchengeschichte. Nach einer mißglückten
Augenoperation 1225 ließ sich F. im September 1226 zur Portiuncula
zurückbringen. Sein Testament ist erfüllt von der Sorge um den
Bestand und die weitere Entwicklung des Ordens. F. wurde am 15.7. 1228
von Gregor IX. heiliggesprochen und am 18.6. 1939 von Pius XII. (s. d.)
zum Schutzheiligen Italiens erklärt. Sein Fest ist der 4. Oktober.
- F. ist auch bekannt durch seine Dichtung "Sonnengesang" ("Cantico delle
creature", auch: "Cantico di frate solo"). F. lobt den Schöpfer mit
allem und für alles, was er uns gegeben hat. Zum allgemeinen Lobpreis
werden die vier Elemente aufgerufen: Himmel, Wasser, Feuer und Erde, die
wie auch der Wind, die Gestirne und der Tod Brüder und Schwestern
sind. Bei dem "Sonnengesang" handelt es sich um eine rhythmische Prosa,
thematisch in Anlehnung an den 148. Psalm. Er gehört zu den allerersten
dichterischen Gestaltungen der italienischen Sprache überhaupt.
(aus http://www.bautz.de/bbkl/f/franz_v_as.shtml)
Franziskaner, lateinisch Ordo Fratrum Minorum, Abkürzung
OFM, Orden der Minderbrüder des hl. Franziskus, Bettelorden, geht
auf die 1209 erfolgte Gründung des Franz von Assisi zurück; päpstliche
Bestätigung der endgültigen (3.) Regel 1223 durch Honorius III.
(1. Regel 1210, 2. Regel 1221). Die Franziskaner lehnten jeglichen Besitz
ab. Ihr Hauptarbeitsgebiet war und ist neben der Seelsorge die Pflege der
Wissenschaft. Über die Auslegung des Armutsideals kam es von Anfang
an zu Richtungskämpfen. 1517 wurde der Orden geteilt in Konventualen
und Observanten, von denen sich die Kapuziner trennten. - An der Spitze
des Ordens steht ein Generalminister. - Tracht der Franziskaner (Observanten):
braune Kutte mit Kapuze. Der 2. Orden des Franz von Assisi ist der Klarissenorden,
gegründet von Klara von Assisi. Den 3. Orden der Franziskaner bilden
die Terziaren.
14) Wiclif, Wyclif,
John, englischer Kirchenreformer, * um 1330, † 31. 12. 1384 Lutterworth;
Professor in Oxford, seit 1374 Pfarrer in Lutterworth. Wiclif entwickelte
in zahlreichen Schriften und Predigten seine Lehren von Prädestination,
Armutsideal, Demut, Gottes- und Nächstenliebe. Die Bibel war ihm die
einzige Glaubensquelle; Papsttum, Mönchtum, Hierarchie, Güterbesitz
der Kirche, Ohrenbeichte und Zölibat lehnte er ab; die kirchliche
Lehre über Messopfer, Sakramente, Heiligen- und Reliquienverehrung
verwarf er. Wiclif begann eine Bibelübersetzung ins Englische. Seine
Ideen lebten in den Kreisen der Lollarden fort. Nach Niederwerfung des
Bauernaufstands von 1381 unternahmen englische Bischöfe energische
Schritte zur Eindämmung der kirchen- und sozialkritischen Bewegung.
Doch konnte auch die nach dem Tod Wiclifs einsetzende blutige Verfolgung
die Lollarden nicht vollständig unterdrücken. Wiclifs Lehren
wurden von J. Hus übernommen und vom Konzil zu Konstanz 1415 verurteilt.
15) Jeanne d'Arc [zhan 'dark], Jungfrau von Orléans, Heilige
Johanna, La Pucelle,
* um 1411 Domrémy (-la-Pucelle, an der oberen Maas), † 30.
5. 1431 Rouen; erwirkte, durch "göttliche Stimmen" veranlasst, die
Anerkennung König Karls VII. als rechtmäßigen Herrscher
und vermochte ihn aus seiner Lethargie zu reißen. Sie wurde als "Retterin
Frankreichs" (1429 Entsatz von Orléans und Krönung Karls VII.
in Reims) am Ende des Hundertjährigen Krieges gegen die Engländer
verehrt; 1430 von Burgundern, den Verbündeten Englands, gefangen genommen
und für eine hohe Geldsumme an England ausgeliefert. Vom französischen
Hof im Stich gelassen, wurde sie in einem Prozess in Rouen unter Leitung
des Bischofs von Beauvais wegen Hexerei und Ketzerei verurteilt und verbrannt.
Ein Revisionsprozess hob das Urteil auf (1456). 1909 Selig-, 1920 Heiligsprechung
(Fest: 30. 5.). Im 19. Jahrhundert wurde Jeanne d'Arc zur französischen
Nationalheldin.
Literarisch behandelt wurde der Stoff in Form zeitgenössischer Preisgedichte; dann u. a. von F. Villon (1461); F. H. d'Aubignac (1642); Voltaire (1759); Schiller ("Die Jungfrau von Orléans", uraufgeführt am 11. 9. 1801 Leipzig); A. Dumas (1842); G. B. Shaw ("Saint Joan" 1924); P. Claudel ("Johanna auf dem Scheiterhaufen" 1939, von A. Honegger vertont); M. Mell (1956); J. Anouilh ("L'Alouette" 1953); B. Brecht ("Die heilige Johanna der Schlachthöfe" 1932); A. Seghers (1952); M. Anderson (1946). - Oper: G. Verdi ("Giovanna d'Arco" 1845).
16) Mennoniten, Taufgesinnte, evangelische Gemeinschaften,
die durch die Lehren Menno Simons' (* 1496, † 1561) geprägt sind;
Menno wandte sich der Wiedertäuferbewegung zu, deren radikale Form
er ablehnte. Erwachsenentaufe, Eidesverweigerung, Kriegsdienstverweigerung
sind die Hauptmerkmale der mennonitischen Gemeinden. Von Deutschland verbreiteten
sich die Mennoniten seit 1683 nach Amerika und seit 1789 nach Russland.
Mehr: http://www.bautz.de/bbkl/m/menno_s.shtml
17) Swedenborg [-borj], Emanuel,
schwedischer Mathematiker, Naturforscher, visionärer Theologe,
* 29. 1. 1688 Stockholm, † 29. 3. 1772 London; entwarf seit 1745 aufgrund
angeblicher Kundgaben jenseitiger Geister und Engel eine umfassende Schau
von Diesseits und Jenseits und wirkt damit bis heute fort. Um seine Botschaft
(u. a. Leugnung der Trinität, der leiblichen Auferstehung) bildeten
sich seit 1782 einige Gemeinden der "Neuen Kirche" in den USA, England,
Mitteleuropa, West- und Südafrika
18) Ricci ['ritshi], Matteo,
RICCI, Matteo, Jesuit, Gründer der modernen Chinamission, * 6.10.
1552 in Macerata (Mark Ancona) als Sohn vornehmer Eltern, + 11.5. 1610
in Peking. - Nachdem R. seine erste schulische Ausbildung am Jesuitenkolleg
seiner Heimatstadt empfangen und in Rom zunächst Jurisprudenz studiert
hatte, trat er 1571 sein Noviziat an und begann am Collegium Romanum sowie
in Florenz ein Studium der artes liberales, Philosophie und Mathematik
(letzteres bei C. Clavius). 1577 für die Mission bestimmt, studierte
er nach einem Zwischenaufenthalt in Coimbra seit 1578 in Goa Theologie,
wurde 1580 in Cochin zum Priester geweiht und 1582 nach Macau entsandt.
Bis dahin waren die Versuche zahlreicher Missionare, sich auf Dauer im
eigentlichen China niederzulassen, gescheitert. Nunmehr gelang es R. nach
intensivem Sprachstudium, sich zusammen mit seinem Mitbruder Ruggieri 1583
in Zhaoqing (Chao-ch'ing), der westlich von Kanton gelegenen Residenzstadt
des Vizekönigs, zu etablieren. Dort baute er, manchen Angriffen zum
Trotz, 1585 eine Kirche und verfertigte die erste Version seiner Weltkarte.
Nach seiner Ausweisung aus Zhaoqing und nach Gründung weiterer, immer
weiter nördlich gelegener Missionsstationen in Shaozhou (Shao-chou)
(1589), Nanchang (Nan-ch'ang) (1595) und Nanking (1599) glückte ihm
dies schließlich im zweiten Anlauf auch in Peking (1601). Zunächst
als Tributgesandter behandelt - wobei die mitgebrachten Uhren und ein Clavicembalo
wesentlich dazu beitrugen, ihm ein Aufenthaltsrecht zu verschaffen -, starb
er 1610 in hohem und fortdauerndem Ansehen, ohne allerdings den Kaiser
je zu Gesicht bekommen zu haben. Das Geheimnis von R.s Erfolg - bei dem
Tod des 1597 zum Oberen der Chinamission ernannten Missionars umfaßte
diese jeweils acht europäische Priester und chinesische Laienbrüder
sowie ca. 2000 oder 2500 Gläubige - lag in seiner beeindruckenden
Persönlichkeit, seiner profunden Kenntnis im Bereich der europäischen
Mathematik und Naturwissenschaften und seiner Fähigkeit und Bereitschaft,
in die chinesische Kulturwelt einzudringen. Nachdem er sich anfänglich
das Aussehen eines buddhistischen Mönchs gegeben hatte, trat R. unter
dem Namen Li Madou (bzw. Li Matou) seit 1595 mit Erlaubnis seiner Ordensoberen
als Gelehrter aus dem Westen auf. Dank seines phänomenalen Gedächtnisses
und einer besonderen, von ihm entwickelten Mnemotechnik beherrschte er
schließlich in bemerkenswertem Maße nicht nur die chinesische
Sprache und Schrift, sondern auch die klassische konfuzianische Literatur.
Außerdem veröffentlichte er seit 1595 über 20 chinesische
Werke, nicht nur solche theologischer Natur (z.B. 1605 chinesischer Katechismus),
sondern auch moralphilosophischen Inhalts (u.a. über die Freundschaft)
bzw. mathematisch-naturwissenschaftlicher Art (z.B. 1607 Teilübersetzung
der Geometrie Euklids). All dies trug ihm die Achtung und Freundschaft
einflußreicher Literatenbeamter ein, von denen sich einzelne sogar
taufen ließen. R. konzentrierte seine Missionsarbeit auf die Oberschichten
und betrachtete den ursprünglichen Konfuzianismus als eine hochstehende
Morallehre, auf dem das Christentum sozusagen als Krönung aufbauen
könne. In diesem Zusammenhang schrieb er den Ahnen- und Konfuzius-Riten
auch keinen wesenhaft religiösen Charakter zu. Diese missionspolitischen
Ansätze stellten die erste Version der später fortentwickelten
sog. Akkommodationsmethode der jesuitischen Chinamission dar, gegen die
vor allem Missionare aus den Bettelorden bald grundlegende dogmatische
Einwände erhoben (Ritenstreit). Noch im 20. Jahrhundert blieben Chancen
und Berechtigung dieser Missionsmethode umstritten. Nachdem die von R.
verfaßte Geschichte der frühen Jesuitenmission in China 1615
von seinem Mitbruder Trigault in einer freien lateinischen Übersetzung
mit Modifikationen und Ergänzungen publiziert worden war und seitdem
die Hauptgrundlage fast aller biographischen Darstellungen der Person R.s
bildete, stehen nunmehr jedoch viele der Originalschriften R.s der Forschung
in gedruckter Form zur Verfügung.
http://www.bautz.de/bbkl/r/ricci_m.shtml
19) Carey
CAREY, William, Gründer der Baptistischen Missionsgesellschaft,
* 17.8. 1761 in Paulersbury bei Northampton als Sohn eines Webers, † 9.6.
1834 in Sirampur bei Kalkutta. - C. erlernte das Schuhmacherhandwerk. Er
schloß sich 1783 den Baptisten an und wurde 1785 in Moulton ihr Prediger.
C. trieb eifrig Sprachstudien und las mit lebhaftem Interesse die Berichte
des James Cook von seinen Entdeckungsfahrten in der Südsee. Sie weckten
in ihm den Gedanken an die Heidenmission, für die er auf einer Konferenz
der Baptistenprediger eintrat, aber wenig Verständnis fand. C. wandte
sich 1786 in seiner berühmten Schrift »An enquiry into the obligations
of Christians to use means for the conversion of the heathen« an
die Öffentlichkeit und widerlegte darin die angeblich großen
Hindernisse gegen die Heidenmission. Am 31.5. 1792 hielt C. in Northampton
die gewaltige Predigt über Jes. 54, 2. 3 mit dem Thema »Erwarte
Großes von Gott und unternimm Großes für Gott!«
Ihre Frucht war die am 2.10. 1792 erfolgte Gründung der »Baptist
Missionary Society«. Als ihr erster Missionar ging C. 1793 nach Bengalen
(Britisch-indien). Da ihn die »Ostindisdle Gesellschaft« daran
hinderte, auf britischem Gebiet zu missionieren, mußte er in Mudnabati
auf dänischem Gebiet als Pflanzer Eingang suchen. In der entbehrungsvollen
Anfangszeit starb ihm ein Kind, und seine Frau wurde unheilbar irrsinnig.
C. ließ sich 1800 mit Josua Marshman und William Ward in dem dänischen
Sirampur nieder. 30 Jahre war er in Kalkutta Professor des Bengali an dem
College Fort William, einer Schule für junge englische Beamte. C.
leistete Hervorragendes als Sprachforscher, z. B. durch Herausgabe berühmter
altindischer Schriften und mehrerer Grammatiken und Wörterbücher,
wandte aber seine ganze Kraft und Sprachbegabung an die Übersetzung
der Bibel, so daß bis zu seinem Tod in der Missionsdruckerei in Sirampur
Bibeln und Bibelteile in etwa 40 Sprachen gedruckt wurden. 1818-21 baute
C. mit seinen Mitarbeitern das Sirampurer College, in dem Eingeborene zu
Missionsgehilfen ausgebildet werden sollten. Er rief auch eine indische
Volksschule ins Leben und gründete die erste Zeitung in ostindischer
Sprache. Zur Erforschung der Pflanzen- und Tierwelt des Landes legte C.
einen großen botanischen Garten an. Er erreichte, daß 1829
der Mädchenmord und 1832 die Witwenverbrennung verboten wurden. C.
trennte sich 1827 von der Baptistischen Missionsgesellschaft, setzte sie
aber in seinem Testament zur Erbin seines ganzen Werkes ein.
Werke: An Enquiry into the Obligations of Christians to use Means
for the Conversion of the Heathens, 1792. - New facsimile edition with
an introduction by Ernest A. Payne, London 1961.
http://www.bautz.de/bbkl/c/carey_w.shtml
20) Moody
MOODY, Dwight Lyman Ryther (1837-1899), * in Northfield/Mass., verlor
bereits mit 4 Jahren seinen Vater, von Beruf zunächst Schuhverkäufer:
2 Jahre in Boston, dann in Chikago. Schon als Geschäftsmann Mitarbeit
in der kongregation. Sonntagsschule und einer Missionsgruppe der Methodisten.
Danach eigene Sonntagsschule gegründet im Norden der Stadt, dann in
der Markthalle mit 1500 Schülern und über 60 Lehrern. Ab 1860
war M. hauptamtlicher Vorsitzender des CVJM und Leiter der geistl. Arbeit.
Im amerik. Bürgerkrieg 1861-65 sammelte er 150 Geistliche und Laien
zu seelsorgerlicher Arbeit unter Soldaten und Kriegsgefangenen. Bei der
Evangelisation stand ihm ab 1870 der Sänger Ira C. Sankey zur Seite.
Entscheidend für sein weiteres Leben waren die drei Großevangelisationen,
die M. in Großbritannien durchführte: 1873-75, 1881-84 und 1891-92.
Durch seine Evangelisationen übte er großen Einfluß auf
Großbritannien aus und mit seinen Schriften auf das europäische
Festland. In 40 Jahren konnte M. zu etwa 20 bis 50 Millionen Menschen predigen.
Er war ein begabter Systematiker der Organisation. Bei der Vorbereitung
und Durchführung mußten die Pastoren vor Ort allianzmäßig
zusammenarbeiten. Zentrum seiner vollmächtigen Predigt waren Buße,
Glaube, Rechtfertigung und Wiedergeburt. M. war auch ein Lehrer und Erzieher.
Für junge Frauen eröffnete er 1879 in seiner Heimat Northfield/Mass.
ein Seminar und 1881 die Mount-Hermon-Schule für junge Männer.
1889 gründete er das berühmte Chikago-Bibelinstitut.
21) Barth Karl, reformierter schweizerischer Theologe,
* 10. 5. 1886 Basel, † 10. 12. 1968 Basel; Bruder von Heinrich Barth;
seit 1935 Professor in Basel. In Ablehnung des neuprotestantischen Religionsbegriffs
fasste Barth Religion und christliche Offenbarung als Gegensätze auf;
Thema der Theologie ist Gott und nicht die menschliche Religion (so in
"Römerbrief" 1919 und verändert 1922). Glaube wird paradox als
"unmögliche Möglichkeit" verstanden, wird von Gott ermöglicht.
Seine Lehre fasste Barth in Auseinandersetzung mit der kirchlichen Überlieferung
in seinem vielbändigen Werk "Die kirchliche Dogmatik" (1932 ff.) zusammen.
Barth beeinflusste stark die Auseinandersetzung der evangelischen Kirche
mit dem Nationalsozialismus und griff nach 1945 mehrfach in kirchliche
und politische Fragen durch seine Schriften ein.
Weitere Infos:
http://www.bautz.de/bbkl/b/barth_k.shtml
22) Johannes XXIII.,
Papst 1958-1963, eigentlich Angelo Giuseppe Roncalli, * 25. 11.
1881 Sotto il Monte bei Bergamo, † 3. 6. 1963 Rom; seit 1925 im päpstlichen
diplomatischen Dienst, 1953 Kardinal und Patriarch von Venedig. Er ernannte
viele Kardinäle aus allen Nationen und räumte seinen Mitarbeitern
größere Selbständigkeit ein. Seine bedeutendste Leistung
ist die Einberufung, Vorbereitung und Eröffnung des 2. Vatikanischen
Konzils (1962). Hauptanliegen des Konzils war eine den Notwendigkeiten
der Zeit Rechnung tragende innere Reform der katholischen Kirche. Auch
die Beziehungen zu den anderen Konfessionen wurden verbessert (Schaffung
eines Sekretariats für die Einheit der Christen, Zulassung nichtkatholischer
Beobachter beim Konzil); den Ostkirchen wandte Johannes besondere Aufmerksamkeit
zu.
Mehr darüber: http://www.bautz.de/bbkl/j/Johannes_XXIII.shtml
23) King [king], Martin Luther,
Geistlicher und Führer der Farbigen in den USA, * 15. 1. 1929
Atlanta, Ga., † 4. 4. 1968 Memphis, Tenn. (ermordet); Baptisten-Pfarrer;
Gründer der Bürgerrechtsorganisation Southern Christian Leadership
Conference (SCLC, Christliche Führungskonferenz des Südens).
Im Geist Jesu und nach dem Vorbild Gandhis wollte King ohne Gewalt und
durch passiven Widerstand die Rassenschranken zu Fall bringen. Sein erster
großer Erfolg war die Aufhebung der Rassentrennung in den öffentlichen
Verkehrsmitteln von Montgomery (1956). Danach organisierte er viele Demonstrationen,
u. a. den Marsch auf Washington (1963). Erhielt den Friedensnobelpreis
1964.
Weitere Infos:
http://www.bautz.de/bbkl/k/King.shtml
Kapitel 4 - Repräsentanten einzelner Kirchen und Religionsgemeinschaften
Theodosius I.,
Theodosius der Große, Flavius, römischer Kaiser
379-395, * 11. 1. 347 Cauca (Spanien), † 17. 1. 395 Mailand; von Gratian
379 zum Mitkaiser erhoben; schloss 382 mit den Westgoten einen Friedens-
und Bündnisvertrag, nachdem die Goten in Gauverbänden gegen Verpflichtung
zum Heeresdienst in Mösien und Thrakien angesiedelt wurden (foederati);
diese Regelung wurde Vorbild für spätere Germanenansiedlungen
auf Reichsboden. Theodosius vereinigte 394 das Römische Reich noch
einmal in seiner Hand. Er verhalf auf dem 2. ökumenischen Konzil von
Konstantinopel 381 der Lehre des Athanasius endgültig zum Sieg und
verbot alle heidnischen Kulte. Vor seinem Tod 395 teilte er das Reich unter
seine beiden Söhne Arcadius und Honorius in ein Ost- und ein Westreich.
mehr unter: http://www.bautz.de/bbkl/t/theodosios_r_k_i.shtml
Antonius
Einsiedler, Mönchsvater
* um 250 in Kome, dem heutigen Kema bei Heraclea
+ 356 (?) in Tabennisi
Antonius wurde als Sohn reicher christlicher Eltern geboren; mit zwanzig
Jahren übernahm er nach dem Tod der Eltern die Verwaltung der Familiengüter
und zog seine jüngere Schwester groß.
Ein Satz Jesu im Matthäusevangelium (19, 21) veränderte sein
Leben: "Wenn Du vollkommen sein willst, dann verkaufe alles, was Du hast,
und gibt es den Armen." Er verkaufte seinen gesamten Besitz und wurde Einsiedler
in radikaler Armut und zunehmender Abgeschiedenheit.
Die Schweine, mit denen er dargestellt wird, stehen für seine
berühmten Versuchungen: So erschien ihm nach der Überlieferung
der Teufel in Gestalt einer oder mehrerer schöner Frauen; in anderen
Fällen wurde er mit Krallen, Zähnen oder Hörnern verwundet,
zu Boden geschlagen, an den Haaren gerissen und, während seine Zelle
in Flammen aufging, schließlich in die Lüfte gehoben und von
allen Seiten bedrohlich angegriffen. Seine kraftvolle Standhaftigkeit veranlasste
eine Verehrung, vor der er sich auf einen Berg jenseits des Nils flüchtete.
Zwanzig Jahre später kehrte ein äußerlich unveränderter,
dennoch völlig verwandelter Antonius zurück, jemand "der in tiefe
Geheimnisse eingeweiht und gotterfüllt" war. Immer mehr Jünger
sammelten sich nun um ihn, es bildeten sich kleine Unterkünfte und
zahlreiche Einsiedeleien. Somit stand Antonius am Anfang des Mönchtums
und Klosterwesens und wird "Vater des Mönchtums" genannt. Die von
ihm geprägte Form des Mönchtums beruht auf Askese und Zurückgezogenheit,
sie steht im Gegensatz zur Regel des Benedikt von Nursia. Antonius schrieb
die Bestimmungen des auf diese Weise gegründeten Ordens nicht auf,
diese Aufgabe übernahm nach seinem Tod sein Freund Athanasios, der
auch eine Biographie über ihn verfasste.
Im Alter von 90 Jahren bewegte ein Traum Antonius, den 110 Jahre alten
Einsiedler Paulus von Theben aufzusuchen. Ein Wolf führte ihn durch
die Wüste zu ihm, dem der Rabe an diesem Tage zwei Brote statt des
gewohnten einen brachte. Auch dessen Tod wurde Antonius später durch
ein Gesicht kund: er fand den Entschlafenen in betender Haltung und bestattete
ihn mit Hilfe zweier Löwen, die das Grab scharrten. Als Vermächtnis
nahm Antonius das aus Palmstroh geflochtene Gewand mit sich.
Sein Leben in Einsamkeit und Abgeschiedenheit hatte Antonius weder
menschenscheu noch unpolitisch gemacht. Mehrfach verließ Antonius
seine Einsiedelei. Um 311 stand er den von Kaiser Maximinus verfolgten
Christen in Alexandria bei. Er setzte sich für Arme und Gefangene
ein, stand ständig mit Kaiser Konstantin in Briefkontakt. In Briefen
an dessen Sohn und Nachfolger versuchte er, diesem die Unterstützung
des Arianismus auszureden. 350 reiste Antonius nach Alexandria und unterstützte
öffentlich Athanasios im Kampf gegen den Arianismus.
Antonius soll 105 Jahre alt geworden sein. Als seine Jünger ihn
begruben, wurden Engel um ihn stehend gesehen.
Antonius' Verehrung begann schon im 5. Jahrhundert. Seine Reliquien
wurden 561 nach Alexandria überführt, kamen 635 nach Konstantinopel,
um 1000 nach Südfrankreich, 1491 wurden sie nach Arles in Südfrankreich
gebracht. Im Osten wird der Mönchsvater, im Westen der Wunderheiler
besonders geschätzt. Nach der Gründung des Ordens der Antoniter
1059 in St-Didier-de-la-Motte in Südfrankreich nahm seine Verehrung
im Westen regen Aufschwung. Antonius ist einer der vierzehn Nothelfer,
er wird besonders angerufen zum Wiederfinden verlorener oder vergessener
Dinge, und er ist einer der vier heiligen Marschälle. In Rom wird,
beginnend mit seinem Gedenktag, jährlich das einwöchige Fest
der Weihe der Haustiere vor der Antoniuskirche begangen.
Dominikus,
Heiliger, * um 1170 Caleruega, Spanien, † 6. 8. 1221 Bologna; gründete
1215 in Toulouse eine Predigervereinigung, aus der der 1216 approbierte
Orden der Dominikaner hervorging; wirkte besonders für die Bekehrung
der Albigenser in Südfrankreich. Heiligsprechung 1234 (Fest: 7.8.).
Dominikaner, lateinisch Ordo Fratrum Praedicatorum, Abkürzung
OP, Prädikantenorden, katholischer Bettelorden, aus der Auseinandersetzung
des hl. Dominikus mit den Albigensern und Waldensern 1216 entstandener
Predigerorden. Ordensziel ist das Apostolat des Wortes in Predigt und Lehre;
auf eine gründliche theologische Ausbildung der Angehörigen des
Dominikanerordens wird besonderer Wert gelegt. Als belastende Aufgabe wurde
seit 1231 den Dominikanern die Inquisition übertragen. Tracht: Tunika,
Skapulier und Kapuze in Weiß, darüber schwarzer offener Mantel.
Ordenszentrale in Rom.
Heinrich VIII.,
König von England 1509-1547, * 28. 6. 1491 Greenwich, † 28.
1. 1547 Westminster; Sohn von Heinrich VII. von England; besiegte den Schottenkönig
Jakob IV. (Schlacht bei Flodden Field 1513) und bekämpfte in mehreren
Kriegen Frankreich, dem er Boulogne abgewann. - Heinrich war zunächst
ein gläubiger Katholik. Dennoch trennte er England von Rom (1534)
und errichtete die anglikanische Staatskirche, als der Papst seine Ehe
mit Katharina von Aragón nicht scheiden wollte. 1533 hatte Heinrich
diese seine Ehe für nichtig erklären lassen und heiratete Anna
Boleyn , die er 1536 wegen angeblichen Ehebruchs hinrichten ließ.
Seine 3. Frau, Johanna Seymour, starb kurz nach der Geburt ihres Sohnes
Eduard (VI.). Von seiner 4. Frau, Anna von Cleve, ließ sich Heinrich
bereits nach wenigen Monaten wieder scheiden. Seine 5. Frau, Katharina
Howard, erlitt das gleiche Schicksal wie Anna Boleyn. Seine 6. Frau, Katharina
Parr, überlebte ihn. - Heinrich benutzte die Trennung von Rom unter
geschickter Hinzuziehung des Parlaments zum Ausbau der königlichen
Machtstellung (Begründung des königlichen Supremats über
die Kirche 1535, Säkularisierung der Klöster 1538-1540).
Williams ['wilj(e)mz], Roger,
nordamerikanischer Geistlicher und Staatsmann, * um 1603 London, †
1683 Providence, R. I.; da seine tolerante Haltung auf den Widerstand der
puritanischen Orthodoxie in Massachusetts stieß, gründete er
1636 als erstes modernes Gemeinwesen die Kolonie Providence.
Ignatius von Loyola [-lo'jola],
Gründer des Ordens der Jesuiten, Heiliger, * 1491 Schloss Loyola,
Provinz Guipúzcoa (Spanien), † 31. 7. 1556 Rom; bis 1521 spanischer
Offizier; schwer verwundet, bekehrte er sich zu einem religiösen Leben.
Während seines Aufenthalts in Manresa (1522/23) entwarf er sein Exerzitienbuch.
Er studierte in Paris und Venedig und erhielt 1537 die Priesterweihe. Nachdem
Ignatius von Loyola bereits in Paris die ersten Gefährten für
eine dauernde Gemeinschaft zusammengeführt hatte, erhielt der Orden
der Jesuiten 1540 die päpstliche Bestätigung. 1541 wurde Ignatius.von
Loyola zum ersten Ordensgeneral gewählt. Seit 1537 hielt er sich ständig
in Rom auf, betätigte sich seelsorgerisch, stellte die Ordensverfassung
auf, errichtete Schulen und wirkte so für die kirchliche Erneuerung
des 16. Jahrhunderts. Heiligsprechung 1622; Fest: 31. 7.
Jesuiten, lateinisch Societas Jesu, Abkürzung SJ, Gesellschaft
Jesu, katholischer Orden, 1534 von Ignatius von Loyola gegründet
und von Papst Paul III. 1540 bestätigt. Er breitete sich im 16. Jahrhundert
in Europa aus und war vor allem das Instrument der Gegenreformation. Als
Missionare waren und sind die Jesuiten in Asien, Afrika und Amerika tätig.
Bekannt sind die sog. Reduktionen in Paraguay zum Schutz der Indianer.
Der große Einfluss der Jesuiten auf Kirche und Staat im 17. und 18. Jahrhundert rief so starken Widerstand hervor, dass Klemens XIV. unter dem Druck der romanischen Staaten den Orden 1773 auflöste. 1814 wurde der Orden durch Pius VII. wieder eingeführt. In Deutschland war er 1872-1917 verboten.
Die Jesuiten sind in einer militärisch straffen Organisation zusammengefasst und werden streng und sorgfältig ausgewählt (Ausbildung der Professen 17 Jahre). Sie tragen kein eigenes Ordenskleid und haben kein gemeinsames Chorgebet. Geistliche Übungen führen zu einer starken Zucht des eigenen Willens. Zu den drei üblichen Ordensgelübden kommt als 4. noch der unbedingte Gehorsam gegenüber dem Papst hinzu. Die Jesuiten werden von einem Jesuitengeneral, dem 4 Generalassistenten beratend zur Seite stehen, von Rom aus geführt. Die Mitglieder der SJ (rund 23 000) werden unterschieden in: Professen, Koadjutoren (Priester und Laienbrüder), Scholastiker und Novizen. Die Jesuiten widmen sich besonders der Mission, Erziehung, Wissenschaft und Großstadtseelsorge. Ihr Wahlspruch: "Omnia ad maiorem Dei gloriam" (lateinisch, "Alles zur größeren Ehre Gottes").
Franz Xaver,
Heiliger, Jesuit, * 7. 4. 1506 Schloss Javier bei Sangüessa, Navarra,
† 3. 12. 1552 Insel Sancian bei Canton; schloss sich als Student in Paris
Ignatius von Loyola an; verkündete das Evangelium in Indien und Japan.
Seit 1842 gibt es den Franziskus-Xaverius-Missionsverein.
Fox George,
englischer Wanderprediger, * 1624 Drayton, † 13. 1. 1691 London; Gründer
(1652) der Quäker; sein Leben war von dem "inneren Christus" als einziger
Autorität bestimmt.
Quäker [englisch, "Zitterer"], Society of Friends, Gesellschaft
der Freunde, im 17. Jahrhundert von George Fox innerhalb des Puritanismus
in England im Gegensatz zur Staatskirche begründete (ursprünglich
enthusiastische, apokalyptische) christliche Gemeinschaft von Laien. Durch
William Penn verbreiteten sich die Quäker besonders in Nordamerika
(Pennsylvania), wo sie sich vor allem um die Abschaffung der Sklaverei
verdient machten. Ihre Eigenart ist gekennzeichnet durch praktische (soziale)
Frömmigkeit sowie durch Einfachheit, Verweigerung von Eid und Kriegsdienst,
dogmatische Toleranz, Ablehnung des Kultus, stattdessen stiller Gottesdienst
zur Erfahrung des "inneren Lichts". Die Quäker besitzen große
Hilfsorganisationen in Amerika und England (Quäkerspeisungen nach
den Weltkriegen in Europa), die den Friedensnobelpreis 1947 erhielten.
Seit 1970 haben sich die Quäker besonders stark in Ostafrika verbreitet.
Weltweit wird die Zahl der Quäker auf etwa 250 000 geschätzt.
Spener, Philipp Jakob,
evangelischer Theologe, * 13. 1. 1635 Rappoltsweiler, Oberelsass, †
5. 2. 1705 Berlin; Oberhofprediger in Dresden (1686), Propst in Berlin
(1691); der bedeutendste Vertreter des lutherischen Pietismus, schrieb
die Programmschrift "Pia desideria oder Herzliches Verlangen nach gottgefälliger
Besserung der wahren Evangelischen Kirchen" (1675), forderte darin eine
intensivere Beschäftigung mit der Bibel, eine stärkere religiöse
Betätigung der Laien, ein Christentum der Tat und eine erweckliche
statt einer gelehrten Predigt.
Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Reichsgraf von Zinzendorf und Pottendorf,
Begründer der Herrnhuter Brüdergemeine, * 26. 5. 1700 Dresden,
† 9. 5. 1760 Herrnhut; gründete 1722 auf seinem Gut Berthelsdorf mit
Emigranten aus Kreisen der Mährischen Brüder die "erneuerte Brüderunität"
als religiöses und soziales Gemeinwesen, das über den konfessionellen
Gegensätzen stehen sollte. 1734 wurde Zinzendorf zum lutherischen
Geistlichen ordiniert, 1737 nahm er das Bischofsamt der alten Brüderunität
an. Er unternahm Auslandsreisen bis nach Russland und Amerika, wo zahlreiche
Tochtergründungen der Brüdergemeinde entstanden, und förderte
die Mission in Westindien und Grönland. Zinzendorf war auch ein bedeutender
Kirchenlieddichter.
Brüdergemeine, Brüderunität, Herrnhuter, evangelische
Gemeinde, die aus Resten der Böhmischen Brüder und deutschen
Pietisten um 1722 unter Leitung des Grafen N. von Zinzendorf auf dessen
Gut Berthelsdorf (Oberlausitz) entstand, wo der Stammort Herrnhut gegründet
wurde; gekennzeichnet durch heitere Frömmigkeit, arbeitsames Leben,
Missions-, Erziehungs- und Pflegetätigkeit. Ihre Losungen (ausgeloste
Bibelstellen aus dem Alten Testament und ausgewählte Lehrtexte aus
dem Neuen Testament) sind weit verbreitet. In Deutschland wirkt die Europäisch-Festländische
Brüderunität, Direktionen in Bad Boll und Herrnhut; "Provinzen"
in Tansania, Surinam, Südafrika und Indien; insgesamt rund 620 000
Mitglieder.
Booth [bu:], William,
Gründer (1878) und erster General der Heilsarmee , * 10. 4.
1829 Nottingham (England), † 20. 8. 1912 London; sein 1890 erschienenes
Buch "Im dunkelsten England" erregte großes Aufsehen. Sein ältester
Sohn William Bramwell Booth (* 1856, † 1929) wurde sein Nachfolger; seine
Tochter Evangeline Cory Booth (* 1865, † 1950) war 1934-1939 Generalin
der Heilsarmee.
Heilsarmee,englisch Salvation Army, Salutisten ["Seligmacher"],
eine 1865 durch W. Booth in London gegründete, militärisch
straff organisierte christliche Gruppenbewegung, die sich der Großstadtbevölkerung
annimmt. An der Spitze der Heilsarmee steht ein General; die volksmissionarische
Arbeit wird in der Hauptsache von Offizieren geleistet; sozial-karitative
Maßnahmen u. a. Nachtasyle, Suppenküchen, Trinkerfürsorge,
Tagesschulen. Die Heilsarmee fand weite Verbreitung, wirkt aber besonders
in England und in den USA.
Baker-Eddy ['beik(e) 'edi], Mary,
Gründerin und Leiterin der Christian Science, * 16. 7. 1821 Bow
bei Concord, USA, † 3. 12. 1910 Newton bei Boston; verband starke persönliche
Wirkungskraft mit praktischem Blick für das Organisatorische.
Christian Science ['kristsh(e)n 'sai(e)ns], Christliche Wissenschaft,
Szientismus, eine von Mary Baker-Eddy gegründete Glaubensgemeinschaft.
In ihrem Buch "Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Hl. Schrift"
1875 entwickelte sie eine Erlösungslehre, für die der Satz grundlegend
ist: Gott ist Geist, ist gut und ist die alleinige Wirklichkeit; alles
andere - Materie, Sünde, Krankheit, Tod - ist unwirklich, Täuschung,
"sterblicher Irrtum". Durchschaut der Mensch diesen Irrtum, dann fallen
dessen Auswirkungen dahin. Zentrum ist die 1879 gegründete Mutterkirche
in Boston (USA). Über 2000 Kirchen und Vereinigungen in 69 Ländern
(Schwerpunkt USA).
Charles Taze Russel
Jehovas Zeugen, früher Ernste Bibelforscher, seit 1953
auch Neue-Welt-Gesellschaft, 1878/79 von Charles Taze Russell
(* 1852, † 1916) in Pittsburgh (USA) gegründete apokalyptische Religionsgemeinschaft,
die aufgrund von Russells Berechnungen für 1914 die Wiederkunft Christi
und den Anbruch des 1000-jährigen Reichs erwartete. Als dies ausblieb
und eine Krise eintrat, wurde die Gemeinschaft durch Joseph Franklin Rutherford
(* 1869, † 1942), seit 1917 Präsident, lehrmäßig und organisatorisch
grundlegend verändert. Er gab ihr eine „theokratische Organisation”
unter autoritärer Führung und verpflichtete alle Mitglieder zum
„Felddienst” als „Verkündiger” oder „Pioniere”. Das Bundesverwaltungsgericht
in Berlin entschied 1997, Jehovas Zeugen werden nicht als Körperschaft
des öffentlichen Rechts anerkannt und somit nicht den großen
Kirchen gleichgestellt.
Die Leitung beansprucht für alle Anordnungen die Autorität
Gottes und macht das zukünftige Heil von Jehovas Zeugen von ihrem
unbedingten Gehorsam abhängig, besonders von ihrer propagandistischen
Aktivität. Die 1914 begonnene „Zeit des Endes” soll ihren Abschluss
mit der Schlacht von Harmagedon finden, in der Christus alle Menschen außer
Jehovas Zeugen vernichtet. Dann errichtet er mit ihnen die „Neue Welt”.
Kirchliche Lehren wie Dreieinigkeit, ewige Verdammnis, Unsterblichkeit
der Seele werden verworfen, Taufe und Abendmahl umgedeutet. Jehovas Zeugen
lehnen die christlichen Kirchen ab und verweigern Militärdienst und
Wahlbeteiligung. Besonders in diktatorisch regierten Ländern sind
sie Verfolgungen ausgesetzt. Weltweit hat die Gemeinschaft ca. 6 Mio. Mitglieder.
Organisatorisches Zentrum ist die „Watch Tower Bible and Tract Society”
in Pittsburgh und Brooklyn (USA); deutsches Zweigbüro in Selters (Taunus).
Zeitschriften: „Der Wachtturm”, „Erwachet!”.
Herbert ['h(e):b(e)t], Edward,
Baron Cherbury, englischer Philosoph und Politiker, * 5. 3. 1583 Eyton,
Shropshire, † 20. 8. 1648 London; Bruder von George Herbert; Vorläufer
der englischen Aufklärungsphilosophie durch seine Lehre von der Naturreligion
(Deismus); lehrte in der Erkenntnistheorie, dass es Wahrheiten (angeborene
Ideen) gebe, deren Quelle der Naturinstinkt sei.
Deismus [lateinisch], die Ansicht, dass Gott zwar die Welt geschaffen
habe, aber nicht weiterhin in die Natur und das Weltgeschehen eingreife.
Diese Vorstellung eines "untätigen" Gottes (deus otiosus) im Hintergrund
der Welt und des Weltgeschehens findet sich bereits in Religionen von Naturvölkern
in den sog. "Hochgöttern". In entwickelteren Religionen bilden deistische
Anschauungen den Übergang zum Skeptizismus. In Europa setze sich der
Deismus in der Zeit der Aufklärung im England des 17./18. Jahrhunderts
durch.
Whitefield ['waitfi:ld], George,
englischer Erweckungsprediger, * 16. 12. 1714 Gloucester, † 30. 9.
1770 Newburyport, Mass.; wirkte zunächst in enger Verbindung mit John
Wesley führend in der methodistischen Erweckungsarbeit in England,
Schottland, Irland und besonders in Nordamerika, später mehr calvinistisch
ausgerichtet.
Mehr unter:
http://www.bautz.de/bbkl/w/whitefield.shtml
16) William Tennent,
Sr.
TENNENT, William, * 1673 in Irland, + 6.5. 1746 in Neshaminy, Pa.,
USA. - W.T. war ein an der Universität Edinburg graduierter Theologe
im Dienst der Church of Ireland, jedoch ohne dort je Pfarrer in einer Gemeinde
gewesen zu sein, weil er deutlich nonkonformistische Neigungen hatte. Am
2. Mai 1702 verheiratete er sich mit Catharine Kennedy, der Tochter eines
bekannten schottischen Pfarrers der Presbyterianer. Zwischen 1716 und 1718
entschloß er sich, mit seiner Familie - vier Söhne, die alle
Pfarrer wurden und mit einer Tochter - zur Auswanderung nach Amerika. Dort
trat er nach der Annahme durch die Synode der Presbyterianer in deren Dienst.
Zuvor hatte er die bischöfliche Kirchenleitung und den Arminianismus
als schriftwidrig verworfen. Er betreute zwischen 1718 und 1720 die Gemeinde
in East Chester, N.Y., anschließend bis 1726 eine Gemeinde in Bedford.
Im Herbst 1726 wurde er Pastor der Gemeinde von Neshaminy, Pa., wo er bis
zu seinem Tod 1746 blieb. Bedeutungsvoll war, daß er 1736 beim zwischen
Philadelphia und New York gelegenen Neshaminy ein Stück Land erwarb,
dort eine Blockhütte erbaute und darin das in die amerikanische Kirchengeschichte
eingegangene »Log-College« (Blockhütten-College) unterbrachte.
Die Veranlassung dazu gab ein inzwischen ausgebrochener Streit innerhalb
der presbyterianischen Synode, der zu dem Beschluß führte, zukünftig
nur noch ausgebildete Theologen in den Pfarrdienst zu nehmen. Eine solche
Möglichkeit zur Ausbildung gab es aber nur in Neu-England und in Übersee.
Die kleine Ausbildungsstätte »Log-College« wurde für
die Geschichte der amerikanischen Kirchen auch bedeutsam, weil sie einige
Prediger mit hervorragenden evangelistischen Fähigkeiten hervorbrachte,
unter ihnen den bekannt gewordenen Erweckungsprediger Jonathan Edwards.
Dies College war natürlich nicht unumstritten, weil es sich nicht
scheute, die evangelistischen Praktiken des englischen Methodisten George
Whitefield (s.d.) aufzugreifen, die u.a. darin bestanden, daß der
Reisepredigerdienst als ein der mobilen Gesellschaft angepaßter das
traditionelle Parochialsystem unter der Vorherrschaft einer Konfession
in Frage stellte. Dazu gehörte selbstverständlich die Ausübung
einer glaubenbegründenden Verkündigung für die Menschen,
die ohne Gott und Glauben nach Amerika gekommen waren. Dieser Verkündigung
und ihrer theologischen Zielsetzung kann man einen aggressiven Charakter
nicht absprechen. Durch die Ansätze zur Ausbildung von Predigern und
Evangelisten in Amerika wurden die dortigen Gemeinden auf den Weg der Unabhängigkeit
von den europäischen `Mutterkirchen' geführt. Gleichzeitig wurden
damit die Voraussetzungen verstärkt, kirchliche Strukturen zu entwickeln,
die sich mehr und mehr von den Vorbildern des klassischen europäischen
Staatskirchentums befreiten und einen für die neue gesellschaftliche
Situation relevanten Weg einschlagen konnten. Dieser war vom Freikirchentum
aller bestimmt und bereitete den Schritt vom abgrenzenden Konfessionalismus
zum stärker ökumenisch ausgerichteten Denominationalismus vor,
in dem sich die unterschiedlichen Kirchen gegenseitig als Teile der einen
Kirche Christi anerkennen.....
Karl Heinz Voigt
17) George Williams
Gründer der YMCA [waiemsi'ei], Abkürzung für
englisch Young Men's Christian Association, Weltorganisation der Christlichen
Vereine Junger Männer bzw. Menschen (CVJM), wesentlich vom Methodismus
Nordamerikas geprägt. Aufgaben u. a. Missionstätigkeit, in und
nach dem 2. Weltkrieg Kriegsgefangenenbetreuung, Sitz: Genf. Entsprechende
Organisation für die weibliche Jugend: YWCA (Young Women's Christian
Association)
18) John Smyth
SMYTH (Smith), John, anglik. Theologe; später Nonkonformist, puritanischer
Dissenter und Begründer des neuzeitlichen Baptismus. * zwischen 1565
und 1568 in Ostengland, + Ende Aug. 1612 in Amsterdam. - Über S.s
Herkunft ist kaum etwas bekannt. Nach W. H. Burgess wurde S. in Sturton/Nottinghamshire
geboren. Er studierte am Christ's College in Cambridge, wo er 1594 ordiniert
wurde und bis 1598 als Lehrer wirkte. Dort geriet er unter calvinistisch-puritanischen
Einfluß und kam auch mit separatistischem Gedankengut in Berührung
durch seinen Tutor Francis Johnson, der später selbst nach Holland
emigrierte. Ab 1600 wirkte S. als Stadtprediger in Lincoln, wurde aber
schon zwei Jahre später wegen »parteiischer« bzw. »aufrührerischer«
Predigt entlassen. Der eigentliche Grund für seine Entlassung dürfte
ein kirchenpolitischer gewesen sein, da Streitigkeiten entstanden waren,
weil S. die Sünden prominenter Bürger der Stadt öffentlich
angeprangert hatte. Zwei Schriften, »The Bright Morning Star«
(1603) und »A Pattern of True Prayer« (1605), enthalten seine
in Lincoln vorgetragenen Predigten und sollten die kirchlichen Behörden
von seiner Unschuld überzeugen. Die Predigten weisen S. als orthodoxen
Puritaner aus, der zu dieser Zeit separatistische bzw. anabaptistische
Tendenzen zurückweist. - Eine Anstellung in der anglikanischen Kirche
blieb ihm jedoch versagt. Um 1606 aber schloß sich S. - als Reaktion
auf die antipuritanische Religionspolitik des Königs Jakob I (Hampton
Court Conference) - der Separatistenbewegung an und wurde einer ihrer Führer
in der Gegend von Gainsborough/Lincolnshire und Scrooby/Nottinghamshire.
Mit seinen Anhängern, darunter Thomas Helwys, floh er zu Beginn des
Jahres 1608 nach Amsterdam. - In dieser Zeit schrieb S. drei Werke, die
sich in erster Linie mit ekklesiologischen Fragen beschäftigten: »Principles
and Inferences Concerning the Visible Church« (1607), »The
Differences of the Churches of the Separation« (1608), und »Parallels,
Censures, Observations« (1609). Neben einem strengen Kongregationalismus
werden darin noch weitere Gründe angeführt für die Trennung
von der engl. Staatskirche, die u.a. den sittlichen Verfall dulde und keine
Kirchenzucht (»discipline«) ausübe. Gegen die bereits
in Amsterdam lebenden, von Francis Johnson u. a. angeführten engl.
Separatisten (»Ancient Church«) grenzte er sich ebenfalls ab,
indem er - neben gemeindeorganisatorischen Einwänden - seinen spiritualistischen
Neigungen folgte und das Vorlesen bzw. -singen aus Büchern und Schriften,
die Bibel eingeschlossen, im eigentlichen Gottesdienst verbot, weil dadurch
das freie Wirken des Geistes eingeschränkt würde. - Um 1609 führte
S. in seiner von Spaltung erschütterten Gemeinde die Glaubens- bzw.
Erwachsenentaufe ein. Er begann damit, daß er sich zunächst
selbst - wahrscheinlich durch Begießung - taufte, was ihm den engl.
Spottnamen »Se-Baptist« eintrug. Nach J. R. Coggins unternahm
S. aufgrund eigenständiger theol. Erkenntnis diesen historischen Schritt,
ohne dabei von Mennoniten primär beeinflußt worden zu sein,
wie das von der älteren Forschung (so z. B. I. B. Horst) angenommen
wurde. In seiner Schrift »The Character of the Beast« (1609)
führt er die bibl.-theol. Gründe für die Glaubenstaufe an.
- Um 1610 schufen S. und seine Anhänger in 20 auf Latein verfaßten
Artikeln das erste baptistische Glaubensbekenntnis »Corde Credimus«.
S. bereute nun seine vorschnell und eigenmächtig vollzogene Taufe
und suchte Verbindung mit den Waterländer-Mennoniten, die er als »wahre
Kirche« anerkannte. 1615, mehr als zwei Jahre nach S.s Tod, vereinigten
sich seine verbliebenen Anhänger - ohne Wiedertaufe, da sie ja von
S. bereits getauft waren - mit den Mennoniten. S.s letzte theol. Entwicklungen,
die ihn als überzeugten Anabaptisten (Täufer) ausweisen, sind
in einem von seiner Gemeinde 1612 veröffentlichten Werk (in 4 voneinander
unabhängigen Teilen) »The Confession of Faith...«, von
dem uns nur ein Exemplar erhalten geblieben ist, dokumentiert. Die Lehre
vom freien Willen und die damit verbundene Ablehnung der Prädestination,
sein Verhältnis zur Obrigkeit - Wehrlosigkeit und Ablehnung staatl.
Ämter und des Eides -, die spiritualistisch-monophysitische Sicht
der Inkarnation, sowie seine Vermischung von Rechtfertigung und Heiligung
zeigen deutlich, daß er sich zuletzt von seiner früheren calvinistischen
Position distanziert hatte und ins täufer. Lager übergewechselt
war.- S. war sukzessive Puritaner, Separatist, Baptist und Anabaptist und
gilt heute als Gründervater des Baptismus, der weltweit größten
prot. Freikirche, obwohl seine Gemeinde von den holländischen Mennoniten
gänzlich absorbiert wurde. Thomas Helwys, der einen Zusammenschluß
mit den Mennoniten vehement ablehnte und sich deswegen von S. getrennt
hatte, kehrte 1612 nach London zurück, wo er eine eigenständige
Täufergemeinde gründete, von der sich später der Baptismus
als unabhängige Konfession (»General Baptists«) ableitete.
Werke: Walter H. Burgess, J. S. the Se-Baptist, Thomas Helwys
and the First Baptist Church in England, London 1911; The Works of J. S.
Fellow of Christ's College, 1594-8, 2 Bde., Tercentenary Edition for the
Baptist Historical Society with Notes and a Biography, hrsg. v. W. T. Whitley,
Cambridge 1915.
19) Barton Stone
http://www.freedomsring.org/heritage/chap7.html
http://www.cccdisciples.org/BStone.html
http://religiousmovements.lib.virginia.edu/nrms/restor3.html
http://www.mun.ca/rels/hrollmann/restmov/people/bstone.html
20) A. J. Tomlinson
21) Cowman
Smith [smi], Joseph,
US-Amerikaner, * 23. 12. 1805 Sharon, Vt., † 27. 6. 1844 Carthago,
Ill.; gründete, gestützt auf das angeblich von ihm durch Offenbarung
entdeckte Buch Mormon, 1830 die Kirche der Mormonen. In der Folge eines
Konflikts mit seinen Gegnern wurde er 1844 verhaftet und im Gefängnis
von einer Volksmenge ermordet.
Mormonen, Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage,
englisch Church of Jesus Christ of Latter-Day-Saints, von Joseph Smith
1830 in den USA gegründete Glaubensgemeinschaft, die auf angeblich
von ihm gefundenen, von einem Engel Moroni gesammelten Schriften beruht,
"The Book of Mormon" 1830, das als gleichwertiges Gegenstück zur Bibel
gilt. - Nach schweren Verfolgungen wurde 1848 von Brigham Young der Mormonenstaat
"Deseret" in der Ebene des Großen Salzsees gegründet und nach
Verzicht der Mormonen auf die 1843 eingeführte Mehrehe 1896 als Staat
Utah in die USA aufgenommen. Besonderheiten der Kirche sind ein vielgliedriges
Priestertum mit abgestuften Vollmachten, Tempeldiensten , Siegelungen
und Handlungen an Verstorbenen ("Totentaufe").
Andere Darstellung aus:
http://www.geschichte.2me.net/bio/cethegus/s/smithj.html
Joseph
Smith (1805-1844
nach Christus)
Stifter des Mormonentums.
Schon als Kind hatte
der am 23. Dezembre
1805
in Sharon, Vermont geborene Farmersohn mehrere Visionen. Im Jahre
1827
erschien ihm eigenen Aussagen zufolge ein Engel namens Moroni. Dieser wies
ihm einen Ort an, wo die Schriften des Propheten Mormon zur Geschichte
der Ureinwohner Amerikas versteckt seien.
Mit Hilfe zweier Steine übersetzte Smith die "reform-ägyptischen" Texte und gab sie 1830 als "Buch Mormons"heraus. Noch im selben Jahr gründete er die "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage", die schnell anwuchs. Mißtrauen und offene Feindschaft der Bevölkerung vertrieb die Mormonen, die autonom wirtschafteten und nach eigenen Regeln (Polygamie, Verbot der Sklaverei) lebten, von Fayette nach Kirtland, Missouri und Nauvoo.
Smiths Entschluß
1844,
für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, stieß auf großen
Ärger bei seinen Anhängern. Mehrere gewalttätige Auseinandersetzungen
führten zur Verhaftung des Sektenführers. Am 27. Juni
1844
wurde er von einer aufgebrachten Volksmenge im Gefängnis von Carthago,
Illinois, niedergeschossen. Noch heute leben Mormonen in den USA, insbesondere
in Salt Lake City, Utah.
Young [jng], Brigham,
US-amerikanischer Mormonenführer, 6. 1801 Witingham, Vt., † 22.
8. 1877 Salt Lake City; nach dem Tod von J. Smith führte er die Mormonen
1846/47 in die Ebene des Großen Salzsees und baute dort ein blühendes
Siedlungswerk auf, aus dem der spätere US-Staat Utah hervorgegangen
ist.
24) William Miller
(1782 – 1849, founder of the Adventist churches)
Adventisten, eine Glaubensgemeinschaft, die der von William
Miller (* 1782, † 1849) seit 1831 in den USA verkündigten Endzeitbotschaft
entsprang. Als die für 1844 angekündigte Wiederkunft Christi
ausblieb, zersplitterten sich die Anhänger. Ein Teil sammelte sich
um die Visionen der Prophetin Ellen G. White (* 1827, † 1915) und empfing
von ihr die hauptsächlichen Lehrelemente: Erwartung der nahen Wiederkunft,
Heiligung des Sabbats statt des als heidnisch-antichristlich bezeichneten
Sonntags (deshalb "Siebenten-Tags-Adventisten"), Vegetarismus und Gesundheitspflege.
Als das "Endzeitvolk" Gottes treiben die Adventisten eine weltweite Mission,
auch durch Schriften sowie Radio und Fernsehen ("Stimme der Hoffnung").
Sie unterhalten ein umfangreiches Gesundheits- und Bildungswerk, u. a.
Krankenhäuser und Kliniken, höhere Schulen und Universitäten.
Weltweit haben sie rund 9 Mio. Mitglieder. Sitz der Generalkonferenz ist
Washington.
Rahner Karl,
katholischer Theologe, * 5. 3. 1904 Freiburg im Breisgau, † 30. 3.
1984 Innsbruck; Bruder von Hugo Rahner; Jesuit, einflussreicher Dogmatiker
(unter Einbeziehung von Existenzphilosophie und Anthropologie), Konzilstheologe;
1949 Professor in Innsbruck, 1964 in München, 1967-1971 in Münster;
engagierte sich in der ökumenischen Bewegung. Hauptwerke: "Geist in
Welt" 1939; "Schriften zur Theologie" 1954 ff.; Mitherausgeber des "Lexikons
für Theologie und Kirche" und "Sacramentum Mundi".
Temple, William,
anglikanischer Theologe, * 15. 10. 1881 Exeter, † 26. 10. 1944 Canterbury;
1921 Bischof von Manchester, 1929 Erzbischof von York, 1942 von Canterbury.
Temple war besonders um soziale Gerechtigkeit bemüht und führend
an der ökumenischen Bewegung beteiligt. Er war 1938 erster Präsident
des Vorläufigen Ausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen.
siehe auch:
http://www.bautz.de/bbkl/t/temple_w.shtml