Visionen der Geistigen Welt:
Sang Hun Lee's „Das Leben in der Geistigen Welt und auf Erden“ in vergleichender Gegenüberstellung mit ähnlichen Berichten

Dr. Andrew Wilson

Ins Deutsche übertragen von Johannes Stampf

  INHALT

1. Die Voreingenommenheit durch religiösen Glauben
2. Eine gemeinsame spirituelle Lebensphilosophie
3. Monsignore's freundliches Paradies
4. Eadie's Nahtodeserfahrungen
5. Die Lehren über die Präexistenz der Seele
6. Visionen von Zukunft und Schicksal
7. Begegnungen mit Jesus
8. Franchezzos Pfad der Reue und die Macht der Liebe
9. Herrschaftsbereiche des Bösen und geistige Beeinflussung
10. Opfer, durch ihren Hass in Ketten gelegt
11. Swedenborgs bahnbrechende Vision
12. Vermählung im Himmel
13. Die Befreiung der Hölle
14. Der höchste Himmel ist der Bereich der Liebe Gottes
15. Sang Hun als Repräsentant des Himmels
Anhang

Einführung des Übersetzers:

Dr. Andrew Wilson, der das 1998 erschienene Buch von Dr. Sang Hun Lee aus der Geistigen Welt mit dem Titel „Das Leben in der Geistigen Welt und auf Erden“ vier ausgewählten „Klassikern“ von Büchern aus der und über die Geistige Welt gegenüberstellt und deren „Visionen“ miteinander vergleicht, ist ein Kenner der Materie im doppelten Sinn. Erstens hat er sich als Fachmann mit diesem Thema sehr umfassend beschäftigt und zweitens ist er der Herausgeber von „World Scripture“, einer Anthologie, in der er die Heiligen Schriften der Weltreligionen selbst Auskunft über die wesentlichsten Themen des Lebens auf Erden und darüber hinaus geben lässt. "World Scripture" existiert in deutscher Übersetzung leider noch nicht. Jedoch ist das englische Original zu einem vielbeachteten Klassiker in der Fachwelt und für den interessierten Laien geworden, sowohl was das Verstehen der einzelnen Religionen als auch das Verständnis unter oder zwischen den Religionen betrifft. In ähnlichem Stil stellt er auch hier die Visionen dieser fünf Bücher nebeneinander.

Wilson ist Unifikationist und als solcher in der Vereinigungslehre bestens bewandert. Er lehrt am Vereinigungstheologischen Seminar (UTS) in den USA und arbeitet selbst äußerst aktiv mit geistlichen Führern der unterschiedlichsten Religionen für Harmonie und Vereinigung zusammen. Seine vorliegende Darstellung ist ein weiteres, wenn auch viel kürzeres Meisterwerk, das anhand der fünf darin besprochenen Bücher auch dem Laien einen sehr umsichtigen Einstieg in das Thema „Leben nach dem Tod“ und „Der Wert des Erdenlebens in Bezug auf die Ewigkeit“ zu vermitteln vermag.

Dem interessierten Leser kann dieses Werk nur wärmstens empfohlen werden, weil es die Sicht nicht auf die eines einzelnen „Sehers“ einengt, sondern in einer leicht verständlichen Form einen weitreichenden Überblick über die Geistige Welt und das Leben dort vermittelt.

Wenn beispielsweise ein Philosophiestudent, ein Kranführer, ein Theologieprofessor, ein Gärtner, eine Mutter mit ihrem Kind und ein Botaniker einen Botanischen Garten besuchen, wird jeder von ihnen sehr individuelle Eindrücke von diesem Garten mitnehmen und unterschiedliches dort erleben. Würde jede dieser Personen einen anschließenden Bericht verfassen, so würden diese Berichte sicherlich sehr unterschiedlich ausfallen obwohl alle den selben Garten beschreiben.

Ähnlich können wir uns auch die Botschaften, Berichte und Beschreibungen von Personen aus der und über die Geistige Welt vorstellen. Da sind erstens die, die nach ihrem Tod auf Erden aus der Geistigen Welt Nachrichten in unsere Welt übermitteln, in denen sie berichten, was sie dort sehen und erleben. Sie berichten natürlich von dem Bereich, in dem sie sich befinden. Andererseits sagen sie meist so gut wie nichts über Bereiche, die ihnen unzugänglich sind. Zusätzlich kommt es hier auch noch auf das „Medium“ an, also auf die Person, die diesen Bericht empfängt und weitergibt. Dieses Medium schreibt Begebenheiten und Eindrücke nieder, die es nicht selbst sondern ein anderer erlebt hat, der ihm diese nur berichtet. Und schließlich ist da noch der Leser, der in einer bestimmten Gemütsverfassung, mit einem bestimmten Erfahrungsschatz und mit einem bestimmten Weltbild diese Berichte liest und sich in seiner Vorstellung ein Bild von dem zu machen versucht, was der ursprüngliche Berichterstatter in einer dem Leser unbekannten Welt gesehen und erlebt haben mag. Der Leser kann jedoch, wenn ihm etwas unklar erscheint, und das erschwert die Sache zusätzlich, nicht beim Berichtgeber nachfragen, sondern muss sich von dem, was er zu verstehen vermag, ein Bild machen - ein Bild, in dem gezwungenermaßen auch für alle Lücken und ungeklärten Fragen Platz sein muss. Diese Lücken sind dann vollkommen hilflos der Interpretation und der Phantasie des Einzelnen ausgeliefert. Und es wird auch oft einfach eifrig drauf los interpretiert, denn wer möchte schon ein Bild mit kleinen oder gar großen Löchern darin?

Dann sind da jene, die selbst für eine kurze Zeit im Zuge einer sogenannten „Nahtodeserfahrung“ einen Blick in die Welt nach diesem Erdenleben geworfen haben. Diese Personen kann man im Unterschied zu den bereits „endgültig verstorbenen“ Berichterstattern, fragen, wenn etwas unklar ist. Sie können Interviews geben und Reportern Rede und Antwort stehen. Aber auch sie können nur von dem Teilbereich berichten, den sie in ihrer kurzen Abwesenheit von der Erde erlebt haben.

Alle diese Berichte und Erfahrungen sind, wie andere Erlebnisse auch, natürlich in jeder Weise sehr individuell. Sie gleichen einander in einigen Punkten, unterscheiden sich aber manchmal dramatisch in anderen. So kommt es vor, dass jemand einen oder mehrere sehr ähnliche Berichte liest und sich ein mehr oder weniger homogenes Bild vom Leben nach dem Tod macht, von dem er annimmt, es sei das richtige. Liest diese Person aber später Berichte, die sich von den bereits bekannten deutlich unterscheiden oder gar gegensätzliche Aussagen enthalten, mag in ihr die Verwirrung zunehmen. Das kann so weit gehen, dass sie am Ende nicht mehr weiß, was nun tatsächlich stimmt und was nicht. Einer dieser Konfliktpunkte kann beispielsweise der Glaube an die Reinkarnation (Wiedergeburt) sein, der im Licht einiger Berichte sehr einleuchtend erscheinen mag. Ein anderer Konfliktpunkt könnte sein, dass das Leben nach dem Tod sogar von Selbstmördern so schön empfunden wird, dass diese nicht wieder in diese Jammertal-Welt zurückkehren möchten und der Tod für sie eine wirkliche Erlösung darstellt. Dann aber gibt es auch gegensätzliche Berichte, die beispielsweise sagen mögen, dass die Reinkarnation eine missverstandene Interpretation der Beziehungen zwischen Erdenwelt und Geistiger Welt ist, und dass Selbstmörder in sehr finsteren, bedrückenden, eingeengten und unfreien Bereichen in der Geistigen Welt weiterleben. Was stimmt nun? Was ist Realität? Schafft sich jeder seine eigene Wirklichkeit? Gibt es Gesetzmäßigkeiten, die für alle die gleiche Gültigkeit haben?

In diesem Zusammenhang kann die vergleichende Darstellung von Dr. Wilson, obwohl sie sich in direkter Form vor allem an die Vereinigungsmitglieder wendet, eine sehr weitreichende Bedeutung haben. Er beschreibt in seiner einzigartigen Studie fünf sehr sorgsam ausgewählte Berichte, die er nüchtern so nebeneinander stellt, dass sie ein sehr weites Spektrum der Gesamtheit der Geistigen Welt erschließen helfen – von den höchsten Ebenen des Paradieses, wo einer der Berichterstatter mit Jesus und sogar mit Gott zusammentrifft bis hinunter zur tiefsten Hölle von Hitler, Stalin und Co.

Der Leser kann sich durch diese Studie angeregt fühlen mindestens fünf repräsentative Bücher über das Leben in der Geistigen Welt zu studieren und er wird selbst merken, wie sich sein Bild von dem, was nach diesem Leben sein wird, zu einem Ganzen zusammenfügt. Nicht nur das Trennende sondern vor allem das Verbindende und das einander Ergänzende stellt Wilson in den Vordergrund. Er führt den Leser zu einem sehr breiten Verständnis und beugt auf diese Weise engstirnigen und einseitigen Interpretationen vor.

Ich wünsche dem Leser einen klaren Blick für das Wesentliche, denn die Weiten und Vielfältigkeiten der Geistigen Welt mit der Beengtheit unserer physischen Sinne und noch dazu von der materiellen Welt aus zu erfassen, ist sicherlich keine einfache Sache. Wenn aber unser zeitlich begrenztes Erdenleben in ähnlicher Weise als Vorbereitung auf die ewige Welt dient wie die embryonale Entwicklung während der Schwangerschaft auf das Leben nach der Geburt, dann ist die Beschäftigung mit der nächsten Welt nicht nur wichtig sondern entscheidend. Wenn in der embryonalen Entwicklung während der Schwangerschaft ein oder mehrere Körperteile oder Sinnesorgane nicht richtig ausgebildet werden, dann kann dieser Mensch ein Leben lang behindert sein. Er kann aber - einmal geboren - nicht wieder in den Mutterschoß zurück, um die versäumte Entwicklung nachzuholen. Wenn Ähnliches auch für das Erdenleben in Bezug auf die Welt danach gilt, dann sollten wir jetzt schon dafür Sorge tragen, uns für das Leben in der Geistigen Welt fit zu machen und uns auf die Dinge konzentrieren, die wir mitnehmen können, und das sind bei näherem Hinsehen gar nicht so weinige.

Johannes Stampf, im August 2002

 

Visionen der Geistigen Welt:
Sang Hun Lee's „Das Leben in der Geistigen Welt und auf Erden“ in vergleichender Gegenüberstellung mit ähnlichen Berichten

Dr. Andrew Wilson

Einleitende Anmerkung:
Bitte beachten Sie, dass Dr. Wilson in dieser Studie davon ausgeht, dass dem Leser der Inhalt von Sang Hun Lee's Buch: "Das Leben in der Geistigen Welt und auf Erden" bereits bekannt ist.

Die Veröffentlichung von Dr. Lees Botschaften aus der Geistigen Welt "Das Leben in der Geistigen Welt und auf Erden" kommt zu einer Zeit, in der Reverend Moon seine Arbeit im Besonderen auch auf die Befreiung der Geistigen Welt konzentriert. Jede Stufe seiner Ehesegnungen auf Erden ist seinen Angaben entsprechend begleitet von Milliardensegnungen von Geistmenschen in der Geistigen Welt. In diesem Zusammenhang hat Lee's Buch nahezu die Bedeutung einer Offenbarungsschrift.

Zum besseren Verständnis dieses Buches möchte ich auf einige seiner Inhalte näher eingehen. Dazu ist es sehr hilfreich Dr. Lee's Buch in eine Reihe mit anderen Berichten aus der Geistigen Welt zu stellen und die darin enthaltene Vision den Visionen ähnlicher Berichte vergleichend gegenüberzustellen. Ich habe zu diesem Zweck vier repräsentative Bücher gewählt: Zwei davon sind "empfangene" Bücher, die vielen bekannt sind. Das erste "Das Leben in der unsichtbaren Welt" ist ein Bericht aus einem hellen, geschäftigen und angenehmen Bereich in der Geistigen Welt, der von einem ehemaligen anglikanischen Monsignore erzählt. Das zweite "Ein Wanderer im Lande der Geister" wurde von Philip Burley wieder aus der Versenkung geholt und veröffentlicht. Es ist eine sehr lebendige und leidenschaftliche Beschreibung der Wanderung einer Seele auf dem Pfad der Sühne und zeigt vieles über den Kurs der Wiederherstellung durch Wiedergutmachung für Geistmenschen (Menschen, die nach ihrem körperlichen Tod auf ewig in der Geistigen Welt weiterleben). Die beiden anderen Bücher in dieser Studie wurden (im Gegensatz dazu) von Menschen auf Erden verfasst, die in die Geistige Welt gereist und von dort wieder zurückgekehrt sind. "Licht am Ende des Lebens", ein moderner Bestseller, ist der Bericht einer Nahtodeserfahrung, der ein Treffen mit Jesus und eine Reise, die durch mehrere Orte in der Geistigen Welt führt, schildert, bevor die Berichterstatterin wieder in ihren Körper zurückkehrt. "Himmel und Hölle" ist ein Klassiker was Berichte aus der Geistigen Welt betrifft. Er stammt von Emanuel Swedenborg, dem Pionier auf diesem Gebiet.

Lee's Buch steht diesen vier Büchern direkt gegenüber. Wie die ersten beiden "Das Leben in der unsichtbaren Welt" und "Ein Wanderer im Lande der Geister" inkludiert es Besuche bei Personen, die auf Erden prominent waren. Wie "Himmel und Hölle“ beschreibt es Bereiche von graduell unterschiedlicher Qualität und Helligkeit; von den finstersten Höllenbereichen bis zu den strahlenden Bereichen des Himmels. Es rühmt die natürliche Schönheit der höheren Bereiche und beschreibt deren Atmosphäre aus Licht und Liebe, die von einer göttlichen Quelle in diese Bereiche fließt. Und wie Betty Eadie in "Licht am Ende des Lebens" trifft auch Sang Hun Lee Jesus. Des Weiteren dient Lee wie Franchezzo in "Ein Wanderer in Lande der Geister" dem Himmel als Botschafter in die niedrigeren Bereiche.

1. Die Voreingenommenheit durch religiösen Glauben

Alle fünf Bücher überbringen dem Leser an der irdischen Seite des Grabes eine Botschaft; und das ist in der Tat auch ihr gemeinsamer Hauptzweck. Sie sind mehr als nur Reiseberichte, sie haben teilweise auch lehrenden Charakter. Aber es sind Unterschiede in ihren Lehren feststellbar, von denen einige den unterschiedlichen Religionsbekenntnissen der Autoren oder der Medien zugeschrieben werden können. Auch ob der Autor oder das Medium männlich oder weiblich ist oder aus dem Osten oder dem Westen kommt, beeinflusst die Stimmungslage der Offenbarungen. Für eine kritische Evaluierung der Berichte ist es daher notwendig, die Glaubenshaltung und die Vorbedingungen einzubeziehen, welche die Berichte gefärbt haben mögen.

Wir wissen, dass Offenbarungen niemals in reiner Form geschehen. Das menschliche Herz, dem die Offenbarung gegeben wird, ist niemals ein reiner Auffangbehälter. Das Empfangen einer Offenbarung ist gefärbt vom Charakter und vom Glauben des menschlichen Empfängers. Da die Qualität des Lebens in der Geistigen Welt so sehr vom Denken bestimmt wird, sind naturgemäß auch die verschiedensten Erlebnisse ihrer Bewohner gefärbt. Zwei Besucher im gleichen Bereich in der Geistigen Welt mögen unterschiedliche Dinge sehen oder hören. Das Prinzip sagt: "Auch wenn geistig sensible Menschen mit der Geistigen Welt in Kontakt sind, variieren ihre Umstände, ihre Positionen und ihre individuelle Persönlichkeit. Ihr Intellekt und ihre Spiritualität befinden sich auf unterschiedlichen Ebenen und sie werden die Geistige Welt auf verschiedene Art wahrnehmen. 

Um klären zu können, wie der religiöse Glaube der Autoren deren Berichte beeinflusst haben mag, halten wir bei einigen von ihnen eine Verbindung zu Spiritualismus oder zur wissenschaftlichen Psychologie fest. Von Swedenborg bis zum modernen Spiritualismus misstrauten die Menschen, die sich zur Beschäftigung mit diesen Dingen hingezogen fühlten, den konventionellen kirchlichen Lehren. Sie sind oft begeistert und holen sich ihr Verständnis über die Realität aus östlichen und westlichen Quellen. Könnte das mit ein Grund sein, warum die Hauptfiguren in "Das Leben in der unsichtbaren Welt" und "Ein Wanderer im Lande der Geister" Lehrer aus dem Osten wie Ahrinziman oder den Chaldäer treffen, niemals aber mit Jesus oder christlichen Heiligen Kontakt haben? Andererseits ist Lee von seinem Glauben her Vereinigungsmitglied (Unifikationist). Zusätzlich zu dem was eindeutig als Vereinigungstheologie erkennbar ist, trifft er Personen, die in den Erzählungen der Vereinigungsbewegung wichtig sind: biblische Persönlichkeiten wie Adam und Eva, Noah, Abraham, Jesus und Maria aber genau so Führer der kommunistischen Welt und koreanische Christen, die Reverend Moons Sendungsauftrag behindert haben. Eadie hingegen behauptet in "Licht am Ende des Lebens" keine Verbindung zum Spiritualismus und zu vorgefassten Ideen über das Leben danach zu haben. Sie beschreibt sich als Christin, die durch Erfahrungen in zahlreichen christlichen Kirchen zu einem korrekten Verständnis über Gott kommen wollte. Von Quellen außerhalb jedoch erfahren wir von ihrer Zugehörigkeit zur Kirche der Heiligen der Letzten Tage – bekannt als Mormonen - und in der Tat färbt die Theologie der Mormonen zahlreiche Seiten ihres Buches.

2. Eine gemeinsame spirituelle Lebensphilosophie

Ein Sucher nach Klarheit würde die Unterschiede religiöser Glaubensanschauungen auszugleichen versuchen, indem er sich darauf konzentriert, was die Berichte an Gemeinsamkeiten aufzuweisen haben. Alle von ihnen heben deutlich hervor, dass Liebe die Lebensessenz in der Geistigen Welt ist. Gott ist ein Gott der Liebe, der nichts anderes möchte, als Seine Kinder so umfassend wie möglich zu lieben. Aber die meisten Menschen betreten die Geistige Welt beladen mit einer Sündenlast. Es ist nicht Gott, der richtet oder bestraft, vielmehr ist die Situation in der Geistigen Welt von jedem einzelnen selbst gemacht. Die Geistige Welt ist der Ort, an dem die Früchte des persönlichen Erdenlebens sichtbare Gestalt annehmen. Wir bringen unsere persönlichen Charakter- und Liebesqualitäten, die wir in unserem Erdenleben erworben und geformt haben, sowie auch die Güte und die Fehler unseren Mitmenschen gegenüber in die Geistige Welt mit. Positionen, Ruhm oder die Reputation eines Menschen auf Erden zählen dort allerdings nichts. Einzig die Liebe zählt.

Daher sollten wir unsere Bindung zu materiellen Dingen, unser Streben nach Macht und Einfluss und unsere Neigung zu egoistischem Vergnügen bereuen. Wir sollten uns mit einem Lebensstil auf den Himmel vorbereiten, der zum Himmel passt, indem wir echte Liebe kultivieren, während wir die Genüsse unseres Fleisches zügeln. Die Liebe und das Licht des Himmels kommen von Gott. Um uns daher auf den Himmel vorzubereiten, sollten wir ein geistlich orientiertes Leben des Glaubens und der Nächstenliebe führen, das uns ermöglicht, die Liebe Gottes zu empfangen. Es genügt jedoch nicht, sich einfach an herkömmliche religiöse Dogmen zu halten, denn deren Beschreibungen was für den Himmel notwendig ist und was in die Hölle führt, sind gefüllt mit Irrtümern und verwirren zahllose Gläubige.

Dies ist ein grober Umriss dessen, was in allen Büchern dieser Studie gemeinsam aufgezeigt wird. Es könnte als Philosophie des Geistigen Lebens (Geistige Lebensphilosophie) bezeichnet werden. Wir brauchen auch nicht überrascht zu sein, dass dieses Denken weitgehendst mit den Vereinigungslehren übereinstimmt. Wir sollten des Weiteren nicht überrascht sein, dass diese geistige Lebensphilosophie von vielen ernsthaften Gläubigen unterschiedlichster Religionsbekenntnisse geteilt wird, die diese und ähnliche spirituelle Texte als wertvolle Richtlinien für ihr geistiges Leben verwenden. Wir leben in einer Zeit, in der Gottes Wahrheit in Windeseile in allen Bereichen kundgetan wird.

Eine erschöpfende Liste von Übereinstimmungen und Unterschieden dieser 5 Berichte würde viele, viele Seiten füllen. Statt aber zu sehr in die Details zu gehen, werde ich eine kurze, überschaubare Einschätzung jedes Buches mit ihren Eigenheiten versuchen und deren Vision über die Geistige Welt herausarbeiten, damit wir Sang Hun Lee's Botschaft besser verstehen und würdigen können.

3. Monsignore's freundliches Paradies

Im Buch "Das Leben in der unsichtbaren Welt" beginnt der Erzähler, der auf Erden den Namen Monsignore Robert Hugh Benson trug, in der Geistigen Welt aber einfach "Monsignore" genannt wird, mit einer typischen Beschreibung des Überganges in das Leben danach. Er verlässt seinen Körper, spürt die Leichtigkeit und die Freiheit seines geistigen Körpers und ist sehr angenehm überrascht als er erkennt, dass er noch immer ganz ist und ihm die Fähigkeit zu sprechen und zu erkennen geblieben ist. Er trifft einen Freund und Führer, mit dem er von dieser in die Geistige Welt reist, wo er sich ein Heim bereitet. Es ist (für ihn) ein schöner Ort, ein Stück Himmel, ähnlich einer Gegend in England.

Was "Das Leben in der unsichtbaren Welt" besonders hervorhebt, sind die Details, mit denen es sozusagen den „Alltag“ des Lebens in der Geistigen Welt beschreibt. Ob es die Beschreibung der geistigen Kleidung, die Erschaffung von Blumen oder der Menschen bei der Arbeit ist, es werden keine Details ausgelassen. Es beantwortet viele Fragen, die ein wissbegieriger Mensch haben mag: Wie sind die Menschen dort gekleidet? Was wird gegessen? Benötigt man Schlaf? Kann man dort zum Schwimmen gehen? Wie geht das Reisen vor sich? Kann man sich zwischen den einzelnen Bereichen hin und her bewegen?

"Das Leben in der unsichtbaren Welt" und besonders der Fortsetzungsband "Begegnungen in der unsichtbaren Welt" geben Auskunft über Treffen mit berühmten Persönlichkeiten. Da auch Lee vom Zusammentreffen mit zahlreichen berühmten Persönlichkeiten berichtet, ist es wert, diese näher zu erforschen. Erstens stützen sich diese Geistmenschen nicht auf ihre Titel, und auch ihre Position auf Erden ist in ihrem dortigen sozialen Leben bedeutungslos. Ein Adeliger oder Herrscher wird zu einem ganz gewöhnlichen Mitbewohner. Ein großer Komponist oder Wissenschaftler stellt sich in den Dienst der Allgemeinheit. Der Monsignore hält fest: Die Großen, die ihre Größe aufgrund ihres Genius erwarben, betrachten sich selbst nur als kleiner Teil eines großen Ganzen innerhalb der immensen Organisation der Geistigen Welt. Sie alle streben - wie wir auch - denselben Zweck an, der geistiger Fortschritt und Entwicklung ist. Sie sind dankbar für jede Hilfe auf diesem Weg und sie möchten, wo sie nur können, geben. Bei einem Treffen mit Josef Haydn und Peter Iljitsch Tschaikowski lebten diese ganz einfach und bescheiden in einem kleinen Haus und komponieren weiterhin neue Musik. Weltlichen Ruhm vermeidend begegnen sich diese großen Musiker und sprechen sich mit ihren Vornamen an. Auch wenn der Zweck seines Besuches nur das Vorstellen eines jungen Neuankömmlings war, fühlten sie sich nicht, wie man vielleicht erwarten würde, in ihrer Arbeit gestört, sie bewirteten ihn hingegen sehr freundlich. Im Vergleich zu Lee's Gesprächspartnern scheinen diese hier sehr glücklich und gut angepasst zu sein. Sie scheinen wenig zu haben, dessen sie sich schämen müssten und sie können mit Freuden und Gästen ganz leicht in eine Konversation eintreten. Die Persönlichkeiten, die Lee in der Hölle interviewte, litten schwer und einige lebten in Einsamkeit und vermieden den Kontakt mit anderen. Aber auch mehrere Menschen, die er in guten Bereichen der Geistigen Welt interviewte, sprachen mit Bedauern und Scham über ihr Leben auf Erden. Ich nehme an, das steht mit der außergewöhnlichen Natur ihres Besuchers in Verbindung. Sie konnten sich Lee gegenüber nicht so wohl fühlen wie vor einem gewöhnlichen Gast. Als Gesandter Gottes war Lee ausgestattet mit der Autorität und dem Zweck ihre tiefste Vergangenheit mit ihren höchsten Hoffnungen in Beziehung zu bringen. Seine Autorität von den Wahren Eltern (Anm.: siehe seine Berichte aus den Jahren nach 1997) bedeutete auch, dass er Träger des Worts und des Gerichts war. Wir können annehmen, dass ein Besuch des "Monsignore" nicht solch peinvoller Ehrlichkeit und Tiefe bedurfte.

Der Monsignore lebt nicht in den höchsten Sphären, noch kann er einfach in diese eintreten und die Fülle der unvergleichlichen Schönheit sehen. Dann und wann besuchen himmlische Gesandte seinen Bereich und werden dort mit tiefstem Respekt aufgenommen. Er bekam von einem himmlischen Botschafter eine Mission aufgetragen, die ihm hilft, für seine Fehler auf Erden Sühne zu leisten.

Können wir den Ort, an dem der Monsignore in der Geistigen Welt lebt, noch genauer eingrenzen? Lee schreibt, dass das Paradies in Bereiche mit nationalen Zugehörigkeiten wie Japantown, Chinatown und dergleichen unterteilt ist. Das war für den Monsignore sicherlich der Fall, der an einem Ort mit einer verblüffenden Ähnlichkeit zu einer Gegend in England lebte. Er bestätigt, dass solch nationale Unterschiede in den höchsten Sphären nicht bestehen, denn diese nationalen Trennungsgebiete sind begrenzt auf bestimmte Bereiche. Darüber beginnt die Nationalität zu verschwinden... Unser nationales Bewusstsein, wie wir es von der Erde her kennen, soll sich während unserer Durchreise durch die niedrigeren in höhere Bereiche auflösen. Die Tatsache, dass er von einem „Chaldean“, der aus diesen höheren Bereichen kam, geführt wurde, zeigt, dass ein wahres Urteil über das Paradies auch die Bereiche über der Nationalität einschließen sollte. Die Erfahrungen des Monsignore legen nahe, dass er sich in den niedrigeren Bereichen des Paradieses befand, unter den Bereichen, die solche Unterscheidungen noch aufrecht erhielten, aber nicht weit davon entfernt, wo das nicht mehr so war.

Lee spricht auch von mittleren Bereichen, in denen die Menschen hart arbeiten müssen, aber er beschreibt sie als eher passiv und faul und ohne große Hoffnungen oder Verlangen. Der Monsignore lebt auch in einem Bereich wo die Menschen arbeiten, aber sie scheinen glücklich und zufrieden zu sein. Dennoch frage ich mich, ob er oder seine Freunde sich bemühen sich selbst zu bessern; sie scheinen noch für eine lange Zeit in ihrer angenehmen Umgebung bleiben zu wollen, in der sie sich gerade befinden. Sicherlich gibt es da viel zu tun, wie Menschen zu helfen, Musik zu komponieren und aufzuführen, Neues zu schaffen und ähnliches. Ich denke aber, dass dieses Leben nach einigen anfänglichen Jahren eher stumpf und eintönig wird. Es fehlt etwas, ein Funke... Was fehlt? Es gibt dort keine Ehen, keine Familien! Jeder ist single und lebt als Freund unter Freunden. Kann das wirklich der Himmel sein?

Aus diesem Grund befriedigt "Das Leben in der unsichtbaren Welt" trotz der Aufzählung der Schönheiten in der Geistigen Welt nicht wirklich unseren Sinn für Leben. Es mutet vielmehr wie eine Gesellschaft von Engeln, Mönchen oder Nonnen an, von denen ein zölibatäres Leben erwartet wird. Es findet sich in Monsignores Bereich auch in weiterer Folge kein Hinweis auf eine persönliche Beziehung zu Gott. Die Menschen leben entfernt von der Quelle und stehen mit dieser nur indirekt über Gesandte in Verbindung. Aus der Beschreibung kann man schließen, dass die Liebe dort, obwohl zahlreiche brüderliche und nachbarschaftliche Naheverhältnisse bestehen, nicht wirklich die wahre Liebe ist. Auch fehlt das volle und vollständige Wissen sowohl über einen persönlichen Gott als auch über Satan, dessen Existenz verneint wird. Dieser letzte Punkt seiner Welt könnte eine Widerspiegelung seines liberalen anglikanischen Glaubens oder der Ansichten von Spiritualisten sein. Auch Swedenborg vor ihm verneinte die Existenz eines persönlichen Satans. Können wir diese Ansicht als wahr annehmen auch wenn Jesus im Evangelium mehrmals von Satan spricht und ihn mit diesem Namen anredet?

4. Eadie's Nahtodeserfahrungen

In Betty Eadie's viel kürzerem Buch über die Geistige Welt "Licht am Ende des Lebens" beschreibt sie ihren Vorgeschmack auf die gleiche Geistige Welt. Sie bewundert die schönen Blumen, die Hallen des Wissens und der Erfindungen, die Musik und die lebendigen und spritzigen Farben. Ihr Hauptthema ist eine Botschaft des Trostes und der Hoffnung, dass es in der Tat ein Leben über das Grab hinaus gibt.

Nach ihrer Rückkehr ins Leben - es war noch nicht ihre Zeit zu sterben - behielt sie ihre Erfahrungen 19 Jahre lang für sich und teilte sie nur mit denen, die ihr nahe standen. Schließlich fasste sie sie in einem Buch zusammen. "Licht am Ende des Lebens" wurde zu einem Bestseller, der bei Millionen von Lesern die Botschaft von einem Leben über das Grab hinaus verbreitete und zahlreiche Bücher ähnlichen Inhalts anregte.

Eadie's Nahtodeserfahrung beginnt auf eine ganz typische Weise: sie erhebt sich über ihr Krankenbett, trifft freundliche Geistige Wesen, reist eine Weile auf Erden herum, um ihre Verwandten ein letztes Mal zu sehen und reist dann einen langen Weg nach oben. Aber in ihrem Fall ist die Person, die sie am Ende ihrer Reise trifft, kein anderer als Jesus Christus.

Wenn Jesus zu ihr spricht, kuschelt sie sich wie ein Kind in seine Arme. Er erfüllt ihren Geist mit Wissen über Gott und die geistige Realität und beantwortet ihr viele Fragen. Eadie's Fragen waren spezifisch theologischer Natur. Was ist der Tod? Wie wurde das Universum geschaffen? Warum gibt es so viele Religionen? Was ist der Zweck des Lebens? Was sind die geistigen Gesetze, nach denen wir leben sollten? Betty war immer auf der Suche nach der Wahrheit mit vielen Fragen in ihrem Herzen. Denken wir zum Vergleich an den Geistlichen in "Das Leben in der unsichtbaren Welt", der wahrscheinlich, klar definierte Ansichten über solche Fragen hatte. Wir lesen bei ihm nirgends, dass er nach so großen Antworten auf theologische Fragen suchte; seine erste Frage drehte sich um praktische Angelegenheiten des neuen Lebens im Himmel.

"Licht am Ende des Lebens" ist ein viel theologischeres Buch wie das von Lee, obwohl wir das von Lee, der in seinem Erdenleben Philosoph und ein Systematisierer der Vereinigungslehre war, eher erwarten würden. Vielleicht teilt Eadie mit Lee eine brennende Sehnsucht nach Antworten auf die ultimativen Fragen des Lebens und so laufen ihre Gedanken ganz natürlich in diese Richtung. Diese Art geoffenbarter Theologie jedoch, die für sich in Anspruch nimmt aus den höchsten geistigen Quellen zu kommen, muss doch ein bisschen mit Vorsicht genossen werden, da sie unweigerlich mit dem religiösen Hintergrund der Autorin vermischt ist.

 

5. Die Lehren über die Präexistenz der Seele

In einer ihrer Visionen sieht Eadie gereifte Geister, die gerade vor ihrer Inkarnation in physische Körper stehen. Sie erfährt, dass diese prä-existenten Geister in der Geistigen Welt geschaffen wurden und dann inkarnieren, um das Leben im physischen Körper zu erleben. Sie inkarnieren in Familien und in Situationen, welche die Freundschaften und Bande widerspiegeln, die sie in ihrer Präexistenz geformt haben. Dort erfahren sie eine Lektion, die für ihr geistiges Wachstum von großer Wichtigkeit ist.

Die Präexistenz der Seele wird von keinem anderen in diese Studie aufgenommenen Autor beschrieben. Wir finden diese Idee nicht in "Das Leben in der unsichtbaren Welt" wo der Monsignore im Gegenteil berichtet, "In meinen Reisen in diesen Bereichen des Lichtes muss ich den erst finden, der bereit ist, dieses große, freie Leben in der Geistigen Welt für das alte Leben auf Erden auszutauschen." Des Weiteren erfährt Eadie, dass Präexistenz nicht Reinkarnation ist: "Ich lernte auch, dass wir kein wiederholtes Leben auf Erden besitzen". Präexistenz ist jedoch eine der Glaubenssäulen in der Mormonentheologie. Wie sehr die Vorstellung der Autorin dieses Bild selbst geprägt haben mag, zeigt sich aus einer ihrer Fragen an Jesus: "Ich wollte den Zweck unseres Lebens auf Erden verstehen: Warum sind wir hier? Als ich die Liebe Jesu genoss, konnte ich mir nicht vorstellen, wie ein Geist dieses wundervolle Paradies mit allem was es bietet.....freiwillig verlassen würde. Als sie an ihrem Krankenbett zum ersten Mal ihren geistigen Führern begegnete, sagte sie, dass sie diese bereits von  Ewigkeiten her kenne - ein Begriff der Mormonen für Präexistenz. Während die Idee einer Präexistenz der Seele den meisten von uns fremd ist, setzte Eadie diese bereits voraus.

Der Leser hätte es sehr zu schätzen gewusst, zu wissen, dass die Autorin eine Mormonin ist. Um fair zu sein, müsen wir einräumen, dass Eadie gute Gründe ins Treffen führt: Sie wollte die Nähe zu einer bestimmten Religion vermeiden. Sie glaubt, dass der Kern ihrer Erfahrungen universell ist und von Personen aller religiösen Glauben erlebt werden kann. Aus diesem Grund wollte sie Leuten aus anderen Glauben keine Angriffsfläche für religiöse Vorurteile bieten und sie dadurch davon abhalten eine universelle Botschaft aufzunehmen. Des Weiteren lehrt sie, dass der Zustand des Herzens und nicht die Mitgliedschaft zu einer spezifischen Religion für das Leben in der ewigen Welt ausschlaggebend ist. Sie sagt daher, dass es nicht ihr Ziel ist, dass Menschen, die ihren Bericht lesen, zur Mormonenkirche überwechseln.

Spirituelle Erkenntnis auch von höchsten Wesen mag mehr oder weniger wahr sein. Swedenborg beschreibt im Einzelnen, wie Engel manchmal scheinbar realistische Szenen für Gruppen von Geistern aufstellen, die ihre Echtheit nicht in Frage stellen, bis sie als Wesen geoffenbart werden, die etwas Bestimmtes lehren sollen. In "Ein Wanderer im Lande der Geister" wird Franchezzo über Astralhüllen aufgeklärt, die aus magnetischen Ausstrahlungen von Menschen auf Erden und Geistmenschen in der Geistigen Welt stammen. Sie existieren auch wenn sie keine Seele besitzen, und können durch die Kraft der Gedanken verschiedenste Formen annehmen. Er erkennt, dass Geister, die sich verkleiden oder verstellen möchten, diese Astralmaterie verwenden, wie das auch die Geister tun, die von Erdenkameras fotografiert werden möchten. So gibt es in geistigen Erfahrungen einen weiten Raum für viel Theater und Täuschung. Aber auch ungeachtet solcher Inhalte sind die Erlebnisse der strahlenden Bereiche des Himmels in Liebe und für die Liebe gegeben.

Bei einem Besuch für einige Stunden in der Geistigen Welt hatte Eadie nicht genug Zeit, um bevorzugte Glaubensinhalte zu überprüfen. Swedenborg hebt hervor, dass Instruktionen in die Wahrheiten des Himmels erst nach mehreren Stufen der Anpassung geschehen können. In "Das Leben in der unsichtbaren Welt" stellt der Monsignore fest, dass Anhänger einer Religion auch in der Geistigen Welt weiterhin ihre Religion zu praktizieren, bis zu einer Zeit, in der ihr Gemüt spirituelle Erleuchtung erfährt. Eadie selbst sagte in einem Interview: "Es wurde mir gesagt, dass Gott so sehr liebt, dass Er niemanden aus seinem derzeitigen Glaubenssystem ‚herausschocken’ möchte." Des Weiteren kann Eadies Glaube, dass gereifte Geister irdische Körper annehmen um Lehren des Lebens zu lernen, eine sehr brauchbare Vorstellung dafür sein, um auf sie die Anweisung zu übertragen wieder auf die Erde zurückzukehren, um so ihre eigene Lebensmission zu Ende zu führen.

 

6. Visionen von Zukunft und Schicksal

Fragen nach dem Schicksal und dem Wissen um die Zukunft begegnen uns in spirituellen Büchern sehr häufig. Psychisch begabte Personen werfen unzweifelhaft einen flüchtigen Blick in die Zukunft, und Zeit in der Geistigen Welt ist nicht das Gleiche wie Zeit hier auf Erden. In "Ein Wanderer im Lande der Geister" wird Franchezzo zwei Mal von Ahrinziman, seinem Lehrer, darüber aufgeklärt, wie sehr die Zukunft die Gegenwart durchdringt. Das erste ist eine Beschreibung in Anlehnung an Einsteins Relativitätstheorie: In der Geistigen Welt, wo Zeit nicht nach Tagen oder Wochen gemessen oder in Stunden gezählt wird, beurteilen wir die Dauer von Ereignissen oder wann sie eintreten werden daran, wie weit entfernt sie erscheinen oder ob der Schatten des Ereignisses die Erde berührt oder noch weit von ihr entfernt ist. Dann versuchen wir so nahe wie möglich diese Entfernungen entsprechend der Zeitmessung auf Erden einzuschätzen... Aber viele Dinge mögen dazwischen kommen und das Ereignis hinauszögern, was die Zeitangaben ungenau macht. Ein Ereignis mag als sehr nahe angezeigt werden, aber auf seiner Reise zu den Sterblichen mögen Verzögerungen und Aufschübe eintreten und manchmal sogar von einer größeren Macht aus der vorgesehenen Bahn geworfen werden.

In einer weiteren Lehre hat Franchezzo eine Vision von einem "Stern des Schicksals“ (Schicksalsstern), dessen Weg den Lebenskurs einer Person bezeichnet, solange sich diese auf den Pfaden der Wahrheit und der Rechtschaffenheit bewegt. Verlässt jedoch diese Seele die Pfade der Reinheit und entwickelt ihre niedrigen statt ihre höheren Verlangen, dann mag der Stern des Schicksals dieser Person an Licht verlieren oder fahl werden..... oder sogar vergehen. In beiden dieser Lehren ist das Schicksal der Person auf Erden in der Geistigen Welt bereits prädestiniert (vorherbestimmt), aber die Einzelperson besitzt ihren freien Willen sich vom Pfad des Schicksals zu entfernen und auf diese Weise die Verwirklichung hinauszuschieben oder sogar zu verhindern.

Diese Lehre aus "Ein Wanderer im Lande der Geister" stimmt ganz deutlich mit der Doktrin der Vereinigungstheologie von der Prädestination in Abhängigkeit mit der persönlichen Verantwortung des Menschen überein. Wie steht es dann um die Doktrin der Präexistenz in Eadies Vision? Vielleicht machte Eadie einen flüchtigen Blick in ein entferntes Land, das die Zukunft ist, und die gereiften Geister, die sie dort sah, stammten in Wirklichkeit aus diesem prädestinierten zukünftigen Königreich, in dem alle Seelen ihre gottbestimmte Vollkommenheit erreichen. Oder vielleicht waren diese Geister astrale Manifestationen, Symbole ihrer zukünftigen Schicksale. Dies könnte ihre Krankenbett Vision von einem jungen Kind in Ballerina Pose erklären, die Jahre später in der Person ihrer adoptierten Tochter Betty Jean realisiert wurde. Da aber andererseits ihr Geist von den Gedanken erleuchtet wurde und sie sich als einer von zahllosen Geistern sah, die vom Anfang der Zeit an präsent waren und bei der Erschaffung der Welt assistierten, können wir annehmen, dass sie flüchtig ihren Ursprung erblickte, nämlich als eines von zahllosen individuellen Vorstellungsbildern in Gott, wie das in der Vereinigungslehre dargelegt wird.

Eadie neigt dazu an Satan und den Fall zu glauben und so empfängt sie Antworten auf diese Fragen. Sie erfährt, dass Adam in seiner Lage zu sehr mit ihm selbst zufrieden war, während Eva ruhelos war und so sehnlich Mutter werden wollte, dass sie dafür den Tod riskierte. Sie erkannte, dass Frauen eine Emotionalstruktur besitzen, die ihnen eine besonders enge Beziehung zu Gott ermöglicht. Obwohl sie in einem Satz dem Mormonendogma entsprechend berichtet, dass Eva den Fall als eine bewusste Entscheidung wählte, nämlich um Bedingungen für die eigene Entwicklung, eine Art offelix culpa, herbeizuführen, beschreibt sie zwei Absätze später, wie Satan die Frau versucht und schließlich die Familie zerstört: "Ich sah, dass er die gleiche Methode der Versuchung in der Welt benutze, die er im Garten Eden anwandte. Er suchte die Familien und die Menschheit zu zerstören, indem er die Frau versuchte. Das wunderte mich, aber ich wusste, dass es wahr war. Er attackierte die Frauen durch ihre Unruhe, indem er die Stärke ihrer Emotionen benutzte - die gleichen Emotionen, die Eva die Kraft gaben, sich zu bewegen, während Adam mit seiner Situation überaus zufrieden war. Es war mir klar, dass er (Satan) die Beziehung zwischen Mann und Frau attackieren und sie einander entfernen würde, um mittels der Anziehung von Sex und Gier ihr Heim zu zerstören.......“ Es wird gesagt, dass, wenn Satan einmal die Frau besitzt, der Mann leicht folgen werde.

Es ist schwierig diese Wahrheit mit der Doktrin in Einklang zu bringen, dass Eva den Fall selbst wählte "um die Bedingungen für ihre eigene Entwicklung" herbeizuführen. Ist Satan, der Zerstörer der Menschheit, zugleich ein göttlicher Gesandter, dessen Versuchung es für Eva erst ermöglichte sich zu entwickeln? Ist Böse daher Gut? Ist Lust, die den Geist erstickt und dessen Wachstum hemmt, gleichzeitig notwendig für das Wachstum? Der Fall führte zu einer enormen Leidenslast für die Menschheit, wie könnte er dann als Teil des ursprünglichen Planes Gottes eingestuft werden? Die zweite Offenbarung für sich jedoch, die über die Mormonen Doktrin hinausgeht, ist verblüffend exakt. Diese Vermutung passt auch zu Lees Interview mit Adam und Eva .

7. Begegnungen mit Jesus

Sicherlich erlebte Betty Eadie das Paradies. Die Höhe des Bereiches, den sie erlebte, zeigt sich, wenn sie beschreibt, dass bei ihrer Entscheidung auf die Erde zurückzukehren "Tausende Engel sie umgaben". In ihrer Demut wusste sie, dass das Paradies, das sie sah, nur ein kleiner Vorraum zum Himmel war. Das Eindrucksvollste in ihrem Erlebnis war zweifellos ihre innige Verbundenheit mit Jesus Christus, dessen gebietende und liebende Anwesenheit immer die Quelle ihrer Liebe, Freude und Führung war.

Wir fragen uns ganz unwillkürlich wie Eadies Zusammentreffen mit Jesus sich so ganz anders darstellte als Lees Zusammentreffen mit Jesus, wenn wir uns vorstellen, dass beide den gleichen Jesus trafen. Lee schreibt: Auch wenn die Christen Jesus dienen und dabei das höchste Ziel ihres Erdenlebens erfüllen, fühlt Jesus sich einsam. Welch erstaunliche Aussage! Jesus ist einsam in seinem Herzen obwohl er von zahllosen Christen umgeben ist? Er ist deswegen einsam, weil diese die Mission Jesu und den Willen Gottes nicht verstehen. Sie verschmähen die Wahren Eltern, in deren Ankunft der Schlüssel zur Erfüllung der Hoffnungen Gottes und Jesu liegt. Sie wollen stattdessen nur bei Jesus sein und ihn preisen. Sie bitten Jesus..... O, unser Herr, wir möchten gemeinsam mit dir gehen....

Als Eadie, aus Lees Perspektive, Jesus bat, sie nicht wieder auf die Erde zurückzusenden indem sie sagte: „Nein, nein! Ich kann nicht zurück. Ich gehöre hierher. Dies ist meine Heimat......“, verhielt sie sich wie eine typische Christin, mit der Jesus nur schwer sein tiefstes Herz teilen konnte. In Eadies Fall jedoch konnte sich Jesus schließlich daran erfreuen, dass sie ihre Mission auf die Erde zurückzukehren akzeptierte, und sich von ihm in der Geistigen Welt trennte und zurückkehrte. Sie akzeptierte das, weil sie erkannte, dass ihre Zeit auf Erden noch nicht abgelaufen war. Aber wieviele von den Christen, die ihren Erdenweg bereits abgeschlossen haben, verstehen das Herz Gottes gut genug, um aus seiner Gegenwart herauszutreten und für die Erfüllung von Gottes Willen aus sich heraus zu arbeiten? Jesu Liebe ist so allumfassend. Es muss schwierig sein die Nähe Jesu zu verlassen und im Verständnis, dass es noch viel mehr braucht, um das Himmelreich zu errichten, auf das Kampffeld des Lebens zurückzukehren.

Auch wenn Jesus als göttlicher Geist fit genug sein sollte das Himmelreich zu betreten, bleibt er aus Verbundenheit und Liebe zu seinen Schafen im Paradies zurück. Dieses Prinzip gilt für alle hohen Geister, wie das auch der Monsignore in "Begegnungen in der unsichtbaren Welt" beschreibt: Es mag sein, dass zwei Menschen, zwischen denen eine starke Beziehung besteht, zu unterschiedlichen Entwicklungsebenen gehören und daher unterschiedliche Bereiche bewohnen. In derartigen Fällen ist es nicht ungewöhnlich, dass sich der von ihnen, der sich in der höheren Ebene befindet, bei dem in der niedrigeren Ebene aufhält, bis sich dieser höher entwickelt hat, damit sie sich danach gemeinsam in der gleichen Ebene aufhalten und ungetrennt weiterleben können.

Jesus ist in der Tat einsam, weil er nur sehr wenigen seiner Nachfolger seine Hoffnungen und Träume anvertrauen kann. Er muss sie wie kleine Kinder behandeln, die nicht verstehen, wie er es bei Eadie gemacht hat. Trifft er aber Lee, so kann er tiefere Ebenen seines Herzens mit ihm teilen. In seinem Brief an Reverend Moon sagt Jesus: Der Name Jesus wird von den Christen auf Erden immer hochgejubelt, aber ich finde keine Worte, um auszudrücken, wie beschämt ich mich vor dir, Vater, fühle..... Christen auf Erden werden beginnen Träume über die Betrübnis Jesu in der Geistigen Welt zu haben. In anderen Worten möchte sich Jesus den Christen klarer zeigen, damit sie ihn nicht nur als den allmächtigen König oder allwissenden Vater, sondern als Sohn Gottes sehen, der darüber traurig ist, dass Gottes Werk noch immer unvollendet bleiben musste. Auf diesem Weg mögen die Nachfolger fähig sein, sich auf einer reiferen Ebene mit ihm auszutauschen. Wenn jemand daran zweifelt ob diese Sichtweise auch korrekt sein kann oder bloß eine Projektion der Vereinigungslehre darstellt, dann ist hier eine prüfbare Vorhersage: Jesus wird beginnen sich sensiblen Christen auf eine neue Art zu zeigen.

 

8. Franchezzos Pfad der Reue und die Macht der Liebe

"Ein Wanderer im Lande der Geister" ist ein sehr detailreicher und bewegender Bericht, in dem einem jungen Mann die schmerzliche Erkenntnis seines abscheulichen und sündvollen Lebens bei seinen Bemühungen Buße zu tun hilft, in höhere Sphären aufzusteigen. Franchezzos Geschichte ist auf vielerlei Weise die packendste und aufwühlendste unter denen, die wir hier diskutieren. Wir finden in ihr nur wenig Theologie - die Hauptfigur lehnte die Kirche ab - vielmehr begegnen wir im Laufe einer Serie von Berichten Menschen in unterschiedlichsten Situationen der Glückseligkeit und (meistens) im Leid. Dantes Hölle ist an keiner Stelle anschaulicher als dieser Bericht über die Höllen und die Leiden ihrer Insassen. Das über allem stehende Thema jedoch ist die Hoffnung, die Gott sogar für die elendsten Sünder hegt, nämlich, dass sie bereuen und so in höhere Bereiche aufsteigen.

Ein anderes Merkmal dieses Buches ist die hochentwickelte Diskussion über geistige Substanz und geistige Phänomene. Franchezzo lernt von seinen Lehrern viel über die Prinzipien des Medientums, die (be)trügerischen Fähigkeiten von Geistern, die schädlichen Einflüsse von bösen Geistern auf Menschen auf Erden, die Natur der Astralsubstanz, die Methoden geistiger Photografie und die Kunst des Voraussagens der Zukunft. Die Kommunikation stammt aus der Blütezeit des Spiritualismus. Offenbar war Franchezzos Mission neben dem Aspekt den Sündern Hoffnung zu geben auch die, Spiritualisten über feinere Punkte der spirituellen Kommunikation aufzuklären, um sie so gegen die Versuchung durch böse Geister zu wappnen.

In "Das Leben in der unsichtbaren Welt"  waren die meisten Menschen mit ihrem Los zufrieden. Auch begegnen wir Geistern, die mittels ernsthafter Reue und Buße fähig waren, aus niedrigen Ebenen in höhere aufzusteigen. Wir erfahren, dass eine der Beschäftigungen für höhere Geister darin besteht, in die Höllen hinunterzusteigen und den Geistern dort die Reue zu bringen. In "Ein Wanderer im Lande der Geister" dreht sich die ganze Geschichte um Reue und um den Kampf aufwärts. Franchezzo, getragen von der Liebe seines irdischen Campanions, ist ein Champion unter denen, die danach streben, den Kurs der Wiederherstellung durch Wiedergutmachung zu gehen. Beim Tod erhebt er sich als hässlicher, deformierter Geist, der das Spiegelbild seines zügellosen Lebens, seiner Liebe zu sich selbst und seines Betruges sogar an dem, den er am meisten liebte, war. Er wandert eine zeitlang in der Finsternis der Erdenwelt, bis er eingeladen wird einem Mönchsorden, der "Bruderschaft der Hoffnung", beizutreten. Dieser Orden hat den Zweck Geister auf ihrem Weg der Reue zu leiten und zu führen. Von einer einfachen Zelle aus geht er hinaus um andere zu retten, und er begegnet auf seinem Weg Situationen und Versuchungen, die ihn zum persönlichen Wachstum herausfordern. Er muss elementare Lektionen der Selbstkontrolle lernen, gefolgt von Lektionen über Versuchungen und deren Ursachen, bis er schließlich bei der größten aller Lektionen anlangt, seinem Feind zu vergeben und ihn zu lieben.

Das graue Blockgebäude, in dem die "Bruderschaft der Hoffnung" untergebracht ist, war wie ein riesiges Gefängnis. Vielleicht ein Modell des Gefängnisses, das Lee als Aufenthaltsort für die Vereinigungs-Geistige Welt beschreibt, der für jene vorbereitet ist, die gravierende Sünden begangen haben - ein Ort zur Wiedergutmachung von Sünden, nicht ein grausames Gefängnis, sondern vielmehr eine Besserungsanstalt. In dieser Bruderschaft lebend ist Franchezzos Leben strukturiert und gelenkt, während er die verschiedenen Aufgaben löst. Mit zunehmendem Wachstum und wachsender Hingabe werden ihm Missionen von größerer Herausforderung und Reichweite aufgetragen. Stufe für Stufe verbessern sich sowohl sein Geist als auch seine Umstände. Am Ende des Buches lebt er in einer schönen Villa in einem hellen Bereich, und er nimmt im vorsehungsbedingten Kampf gegen die Mächte der Finsternis einen Platz als einer der Engel des Lichtes ein.

„Ein Wanderer im Lande der Geister“ handelt aber auch von einer Romanze und beschreibt die Macht der Liebe. Franchezzo bekommt seine Kraft vorwärts zu gehen von der hingebungsvollen Zuneigung einer geistig reinen Frau, die er (auf Erden) zurückgelassen hatte. Sie ist seine beständige Unterstützerin und sein Ruheort; die Hoffnung auf eine Vereinigung mit ihr in lichten Sphären motiviert ihn durchzuhalten und alle Schwierigkeiten auf seinem Weg zu meistern und seine zahlreichen Sünden zu sühnen. Sie ist der Grund für sein schnelles Vorwärtskommen, während andere um ihn herum immer und immer wieder zurückfallen und schon seit Jahrhunderten daran arbeiten, ihrer niedrigeren Verlangen Herr zu werden. Das stimmt mit dem Prinzip überein, dass Auferstehung in der Geistigen Welt die Zusammenarbeit mit einem physischen Körper benötigt. Lee sagt auch: Wenn Nachkommen ernsten Herzens für die Sünder in der Geistigen Welt opfern, dann können diese Geistmenschen schneller an den Punkt kommen, an dem sie verstehen wie sie sich ändern können. Um wie vieles mehr sind da die Gebete eines Ehepartners oder einer Ehepartnerin oder eines Verlobten? Oft halfen Franchezzo die Gebete geliebter Menschen, sich selbst besser zu verstehen, hielten ihn von der Versuchung fern und zeigten ihm den Weg vorwärts.

 

9. Herrschaftsbereiche des Bösen und geistige Beeinflussung

Wie Franchezzo besuchte auch Lee Insassen der Hölle, und so ist es sehr aufschlussreich, deren Berichte gegenüberzustellen. Als Lee Stalin besuchte, fand er ihn in einer Gegend, in der er noch immer als König lebte. Auch wenn die Häuser dort wie schäbige Schuppen waren und eine Atmosphäre der Unterdrückung herrschte, verehrten ihn seine Nachfolger noch immer als ihren Herrn. Seine Wachen bewachten ihn lückenlos und gut. Aber trotz allem fühlte sich Stalin elend und verbrachte viel Zeit in Abgeschiedenheit. Auf einer von Franchezzos Reisen in die Hölle traf er einen italienischen Prinzen, seinen berühmtesten Vorfahren, der einst mit absolutistischer Macht über die Stadt Rom herrschte. Auch in der Hölle saß er noch auf seinem Thron, lebte in einem selbstgeformten Schloss mit Dienern und Günstlingen unter ihm. Während Stalin vor der Reinheit und der göttlichen Liebe Lees demütig wurde, sonnte sich der Prinz in seinen Intrigen und herrschte wie damals auf der Erde, und er versuchte sogar Franchezzo mit seinen Plänen zu umgarnen. Die Begegnung diente allerdings dazu die Intrigen als böse darzustellen. Durch diesen Vergleich wird sichtbar, dass Könige auf Erden eine bestimmte lächerliche Autorität in der Geistigen Welt ausüben können. Franchezzos Bericht über sein Treffen mit diesem römischen Prinzen kann mit Lees Treffen mit Stalin verglichen werden. Was aus meiner Sicht bei Stalin überraschend auffällt, ist, dass er Lee gegenüber so bereitwillig sein Herz öffnete und demütig und reuevoll wurde.

Während Lee Stalin besuchte, hielten ihn einige von Stalins Bewachern fest und bedrohten ihn indem sie sagten, dass er, wenn er sich erlauben sollte nochmals zu kommen, mit "ernsten Gefahren" zu rechnen habe. Wie kann ein Geist, der ewig und unverderblich ist, mit einer Gefahr bedroht werden? Wir entnehmen Franchezzos Bericht von seiner Reise in die Hölle, dass er dort zahlreichen Gefahren ausgesetzt war. Bei seinem Besuch bei dem Prinzen wäre er fast gefangengenommen und in ein tiefes Loch geworfen worden, hätte ihn nicht ein Gefährte, indem er ihm eine Lebensleine zuwarf, gerettet. Wenn himmlische Besucher in einer niedrigeren Ebene die magnetische Energie der niedrigen Bereiche annehmen, so scheint es, dass diese in die Fallen machtvoller Wesen dieser Bereiche geraten können. Wie Franchezzo selbst erlebt, ist sogar ein himmlischer Besucher mit einer starken Entschlossenheit Gefahren ausgesetzt, wenn er in ein Geben und Nehmen mit höllischen Elementen tritt, etwa wenn er deren Essen oder Trinken zu sich nimmt, sich seiner eigenen Vergangenheit besinnt und ihr nachhängt, oder auch durch eine Verbindung der Blutslinie. Am zerstörerischsten sind die Erinnerungen des Besuchers an die eigenen Sünden und Gelüste. Werden diese durch ein höllisches Wesen in der Erinnerung wachgerufen, so können sie sogar den stärksten Entschluss schwächen. 

Lee beschreibt, wie sündige Geister den Menschen auf der Erde, die mit ihnen in Blutsverwandtschaft oder in einer anderen Beziehung stehen, Signale zusenden und auf diese Weise Missgeschicke, Krankheiten und kriminelle Handlungen verursachen. Unglück kommt über sie, ohne dass sie sich der geistigen Ursachen bewusst sind. Solch anzestrale (vorfahrenbedingte) Beeinflussungen sind sehr vielfältig und äußerst raffiniert angelegt. Als Franchezzo den römischen Prinz traf, wurden ihm zahlreiche Situationen bewusst, wo der böse Vorfahr ihn in seinem eigenen Leben beeinflusst hatte - hauptsächlich in Richtung Stolz, Arroganz und seinem Durst nach Macht. Er zeigt auf, wie sein Vorfahr versuchte, ihn nach seinem eigenen arroganten Bild zu formen: "Als ich die größte Ambition und das stolze Verlangen verspürte mich zu erheben und mich nochmals mit den Großen der Erde zusammenzuschließen, wie das meine Vorfahren in der Vergangenheit getan haben, übertrug er mir Macht und nährte und förderte meinen Stolz und meine Überheblichkeit, damit diese den seinen sehr ähnlich wurden. Und er sagte mir, dass er mich veranlasste so zu leben und diese Taten zu begehen, für die ich mich jetzt am meisten schäme - Taten für die ich mein Leben gegeben hätte sie ungeschehen zu machen, nachdem ich sie begangen hatte. Und er war es, der sagte, er habe von Zeit zu Zeit versucht mich in der Welt zu erziehen, bis ich irgendeine Macht ergreifen und halten könne."

Das ist nur einer der Einblicke, die "Ein Wanderer im Lande der Geister" in die Natur der geistigen Ketten der Sünde gibt, welche die Menschen fesseln und nach unten ziehen.

 

10. Opfer, durch ihren Hass in Ketten gelegt

In mehreren Episoden trifft Franchezzo einen Tyrannen und seine Opfer zusammengekettet mit den Ketten des Hasses, der so stark ist wie eine Liebe auf Erden nur sein kann. In einer Szene, die die Konsequenzen der Unterdrückung auf Erden darstellt, sieht er einen Mann an einer Kerkermauer angekettet, während eine Menschenmenge Messer, Steine und Flüche diesem entgegenschleudert. Diese Menschen waren auf Erden seine Opfer. Sie attackieren ihn fortwährend, können ihn aber nicht töten. Der Mann war ein grausamer Richter in einer südamerikanischen Stadt und handelte im Namen der spanischen Inquisition. Er stellte der schönen Frau eines Händlers nach und suchte nach einem Vorwand den Händler ins Gefängnis zu bringen, und er vergriff sich an der Frau, die sich wehrte und starb. Der zu unrecht verurteilte Geschäftsmann hegte in sich derart starke Rachegefühle, dass er, sobald er in die Geistige Welt kam, nur noch nach dem Tod des Richters trachtete.

Als der Richter auf die gleiche Weise in der Hölle an die Gefängnismauer gefesselt war, wie er das mit so vielen anderen vorher gemacht hatte, stand dieser Händler an der vordersten Stelle in der Menschenmenge und warf Steine und Messer auf den Richter. Mittlerweile sehnte sich die Frau des Händlers weit weg im Himmel nach ihm und versuchte, ihn von seiner Rachsucht abzubringen und zu ihr zu kommen. Aber bis die weicheren Gefühle der Liebe seinen Durst nach Rache zu schwächen vermochten, blieb dieser arme Händler in der Hölle an den Schlingel gebunden, der seine Familie zerstörte. Als Franchezzo mit einer Botschaft der Hoffnung von seiner Frau kam, wandte sich der arme Händler schließlich höheren Dingen zu und begann seine Reise hinaus aus der Hölle.

Diese Szene erinnert an Lees Bericht von seinem Treffen mit Hitler. Er fand ihn nackt an einen Baum gefesselt. Eine zahllose Menschenmenge bedrängte ihn und schrie: "Tötet ihn" "Tötet ihn!" Die Menschen bewarfen ihn ohne Unterlass mit Steinen und Flüchen. Es waren Juden, Opfer des Holocaust. Auch die Juden waren angekettet, einige blutbedeckt und einige zu Boden gestürzt. Aber sie sorgten sich um nichts anderes als um Rache für ihren Feind. Lee fragte sich, wen er zuerst auffordern solle zu bereuen, Hitler oder die Juden. Wem sollte er zuerst von Gott und den Wahren Eltern erzählen? Man möchte glauben, dass diese Opfer der Grausamkeiten der Nazis ein besseres Schicksal verdient hätten als in Ketten gelegt in der Hölle zu leben, aber das ist die geistige Macht des Grolls und des Hasses, die alle anderen Verlangen des Herzens unter sich begraben kann. Lee traf Hitler, aber er konnte ihm nicht helfen, er konnte nur mit einem liebenden Herzen für diese Opfer beten, damit sie ihre Rachsucht kühlen und ihren eigenen geistigen Fortschritt in die Wege leiten können.

Franchezzo bestätigt Lees Aussage, dass jede Person gemäß ihrem Verbrechen bestraft wird. Ein Mörder erlebt fortwährend seine Ermordung; der böse Richter findet sich selbst im Gefängnis wieder; der strenge Arbeitgeber wird selbst zum Sklaven. Aber überall arbeiten Gott und Seine Gesandten, um die Seelen zur Reue zu bewegen. In diesem Sinn gibt es auch in der tiefsten Hölle Hoffnung. Ich habe noch keinen zutreffenderen und realistischeren Bericht über die Geister in den niedrigen Bereichen der Geistigen Welt gefunden als den in "Ein Wanderer im Lande der Geister"

 

11. Swedenborgs bahnbrechende Vision

Emanuel Swedenborg war ein Pionier der wissenschaftlichen Beschreibung der Geistigen Welt. Begabt mit außergewöhnlicher Klarheit war er fähig viel Weizen von der Spreu zu trennen. Das "Göttliche Prinzip" nennt ihn beim Namen und erwähnt ihn für drei bedeutende Beiträge: Erstens hatten seine Lehren trotz deren Missbilligung durch die etablierten Kirchen einen weitreichenden Einfluss auf die moderne religiöse Denkweise. Zweitens entsprechen seine Lehren, die zahlreiche bis dahin unbekannte Geheimnisse des Lebens nach dem Tod lüfteten, weitgehend der Wahrheit. Drittens spielte er eine signifikante Rolle in Gottes Vorsehung, um den christlichen Glauben vom rationalen Festhalten an Doktrinen auf eine höhere Stufe innerer, experimenteller Beziehung zu Gott und der Geistigen Welt zu heben.

Swedenborgs Theologie weicht in einigen ihrer Kernlehren stark von der Vereinigungstheologie ab. Ihm fehlt jedes Verständnis für eine Vorsehung der Wiederherstellung. Er hat kein Konzept vom Fall des Menschen und er verneint die Existenz Satans. Er hält nach einem neuen Jerusalem im Himmel Ausschau, während die Vereinigungslehre lehrt, dass ein Himmelreich in der Geistigen Welt zuerst auf Erden errichtet werden muss. Was aber seine Lehren über die Geistige Welt betrifft fallen die Übereinstimmungen stark ins Auge.

Gemeinsam mit den anderen Berichten, die wir hier besprechen, betonte Swedenborg die Substantialität des Geistes. Nach ihrem Tod besitzt eine Person weiterhin alle ihre Sinne, alle Erinnerungen und alle Neigungen. Er sagte, die Engel im Himmel (mit Engel meinte er hauptsächlich gute Geistmenschen) sind schön in Erscheinung und Statur und reflektieren ihre innere Weisheit und Liebe, während die Insassen der Hölle als Monster erscheinen. Er lehrte, dass die Qualität des eigenen Erdenlebens das Schicksal im nächsten Leben entscheidet. In dem Ausmaß, in dem eine Person das Gute und die Wahrheit möchte und tut..... in diesem Ausmaß hat sie den Himmel (bereits) in sich.

Swedenborg beschrieb den Himmel bestehend aus zwei Reichen, jedes mit drei Ebenen. Innerhalb jeder Ebene befinden sich himmlische Sozialgesellschaften abgegrenzt in Religionen, Nationalitäten und anderen Gemeinsamkeiten, die auf Erden eine Rolle spielen. Es gibt auch zahlreiche Ebenen und Bereiche innerhalb der Hölle. Er sagte, dass Gott niemanden in die Hölle wirft. Nach dem Tod wählt der Geist selbst sein Leben im Himmel oder in der Hölle, wie es ihm beliebt. Ein böser Geist findet die Liebe Gottes unerträglich und bevorzugt die Gemeinschaft mit Geistern seiner Art. So wandert er aus freiem Willen in die Hölle.

Der Himmel ist gefüllt mit Menschen aller Glaubensrichtungen und in der Hölle ist es ebenso. In einem früheren Bericht über die Geistige Welt, den Dr. Lee vor seinem Tod gab, gibt er eine ähnliche Sicht wieder: Zahlreiche gute Christen wohnen im Paradies, sowie zahlreiche Nicht-Christen mit vergleichbarer Güte, Wahrhaftigkeit und Mitgefühl..... Wie ein frommer Christ im Glauben an Jesus lebt, gibt es in jeder Religion Gläubige, die sich Gott in vergleichbarer Ernsthaftigkeit hingeben, auch wenn sie Gott mit anderen Namen nennen wie Allah, Krishna, Buddha, das essenzielle Selbst oder die letzte Ursache. Sucher und rechtschaffene Nichtgläubige, die ihre Hingabe an die Wahrheit und Rechtschaffenheit über die weltlichen Dinge stellen, können die gleiche hohe Ebene der Spiritualität erreichen und verdienen das Paradies.

Swedenborg stellte die Trennlinie zwischen Himmel und Hölle folgendermaßen dar: Diejenigen, die ihren Geist auf die Grundsätze des Himmels ausrichten und zum Wohle anderer leben, gehen in den Himmel, andererseits gehen diejenigen, die ihre Aufmerksamkeit auf die Erde richten und ein selbstzentriertes Leben führen in die Hölle. Pietät und Wohltätigkeit müssen eine Einheit bilden. Er kritisierte die, die nur Lippenbekenntnisse für das Christentum abgaben, die lehrten, dass sie durch den Dienst in der Kirche und den Glauben an Jesus automatisch in den Himmel gelangen werden, während ihr Gemüt mit der Eigenliebe beschäftigt war.

Swedenborg klärt uns auch über geistige Beeinflussung auf. Irdische Menschen werden sowohl von guten Engeln als von bösen Geistern beeinflusst, die in ihre Körper und ihre Geister eindringen und diese nach ihren eigenen Verlangen lenken können. Wir sind immer selbst dafür verantwortlich das Böse zurückzuweisen und uns an das Gute zu halten. In diesem Licht betrachtete er die Doktrin der Reinkarnation als eine falsche Sicht, als eine Fehlinterpretation der Arbeit besitzergreifender Geister. Er stellt sich somit in diesem Punkt der Auseinandersetzung zwischen den New Age und den spiritualistischen Gemeinschaften auf die Seite der Christen (und der Vereinigungstheologie).

12. Vermählung im Himmel

Swedenborg stimmt mit Lee darin überein, dass es eine himmlische Ehe gibt, die in der göttlichen Polarität ihren Ursprung hat. Hier finden wir einige charakteristische Merkmale, die mit den Grundsätzen des Göttlichen Prinzips übereinstimmen. Ich möchte an dieser Stelle einige von ihnen aufzählen: Erstens betrachtete Swedenborg Gottes fundamentale Natur als die Dualität von Liebe (Charakter) und Weisheit (Form). Eine entsprechende Dualität von männlich und weiblich füllt die Schöpfung. „In der Ehe sind Mann und Frau der göttlichen Polarität von Liebe und Weisheit ähnlich“. Das entspricht im Göttlichen Prinzip der Göttlichen Polarität von innerem Wesen und äußerer Form und von Maskulinität und Femininität.

Zweitens lehrte Swedenborg, dass der Himmel eine makroskopische Ausweitung von Christus, dem göttlichen Menschen ist. "Es setzt sich aus allen Elementen des menschlichen Gemütes zusammen". Auch das Göttliche Prinzip lehrt, dass der Mensch der Mikrokosmos des Kosmos ist. Der Kosmos besteht aus den dualen Bereichen von Physischer Welt und Geistiger Welt, die dem menschlichen Körper und dem menschlichen Gemüt entsprechen.

Drittens lehrte Swedenborg, dass die Familie ihren Ursprung im Bild Gottes hat. Wie Gott die Verbindung von Liebe und Weisheit, Gutem und Wahrem ist, so bietet die Ehe für diese göttliche Polarität die Möglichkeit, sich in der ehelichen Einheit auszudrücken. Aus diesem Grund sind Mann und Frau geboren. Jede auf Gott ausgerichtete Familie vollendet das Bild Gottes als Beweis der göttlichen Polarität. Jeder wird zum Behälter und Empfänger von Gottes Liebe. Des Weiteren widerspiegelt die gesamte Schöpfung das Muster der Familie. Swedenborg lieferte den ontologischen Unterbau für die Ehe im göttlichen Leben und ortete eine Schwäche der christlichen Doktrin, die kein klares Verständnis von Ehe hat, weil Christus selbst keine Ehe einging und die christlichen Kirchen kein anderes Beispiel kannten. Das passt sehr gut zur Vier Positionen Grundstruktur im Göttlichen Prinzip.

Viertens lehrte Swedenborg, dass die Familie die Brutstätte der Menschheit ist. Dort wird unsere niedrige Natur allmählich transformiert und spiritualisiert zur Reinheit der wahren partnerschaftlichen Liebe in der Ehe, die die Essenz des Himmels darstellt. In ähnlicher Weise lehrt auch Reverend Moon, dass die Familie die Schule der Liebe und die Grundeinheit des Himmelreiches darstellt.

Schließlich betrachtete Swedenborg die eheliche Liebe als die höchste Freude des Himmels. Er bekennt, dass unter den Christen keine eheliche Beziehung vollkommen rein ist und prophezeite, dass die eheliche Liebe zur Zeit der Wiederkunft vom Herrn erneut ins Licht gerückt werden wird. Hier erkennen wir, dass rd. 200 Jahre später die Prophezeiung in Form der Ehesegnung, die die Ehe zu ihrem wahren Ideal der Erfüllung des Schöpfungszweckes erhöht, erfüllt wird.

Swedenborg erklärte hier, dass die Ehe einen höheren Stellenwert einnimmt als der Zölibat. Er verneinte, dass das Zölibatsideal von Priestern, Mönchen und Nonnen die höchste Form der Tugendhaftigkeit darstellt. Beim Eintritt in die Geistige Welt wird jeder auf die Reinheit seines Herzens geprüft. Diejenigen, die gefüllt sind mit innerer Lust, werden in die Hölle gesandt. Diejenigen, die den Herrn wahrhaft und rein liebten, werden im Himmel die Ehe empfangen. Viele von denen, die sich mit der ehelichen Liebe, die den Himmel durchdringt, unwohl fühlen, werden fortgehen und in einer Gegend außerhalb wohnen.

13. Die Befreiung der Hölle

Swedenborgs größter Irrtum, was seine geistigen Lehren betrifft, liegt in der Behauptung, dass jene, die in der Hölle sind, nicht gerettet werden können. Wir finden in mehreren Büchern dieser Studie, dass Engel und Geister des Himmels in einem fort daran arbeiten die Geister in der Hölle zur Reue zu bewegen. Das ist keine leichte Aufgabe, da die meisten von ihnen unwissend sind. Lee schreibt, dass Geistmenschen in den niedrigen Ebenen nicht wissen wie sie ihre gegenwärtige, schreckliche Welt der Strafe ändern können. Sie sehen keine Hoffnung und es gibt für sie nichts, worauf  es sich zu warten lohnen würde. Sie kennen nur fortwährende Qual und andauerndes Leiden. Aber auch Franchezzo sagt zu dem armen Händler, dass es sogar hier in der Hölle Hoffnung gibt, denn die Hoffnung ist ewig und Gott schließt in Seiner Gnade niemanden von ihr aus.

Letztlich ist die Befreiung der Hölle Teil der Guten Botschaft, die der Errichtung des göttlichen Himmelreiches auf Erden und in der Geistigen Welt vorangeht. Wie aber kann das Königreich Gottes auf Erden errichtet werden, solange die Hölle ihren schädlichen Einfluss auf die Lebenden weiterhin ausübt? Lee bezieht sich darauf, dass alle seine geistlichen Aktivitäten von der Frohbotschaft leben: "Nun lehren wir die Menschen, dass das Tor der Hölle geöffnet und die Hölle befreit wird."

Diese Hoffnung wurde zur Realität gerade vor der Veröffentlichung seines Buches "Das Leben in der Geistigen Welt und auf Erden", als am 13. Juni 1998 Reverend Moon kommunistischen Führern, Kriminellen des zweiten Weltkriegs und koreanischen Leitern, die die Vorsehung Gottes behinderten und die Lee in seinem Buch interviewte, in der Ehe segnete. Nun sind durch die Ehesegnung die Geistmenschen, die in der Hölle gefangen waren, befreit und es wurde ihnen der Weg gezeigt in den Himmel aufzusteigen. Wenn auch die Last ihrer Sünden sehr schwer wiegt und ihr Wiederherstellungskurs ein langer sein mag, können sie alle das Licht der Ehesegnung sehen und auf die Hoffnung der Auferstehung reagieren. Letztlich wird die Hölle verschwinden und alle ihre Insassen werden zur Freude Gottes, der seinen verlorenen Sohn liebt und der nur den Wunsch hegt, sie zu retten, zu himmlischen Wesen werden. Dann wird der allmächtige Gott der sein, der Er ist.

14. Der höchste Himmel ist der Bereich der Liebe Gottes

Die ganze Studie hindurch bezogen wir uns auf die Inhalte von "Das Leben in der Geistigen Welt und auf Erden". Auch wenn dieses Buch nicht so viele Details beschreibt wie "Das Leben in der unsichtbaren Welt" und nicht die erzählerische Kraft von "Ein Wanderer im Lande der Geister" hat, so besitzt es doch seine eigene, besondere Qualität, die es zu einem einzigartigen Werk spiritueller Literatur macht. Diese liegt in der Tatsache, dass Sang Hun Lee als Repräsentant der Wahren Eltern in die Geistige Welt ging (siehe auch Lee’s spätere Berichte aus der Geistigen Welt). Er ist ausgestattet mit der Mission, den Wahren Eltern bei der Befreiung der Geistigen Welt und bei der Errichtung des Himmelreiches zu assistieren. Mit diesem Hintergrund und Zweck besitzt "Das Leben in der Geistigen Welt und auf Erden" mehrere einzigartige Aspekte.

Zu allerersten Mal kann in diesem Buch ein flüchtiger Blick in das Leben im Himmelreich selbst geworfen werden. Der Himmel ist eine Welt der Liebe. Alles dort strahlt Liebe aus – die Liebe Gottes und die Liebe des Menschen. Diese beiden sind die hervorstechendsten Merkmale von Lees Erfahrung, was anzeigt, dass er sich auf einer höheren Ebene befindet als alle anderen Berichterstatter in dieser Studie.

Lee beschreibt seine persönliche Beziehung zu Gott, der ihn beim Namen „Sang Hun“ mit dem Zusatz „ah“ ruft (Sang Hun –ah.  Der Zusatz „ah“ drückt im Koreanischen eine sehr innige freundschaftliche und familiäre Beziehung aus) und sagt:

"Ich höre Seine Stimme klar mit meinen eigenen Ohren. Wenn der Name Sang-Hun-ah so gesprochen wird, hat dessen Klang solch ein Gefühl von Liebe, die alles zerschmelzen könnte. Diese Liebe ist so einfühlsam und allumfassend, dass sie sogar brutale Verbrechen vergeben kann. Sie fühlt sich auch wohl neben einer Person, die nach Fisch stinkt, und sie fühlt sich entspannt und wohlig an. Sie nur mit dem Wort "Liebe" zu bezeichnen, reicht nicht. Da ist kein Platz mehr für irgendwelche neidischen Gefühle. Wenn Gott ausruft: "Sang-Hun-ah!" Das ist Liebe! Es gibt keinen Satz tief und schön genug, der den Gedanken der Liebe ausdrücken oder einfangen könnte. Wenn man den Willen der Liebe nahtlos umschließt, dann wird kein Leid und Kampf mehr auf Erden sein. Es ist unmöglich in Worten zu sagen was Liebe wirklich ist.

Ich versuche nun den Gott, der Sang Hun Lee liebt, zu beschreiben. Lasst uns beginnen. Gott nennt mich "Sang Hun". Ich höre seine Stimme klar mit meinen Ohren. Dann erstrahlt ein leuchtendes, glitzerndes, glänzendes und reflektierendes Licht vor mir, hinter mir und über meinem Kopf. Aus der Mitte dieses Lichtes kommt ein Strahl, den ich nicht näher zu beschreiben vermag, und erfüllt mein Herz. Mit Worten ist das Gefühl dabei nicht zu beschreiben. Es ist wie die Ruhe und die Geborgenheit eines Babys, das an der weichen Mutterbrust liegt, dessen Augen sich mit den liebevollen Augen der Mutter treffen, und das gleichzeitig dem Herzschlag seiner Mutter lauscht. Selbst diese Beschreibung kann mein Gefühl nicht wirklich ausdrücken. Wenn dann Gottes rufende Stimme sich verändert, so verändert sich auch gleichzeitig die Helligkeit des wunderschönen Lichtes und hebt mich in einen Zustand der Ekstase. Mein gesamter (geistiger) Körper scheint dahinzuschmelzen. Dann, plötzlich, bin ich wieder ich allein. Ich kann Gott nicht sehen.“

Die Essenz Gottes ist Liebe; Sein Gefühl ist Friede, Begeisterung und Freude; Seine Erscheinung ist wie Licht. Swedenborg beschreibt Gott als Sonne der Geistigen Welt, deren Licht und Wärme als Liebe ausstrahlt, in Abstufungen von den höheren zu den niedrigeren Ebenen. Aber Swedenborg erlebt nicht, dass Gott zu ihm spricht oder direkt auf ihn strahlt, und ihn in die Ekstase hochhebt. Auch erlebte der Monsignore in "Das Leben in der unsichtbaren Welt" nichts derartiges; er und seine Freunde erlebten bestenfalls den Besuch eines göttlichen Gesandten, der regelmäßig aus den höheren Sphären zu ihnen heruntersteigt. Wenn diese Besucher herunterkommen, werden sie von Lichtstrahlen begleitet, von wunderbarer Musik und wunderbaren Stimmungen, die die Halle des Treffens erfüllen, um von allen wahrgenommen zu werden. Franchezzo hört gelegentlich geheimnisvolle Stimmen, die ihn immer führen und instruieren. Er ordnet sie nie als Stimme Gottes ein, erkennt sie aber als Anweisungen und Führung, die von höheren Geistern stammen, die über seinen Aktivitäten stehen.

 Wir können mit Lee darauf schließen, dass Menschen nur im höchsten Himmel mit Gott in einer solch innigen Beziehung leben. Das, so sagt Lee, ist ein einzigartiges Privileg von Vereinigungsmitgliedern (welche die Ehesegnung empfangen haben): "Das kann ich in einem Wort erklären: Der große Unterschied ist die Position in bezug auf Gott. Menschen anderer Religionen sind begrenzt in der Weise, wie sie Gott hören, fühlen, oder mit Ihm reden. Aber (in der Ehe gesegnete) Vereinigungsmitglieder sind auf jeden Fall in der Lage, dass sie zusammen mit Gott atmen können."

Ist das bloß eine triumphierende Theologie? Nein. Es steht im Einklang mit den geistigen Gesetzen, wenn Lee fortfährt und die Schmach und die Scham beschreibt, die (gesegnete) Vereinigungsmitglieder erfahren, die sündigen. Es steht im Einklang mit dem Wert der Segnung, bei der die satanische Linie abgetrennt und die Menschen in Gottes Familie aufgenommen werden. So ist durch die Öffnung der Tore der Ehesegnung für die ganze Welt für die gesamte Menschheit die Möglichkeit eröffnet, in der vollständigen Liebe Gottes zu leben.

Die zweite Dimension der Liebe - die menschliche Liebe - wird im Himmel auf dramatische Weise erlebt, wie sonst nirgendwo. Als Lee in seinem Haus in der Geistigen Welt anlangte, erlebten er und seine Frau eine neue Hochzeit. Im Himmel machen Mann und Frau im Freien Liebe, wo das Gras und die Blumen im Rhythmus mitschwingen, die Vögel mit ihrem Gesang sie begleiten und die gesamte Natur jubelt. Gott beantwortet ihre Liebe mit glänzenden Lichtstrahlen, die er auf das Paar herniederregnen lässt, gehüllt in wunderbare Musik. Er umarmt die Liebenden und gibt zu ihrer Liebe noch die Seine dazu. Auf Erden lieben sich die Menschen in der Abgeschiedenheit ihres Schlafzimmers und sie schämen sich, wenn sie von anderen dabei beobachtet werden, aber die Liebe im Himmel ist etwas unbeschreiblich Schönes und Erhebendes.

Auch Swedenborg lehrte, dass der Höhepunkt der Liebe die eheliche Liebe ist. Aber auch er konnte diese Liebe nicht voll aus eigener Erfahrung beschreiben. Er wusste ganz generell, dass die Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau in der Geistigen Welt der auf Erden sehr ähnlich ist, wenn auch innerlicher und reiner. Aber er wusste nicht, dass sie eine solch wunderbare Verbindung mit der Schöpfung beinhaltet und auch nicht, dass Gott dieses Paar umarmt und Seine Liebe noch dazugibt und sie als einen wunderschönen Akt sieht, den andere ohne sich zu schämen beobachten können.

Aber Swedenborg verstand einiges über die eheliche Liebe im Himmel. Er wusste, dass sie nichts mit Unzucht und Ehebruch zu tun hatte, sondern reine Liebe zu einem einzigen Ehepartner sein musste. Er wusste, dass sie von einer spirituellen Liebe verbunden mit der Liebe Gottes gelenkt und regiert wurde. Er erahnte was Lee erlebte, dass nur die Paare, die in ihrem inneren Selbst gereift und im Einklang mit Gottes Willen und Seinem Verlangen lebten, einander im wahren Sinn des Wortes zu lieben vermögen. Da kann es keine Täuschung und keine Falschheit geben. Da muss echtes Vertrauen, Mitgefühl und Vergebung zwischen Ehemann und Ehefrau sein, damit ihre Liebe behaglich und harmonisch ist und die Fülle der Liebe Gottes sie vollendet.

 

15. Sang Hun als Repräsentant des Himmels

In Lees Reisen und Interviews mit anderen Geistmenschen begegnen wir einem weiteren einzigartigen Aspekt von "Das Leben in der Geistigen Welt und auf Erden". Während die Erzähler der anderen Berichte von Repräsentanten des Himmels besucht werden, die zu ihnen herabkommen, ist Lee selbst ein solcher Repräsentant, der zu den anderen aus der höchsten Ebene herabkommt. Er kommt immer in die Lage das Göttliche Prinzip zu lehren und er kommt immer zum Herzen der anderen, um ihnen auf den Weg zu helfen, der in Richtung Himmel führt.

In "Das Leben in der unsichtbaren Welt" und besonders in "Ein Wanderer im Lande der Geister" agieren die Hauptfiguren manchmal als helfende Geister für die Menschen in den dunkleren Regionen unter ihnen. Wie Franchezzo es ausdrückt beinhaltet die Geistige Welt eine riesige hierarchische Organisation mit höheren Geistern, die denen in den darunterliegenden Rängen helfen, und die unteren ihrerseits helfen wieder denen darunter und so weiter bis hinunter zu den Geistern, die der Erde so nahe sind, dass sie sowohl ihren Bewohnern als auch denen, die in der Hölle wohnen, behilflich sein können. Jeder bereuende Geist nimmt seinen Platz ein und hilft jenen, die ähnliche Sünden begangen haben wie er selbst, damit diese ihre Fehler wiedergutmachen. So hat jeder seinen Platz in diesem großartigen Hilfesystem, in dem der Sünder im Namen des ewigen Vaters aller, der niemanden verdammt und keinen Seiner Kinder auf ewig im Elend leben lässt, immer höher getragen wird.

Aber in keinem außer in Lees Buch reisen wir mit dem himmlischen Botschafter, dessen Besuche äußerst breitgestreut sind - von Jesus in der obersten Ebene des Paradieses bis zu Hitler und anderen Kriminellen auf dem tiefsten Grund der finstersten Hölle. Im Vergleich dazu können die anderen Erzähler nur einen kleinen Teil der Geistigen Welt besuchen.

Wir merkten bereits an, dass die meisten der Leute, die Lee interviewte, auch die in den hohen Regionen der Geistigen Welt, ihre Versagen während ihres Erdenlebens bereuten. Wir können nicht einfach annehmen, dass sie dies vor jedem anderen auch offenlegen. Wenn beispielsweise die Christen Jesus dienen oder die Buddhisten Shakyamuni verehren, dann fühlen sie sich wohl in deren Nähe und Herrlichkeit, niemals denkend, dass im Herzen ihres Verehrten Kummer und Sorge sein könnten. Als Lee Jesus und Buddha traf, war ihre Haltung eine auffallend andere. Lee kam als Gesandter Gottes und als Repräsentant der Wahren Eltern. Ihm konnten sie sich anvertrauen und mit ihm konnten sie ihr tiefstes Herz teilen. Er war ein Bote, der aus dem Himmel zu ihnen kam. Was lehrt uns Lees erhabene Position über die Wahren Eltern? Wenn sein Bericht den Tatsachen entspricht, dann sind die Wahren Eltern die kostbarsten und die höchsten Wesen im Universum. Die Lehren der Wahren Eltern sind die höchsten aller Lehren, höher als jede Religion. Die Wahren Eltern allein können das Himmelreich aufschließen und es allen Menschen ermöglichen die ursprüngliche Liebe Gottes direkt zu erfahren. Indem sie den Wahren Eltern nachfolgen, können die Menschen an Gottes Herrlichkeit teilhaben und Gott mit ihnen gemeinsam dienen.

Die Wahren Eltern zeigen allen Menschen die Liebe Gottes. Von den größten Heiligen bis zu den schlimmsten Sündern halten sie nichts zurück. Wer sonst hätte die überfließende Liebe einen Hitler zu retten oder einen Stalin? Mit dem Dienst an den Wahren Eltern ist es ebenso, alle können das tun, gleichgültig wer sie sind. Als Tojo begann zu bereuen, fragte er Lee, was er tun könne, um gerettet zu werden. Lee antwortete: Lasst uns zusammenarbeiten und die Worte [der Wahren Eltern] verbreiten. Als Lee Hwal Lan Kim, die ehemalige Präsidentin der Ehwa Frauenuniversität, traf, die verantwortlich war, dass zahlreiche Studentinnen die Universität verlassen mussten weil sie die Vereinigungskirche kennen lernten, sagte er das gleiche: "Gehe zu allen christlichen Frauen und bezeuge, dass Reverend Sun Myung Moon der Herr des zweiten Kommens ist... er ist Wahre Eltern und der Retter." Auch Jesus schrieb das gleiche in seinem Brief nieder: "...ich werde alles was ich mache unter die Anweisung der Wahren Eltern und die Vorsehung der Wiederherstellung stellen." Ist es nicht auch genau das, was wir, die wir uns Vereinigungsmitglieder nennen, hier auf Erden machen sollten?

Der Pfad der Wiederherstellung ist auf die Wahren Eltern ausgerichtet, und das gilt für alle. Der Himmel ist geöffnet, und ausgerichtet auf die Wahren Eltern ist er bereit jeden willkommen zu heißen. Seine Freuden und Wonnen sind jede Anstrengung wert, daher sollten die Erdenbewohner danach streben, sich für das Leben in der Geistigen Welt fit zu machen. Das ist das Wunderbare an "Das Leben in der Geistigen Welt und auf Erden".

Leser, die Vereinigungsmitglieder sind, werden in ihrem Glauben bestätigt und motiviert, ihren eigenen spirituellen Standard zu heben und einsatzfreudiger für die Erfüllung des Willens Gottes zu arbeiten. Personen, denen die Vereinigungsbewegung unbekannt ist und die das Buch in einer Bibliothek oder ein einem Buchgeschäft entdecken, besonders jene, die mit spiritueller Literatur bereits vertraut sind, werden beim Lesen viel Vertrautes finden, wenn auch mit einigen wohltuenden Überraschungen.

 

Anhang:

Diese Studie bezieht sich auf den Text „Das Leben in der Geistigen Welt und auf Erden“, der in deutscher Übersetzung im Internet verfügbar ist. Ein Buch in Druckform existiert zu diesem Zeitpunkt in deutscher Sprache noch nicht.

Der Inhalt wurde von Dr. Sang Hun Lee, dem Gründer und ehemaligen Leiter des Unification Thought Institutes (UTI) an der Sun Moon Universität in Korea nach seinem Ableben über das Medium Young Soon Kim aus der Geistigen Welt diktiert. (Mehr dazu in der Einleitung des Buches.)

Die vier Vergleichstexte

Ein Wanderer im Lande der Geister von Franchezzo ist unter der ISBN  3 7999 0050 0 im Turm-Verlag erschienen;

Das Leben in der unsichtbaren Welt von Anthony Borgia (ISBN: 3923781032)  sowie der Nachfolgeband Begegnungen in der unsichtbaren Welt (ISBN: 392378127X) vom selben Autor können als Buch sowohl im Buchhandel als auch im Internet bezogen werden.

Auch Emanuel Swedenborgs Werke sind  zu einem großen Teil im Volltext im Internet zu finden.

Licht am Ende des Lebens von Betsy Eadie dürfte in deutscher Fassung noch nicht auf dem Markt verfügbar sein. Das englischsprachige Original ist jedoch ein berühmter Bestseller.